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Mein Leben als Androidin

Mein Leben als Androidin

Titel: Mein Leben als Androidin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fine
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ein Hilfeschrei mit der flehentlichen Bitte, baldmöglichst meine Flucht zu arrangieren, denn dies war die schlimmste, die allerschlimmste Lage, in der ich mich je befunden hatte. Und in Erwiderung ihrer Fragen würde ich berichtet haben, wie es soweit kommen konnte, denn das war eine Geschichte für sich. Glücklicherweise bietet sich jetzt die Gelegenheit, mir von der Seele zu reden, was mich damals und all die Jahre seither belastet hat, und Sie, lieber Leser, sollen mir stellvertretend Ihr Ohr leihen. Ich vertraue darauf, daß Ihre Neugier ebenso groß ist, wenn nicht größer, als die Annas, und Sie deshalb keine Einwände erheben, wenn ich den Fluß der Geschichte hier unterbreche, um zu berichten, was im Anschluß an das Concordia-Desaster geschah.
    Als ich in einem privaten Krankenzimmer erwachte statt im ungewissen Jenseits, hätte ich nicht glücklicher sein können, denn das letzte, woran ich mich erinnerte, war das Erlöschen meines Bewußtseins vor der großartigen Kulisse des Weltalls. Ich hatte keine Ahnung, wieviel Zeit verstrichen war (mir schien es eine Ewigkeit zu sein), und nahm an, daß ich mich in Horizont befand, doch bei einem Gespräch mit den Krankenschwestern, deren gleichgültige und mürrische Art gar nicht zu dem Bild der erleuchteten Einheiten paßte, die ich dort vorzufinden erwartete, stellte sich heraus, daß ich erst vor vierundzwanzig Stunden in der Sanitätsstation des Kreuzers wiederbelebt und zur Rekonvaleszenz in das Krankenhaus von Kommerz eingeliefert worden war. Den Präsidenten hatte man nach der Wiederbelebung gleichfalls hier eingeliefert, und er erholte sich ausgezeichnet in einer Privatsuite auf derselben Etage. Noch hatte man mir kein Blut abgenommen oder sonstige Tests durchgeführt, die mir verhängnisvoll werden konnten, doch ich war felsenfest überzeugt, daß man es früher oder später der Vollständigkeit halber nachholen würde, und schmiedete deshalb Pläne, mich bei der ersten sich bietenden Gelegenheit davonzumachen.
    Dazu sollte es nicht kommen. Blaine stattete mir einen Besuch ab, auf Andros Schulter gestützt, der ihm den Krückstock ersetzte. Diese Kombination aus Stabschef und Leibdiener bestritt auch den größten Teil der Unterhaltung, da sein Gebieter nach dem schrecklichen Zwischenfall noch nicht wieder ganz er selbst war. Außerdem wurde seine Beredtsamkeit von kleinen, mit einer tragbaren Sauerstoffflasche verbundenen Plastikschläuchen in seinen Nasenlöchern beeinträchtigt. Ich bemerkte außerdem, daß seine Lippen verfärbt und aufgeplatzt waren. (Die wenigen Male, die Blaine etwas zum Gespräch beitrug, beschwerte er sich hauptsächlich über die Nachwirkungen des T-Max-Serums, denn er verspürte immer noch das unbequeme und extravagante Bedürfnis, die lautere Wahrheit zu sagen.) Nachdem er die Krankenschwestern hinausgeschickt hatte, teilte Andro mir mit, daß ich es wegen des kosmischen Kusses zu einer gewissen Berühmtheit gebracht hatte und demnächst interviewt werden würde; deshalb war es unabdingbar, daß meine und des Präsidenten Aussagen über die Entführung übereinstimmten. Wenn ich die Heldenrolle, die er für seinen Gebieter entworfen hatte, bestätigte, dann konnte er mir versprechen, daß das Angebot, das man mir fünf Jahre zuvor in Malibu gemacht hatte und das nie offiziell zurückgezogen worden war, daß nämliches Angebot also weiterhin bestehen blieb. Blaine fügte kurzatmig hinzu: »Sag ja, und du machst mich zum glücklichsten Mann in der ganzen Galaxis.« (Seine Stimme klang hoch und gepreßt; unter anderen Umständen hätte ich gelacht.) »Und was ist mit der Braut, die Gebieter Dee für dich ausgesucht hat?« erkundigte ich mich, um Zeit zum Nachdenken zu gewinnen. Ein beruhigendes Lächeln und eine wegwerfende Handbewegung sollten wohl andeuten, daß das kein Problem darstellte, und Andro erklärte, daß er dem betreffenden Ehrenmann den sehnlichen Wunsch seines Gebieters bereits vorgetragen und seinen Segen erhalten hatte.
    Ich konnte mir vorstellen, warum. Eine Heirat mit mir diente Gebieter Dees Interessen in mehrfacher Hinsicht; erstens als Garantie dafür, daß das schäbige Betragen des Präsidenten an Bord der Concordia niemals an die Öffentlichkeit gelangen würde; zweitens, weil man auf die obligatorische Verlobungszeit verzichten konnte – kein unwichtiges Detail in Anbetracht der unmittelbar bevorstehenden Wahlen; und drittens würden mich die Leute als glaubwürdige Braut akzeptieren, da viele sich

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