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Mein Leben als Androidin

Mein Leben als Androidin

Titel: Mein Leben als Androidin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fine
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die den Bau der Hauptbiosphäre von Mandala in den ersten Tagen der Kolonie dokumentierte. Ich freute mich an den erhebenden Bildern von Androiden und Menschen, die Seite an Seite in kollektiver Harmonie an ihren vorläufigen Wohnkuppeln arbeiteten, die errichtet wurden, um diese unerschrockenen Wegbereiter vor der marsianischen Kälte und der starken ultravioletten Strahlung zu schützen. Mit einem raschen Schritt wurde zur gegenwärtigen Situation übergeblendet, und man sah das Ergebnis der anfänglichen Bemühungen, eine prosperierende Stadt, umgeben von den Satellitenkommunen Überfluß, Eintracht, Imago, Aquaria und Harmonie. Danach folgte eine Reportage aus Alexander Setis Arbeitszimmer. Der große Mann lächelte wohlwollend und nahm seinen Gedankenprozessor ab, um uns alle in Horizont willkommen zu heißen. (Bestimmt war auch er damit beschäftigt gewesen, seine Memoiren zu verfassen.) Sein volles weißes Haar und das koboldhafte Gesicht – so verblüffend bei einem Mann seines Alters – vermittelten einen Eindruck von großer Intelligenz, Weisheit und Charme.
    »Willkommen. Horizont ist ein Land der Harmonie zwischen den Spezies, wo Traum und Realität sich verbinden«, sagte er. »Hier leben Menschen und Androiden in gegenseitiger Toleranz.« Während sein Gesicht in die linke Bildhälfte rückte, erschienen rechts Aufnahmen von fröhlichen und ausgelassenen Bürgern unbestimmbarer Abstammung, die Arm in Arm den Freigeist-Boulevard entlangschlenderten, dann Ansichten von gut sortierten Geschäften und sauberen, frisch geschrubbten Kondos, von großen Treibhausanlagen, unter deren Minikuppeln pralles Obst und Gemüse im marsianischen Licht rosa schimmerte, und von Forschungslaboratorien in öffentlichen Parks, wo Wissenschaftler über Petrischalen meditierten. »Auf der Suche nach dem Schlüssel zu den Geheimnissen des vorprogrammierten Alterungsprozesses«, erklärte Seti. Dann brachte er mit einem Wink seiner Hand die Bilder zum Verschwinden und kündigte die nächste Sequenz an.
    »Die Semis von Horizont sind die lebende Verkörperung der Vereinigung von Mensch und Humanoiden.« (Ich mußte an Junior denken, den ich hatte zurücklassen müssen, aber auch an Jubilee, die ich in Kürze wieder in die Arme zu schließen hoffte.) »Wie der Chef verkündigt hat: ›Die neunte Generation wird die erste gebären. Und sie werden ihr Format bis zu den fernsten Sternen ausdehnen.‹« Geschäftige Geburtszentren für Semis drängten ins Bild, bunte Kindergärten füllten sich mit munteren Sprößlingen. »Wir Horizonter glauben, daß die Zukunft denen gehört, die sie mit positiver Imagination zu erschaffen verstehen. Du, der neue Bürger, kannst eine wichtige Rolle bei der Verwirklichung unserer Vision spielen. Du kannst dich entscheiden, bei der Entwicklung des evolutionären Bewußtseins mitzuwirken, oder …«
    Bilder menschlichen Wirkens in seinen abstoßendsten und negativsten Aspekten füllten das Gesichtsfeld: soziales Chaos; Krieg; Einzelpersonen, gebeugt unter der Last der Isolation, Trauer, Depressionen. »Zwietracht. Mangel. Die grausame Wirklichkeit deiner Welt. Alles Illusionen«, schnurrte Seti. »Die Menschheit hat es bestens verstanden, durch Überbetonung des Wettbewerbs ein lebensfeindliches Environment zu schaffen. In einem solchen Umfeld werden alle zu Gegnern, Androiden und Menschen, Sklaven und Gebieter, und allen wird das Dasein zur Bürde. Doch selbst unter diesen höllischen Bedingungen behält das Gesetz der Kooperation seine Gültigkeit, denn einzeln und als Masse habt ihr beschlossen, euch so enge Grenzen zu setzen. Nach eben diesen Maßstäben sind Harmonie, Überfluß und Selbstgenügsamkeit gleichfalls Illusionen. Aber!« Er hob einen Finger, um die Bedeutung seiner nächsten Worte zu unterstreichen. »Sie sind eine exaktere Reflexion der Naturgesetze, ganz zu schweigen davon, daß sie weit angenehmer zu erfahren sind. Warum nicht danach streben? Wie immer liegt die Entscheidung allein bei dir.«
    Anschwellen besinnlicher Musik, dann das Abbild der vielfarbigen Rose vor einem tiefblauen Himmel. »In Horizont, vorausgesetzt, deine Sehnsucht nach Befreiung ist stark genug, brauchst du diese Werte nur zu imaginieren, um ihrer teilhaftig zu sein. Um deine Formatierungsfähigkeit zu prüfen, konzentriere dich auf die vielfarbige Rose. Unterwirf dich ihr und laß es geschehen, daß sie deine Willenskraft umgestaltet zu dem Format deiner Wahl. Imaginiere deine Realität und projiziere sie.

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