Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mein Leben als Androidin

Mein Leben als Androidin

Titel: Mein Leben als Androidin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fine
Vom Netzwerk:
nervös, schaute den Gebieter an und er mich, dann wandten wir beide den Blick ab. Und schauten uns wieder an.
    »Angelika?«
    »Blaine?«
    Der Chef helfe mir, er war es wahrhaftig.
    Unsere ersten unartikulierten Ausrufe des Staunens und der Überraschung – in den seinen schwang ein Unterton von Freude, der bei mir fehlte – gingen allmählich in eine halbwegs vernünftige Unterhaltung über, die für mein Empfinden keineswegs die förmlich greifbare Absurdität der Situation zu kaschieren vermochte.
    Ja, ich war es tatsächlich – Angelika. Ich war von Anfang an in der Maschine gewesen, aber weiter hinten, da ich als eine der letzten an Bord gekommen war; aus diesem Grund hatten wir uns nicht schon früher getroffen. »Und du bist jetzt Humanistin?« fragte er. Da die Terroristen mir nicht geglaubt hatten, konnte ich mit Leugnen nichts gewinnen. Er freute sich, daß ich der Gemeinschaft beigetreten war, nahm liebevoll meine Hand und sagte, er habe oft an mich gedacht und immer gehofft, mich einmal wiederzusehen, allerdings nicht unter solchen Umständen. Ich erwiderte das Kompliment und dachte dabei: »Der Idiot hat diese Realität formatiert!« Ich hätte schreien mögen.
    Er bemerkte meine Anspannung und flüsterte mir ins Ohr: »Keine Bange. Niemand von uns ist wirklich in Gefahr. Bevor ich Armstrong verließ, wurde mir mitgeteilt, daß ein Zwischenfall geplant wäre. Das muß er sein.« – »Aber warum? Und von wem hast du es gehört?« – »Warum? Um die Pro-Kodex-Bewegung zu Hause in Mißkredit zu bringen und um unser Image aufzupolieren, jetzt, kurz vor den Wahlen. Nach diesem Schreck werden meine Anhänger so froh sein, mich unversehrt wiederzuhaben, daß sie diese idiotischen Skandale vergessen.« – »Skandale?« Er kicherte, da er meine Unwissenheit für Ironie hielt. »O Angelika, deinen Humor habe ich immer besonders an dir geschätzt.« Er drückte meine Hand. »Ganz zu schweigen von deinen sonstigen Qualitäten.« – »Ja, aber wer hat dir in Armstrong von einem inszenierten Anschlag erzählt?« – »Nun, ein Mitstreiter.« – »Nicht zufällig Micki Dee?« Er war schockiert. »Angelika! Wer hat dir solche Ideen in den Kopf gesetzt?« – »Die Hochaquarier.« – »Ach ja. Ihre Pamphlete bringen mich mit einer Art von interplanetarem Verbrechersyndikat in Zusammenhang. Ich habe es selbst gelesen. Lächerlich! Man kann nicht mal einen kleinen Abstecher nach Armstrong machen, um Spenden zu sammeln und sich ein bißchen zu amüsieren, ohne daß diese Droidenfreunde unsereinen mit Dreck bewerfen. Aber was macht das schon? Niemand glaubt ihnen.«
    »Schluß mit dem Geflüster!« schnauzte die Stewardeß. Er blinzelte ihr zu, wie um auszudrücken: »Na, na, kein Grund, die Sache zu übertreiben.« Dann flüsterte er, sobald wir erst heil und gesund auf dem Mars gelandet wären, müßten wir unbedingt unser früheres Verhältnis fortsetzen. »Andro wird begeistert sein.« Ehe ich höflich ablehnen konnte, schlug er vor, unser Wiedersehen zu feiern, und rief nach Champagner.
    Wenn die Stewardeß mit ihm im Bunde war, ließ sie es nicht merken. Sie näherte sich in drohender Haltung, den Laser im Anschlag. Er winkte ihr, die Waffe herunterzunehmen. »Bring uns eine Flasche von dem besten Champagner, den ihr an Bord habt. Und Gläser für alle.« Er deutete mit einer umfassenden Armbewegung auf seine Entourage. Es waren alles in allem zwei Dutzend Personen: diverse Wahlhelfer, alte Weggefährten und Politiker, manche mit ihren Frauen. Nach dem Ausdruck auf ihren Gesichtern zu schließen, waren sie in die Inszenierung nicht eingeweiht. Sie zeigten sich sogar höchst verwundert über sein Benehmen, das sie als Tollkühnheit ersten Grades mißverstanden. Einige fühlten sich davon ermutigt und bemühten sich, es ihrem Anführer gleichzutun, indem sie ihn bei seiner Forderung unterstützten. Die Stewardeß war im ersten Moment so überrumpelt, daß ihre Programmierung die Oberhand gewann und sie kehrtmachte, um diensteifrig den gewünschten Artikel herbeizuschaffen. Dann faßte sie sich und drehte sich unheilverkündend zu dem Humanisten herum. »Geh schon, hopp, hopp.« Blaine Fracass schnippte ungeduldig mit den Fingern. »Lauf, wie eine liebe kleine Droidenterroristin.«
    Mit einer so raschen Bewegung, daß er nicht ausweichen konnte, packte sie seine Hand und drückte zu. Jeder der Anwesenden zuckte bei dem Geräusch der brechenden Knochen schmerzlich zusammen. »Sohn einer Droidenhure!« Er stand

Weitere Kostenlose Bücher