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Mein Leben

Mein Leben

Titel: Mein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Clapton
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von ihr scheiden lässt, muss ich sie wohl heiraten!« Es war wie eine Szene aus einem Woody-Allen-Film. Im Laufe der Jahre entwickelte sich zwischen uns so etwas wie ein lockeres Verhältnis unter Brüdern, wobei er natürlich der ältere Bruder war. Wir liebten uns ohne jeden Zweifel, aber wenn wir zusammenkamen, herrschte trotzdem oft Spannung und Konkurrenz zwischen uns, und ich behielt nur sehr selten das letzte Wort.
    Gegen Ende des Jahres flatterte die Einladung für eine große Party zum Abschied von The Band ins Haus. Ich war ein wenig schockiert, weil ich keine Ahnung hatte, dass sie sich auflösen wollten. Ich erinnerte mich allerdings daran, dass Robbie bereits bei unseren Aufnahmen in den Shangri-La-Studios über die ewigen Tourneen gemurrt hatte. Die Einladung, dort zu spielen, war eine große Ehre. Zahlreiche hoch angesehene Musiker sollten auftreten, darunter Van Morrison, Muddy Waters und Bob höchstpersönlich. Der neue Starregisseur Martin Scorsese, der Taxi Driver gedreht hatte, sollte das Ereignis für die Nachwelt auf Film bannen, und The Band würden ihren letzten Gig mit einem Haufen Freunde und musikalischer Gäste feiern. Das Konzert fand im Winterland statt, in den 60ern neben dem Fillmore die angesagte Konzerthalle in San Francisco. Pattie und ich flogen ein paar Tage früher in die USA und stürzten uns in eine wilde Party. Es war toll, Robbie und Richard wiederzusehen, Richard und ich verstanden uns ohnehin bestens, einfach weil wir aus demselben Holz geschnitzt sind. Aber auch all die anderen waren wie eine Familie für mich. Der Gig war großartig bis auf die Tatsache, dass sich am Anfang von »Further Up the Road« mein Gurt löste und ich die Gitarre gerade noch auffangen konnte. Van und Muddy stahlen mir die Show, aber vor allem die Version von »The Night They Drove Old Dixie Down« bleibt eine meiner liebsten Performances, die je in einem Film festgehalten wurden.
    Eines Tages rollte ein ramponierter Bus die Auffahrt von Hurtwood hinauf, Ronnie Lane stieg heraus. Ich kannte ihn, seit ich die Small Faces einmal in einem Gitarrenladen im West End getroffen hatte. Wir waren ins Gespräch gekommen, und sie hatten mich in das Studio eingeladen, in dem sie damals probten. Ich weiß noch, dass ich sie großartig fand. Auf einer persönlichen Ebene war Ronnie für mich immer der Interessanteste gewesen. Er war intelligent, gut gekleidet, sehr witzig und natürlich ein unglaublich talentierter Musiker. Als wir später in Ronnie Woods Haus für das Rainbow-Concert geprobt haben, kam er manchmal vorbei, und ich erinnere mich, dass ich mir wünschte, mehr Zeit mit ihm zu verbringen.
    Ronnie stand an einem Wendepunkt seines Lebens. Er hatte seine erste Frau Sue verlassen und war jetzt mit einer Frau namens Kate Lambert zusammen, die ein Faible für Pferdewagen und das Zigeunerleben hatte. Deshalb hatte er Pläne von der Art, wie sie mir schon vom Ormsby-Gore-Clan vertraut waren. Ich war sofort interessiert, weil ich wusste, dass wir viel gemeinsam hatten und früher oder später wahrscheinlich zusammenkommen würden. Ronnie und seine Freundin parkten ihren Bus vor unserem Haus und blieben eine Weile. Sie erzählten uns, dass sie ein vierzig Hektar großes Gut namens Fishbowl an der walisischen Grenze gekauft hätten, auf dem sie mit einer gemischten Gruppe aus Musikern und Freunden zusammen lebten. Damit hatten sie mir einen Floh ins Ohr gesetzt, und ich konnte es kaum erwarten, sie dort zu besuchen.
    Meine Faszination für das von Ronnie beschriebene Leben reichte zurück in die Gründungszeit von Cream, als ich mit Steve Winwood, der damals dabei war, Traffic zu formieren, öfter darüber diskutierte, wie man idealerweise leben und arbeiten sollte. Steve hatte gesagt, für ihn sei das Prinzip von ungelernter Arbeit entscheidend. Man spiele einfach mit Freunden und baue die Musik drum herum. Das war das Gegenmodell zu der Idee von Virtuosität und brachte eine Saite in mir zum Klingen, weil ich versuchte, dem Pseudo-Virtuosen-Image zu entkommen, das ich selbst mit aufgebaut hatte. Ronnie hatte etwas Ähnliches im Sinn, nur komplizierter, weil er versuchte, seine Musik mit einem echten Zirkus zu verbinden. Das Ganze hieß Ronnie Lane’s Passing Show und präsentierte Jongleure, Feuerschlucker und Tänzerinnen zusammen mit einer Band, die er Slim Chance nannte und in der neben anderen Bruce Rowlands, Kevin Westlake sowie Gallagher & Lyle mitspielten. Sie stellten in irgendeinem Dorf ein

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