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Mein Leben als Androidin

Mein Leben als Androidin

Titel: Mein Leben als Androidin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fine
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legten sie mir Handschellen an, ich wurde geknebelt und zum Fenster geschoben. Machen Sie sich keine Sorgen ihretwegen, meinte einer von ihnen; man würde mich zur Rekonditionierung ins AÜ-Hauptquartier schaffen und anschließend stracks zurück nach Hollymoon.
    »Nein, nein, nein, nein«, rief Blaine, der plötzlich aus seinen Katastrophenvisionen erwachte und vor Erregung sämtliche Schläuche aus den Nasenlöchern schnaubte. »Das geht so nicht. Die Leute werden dahinterkommen!« Er hielt inne, rang nach Atem und winkte mit der Hand, um Andro zu beruhigen, denn dieser ergebene Diener hatte Anstalten gemacht, ihm zur Hilfe zu kommen. Niemand wagte ein Wort zu sprechen, während er mit der Hand auf dem Herzen dastand, um seine Atmung unter Kontrolle zu bringen. Endlich sagte; »Tötet sie. Erstickt die Verrückte mit einem Kissen.« Andro schüttelte den Kopf. »Warum nicht? Das Krankenhaus kann ein Bulletin herausgeben und erklären, daß sie nach dem fatalen Aufenthalt im Weltraum in ein Koma fiel, aus dem sie nicht mehr erwachte.« Er wandte sich an die Männer von der AÜ. »Wird's bald!« Doch Andro nahm ihn beiseite und wartete flüsternd mit einem besseren Vorschlag auf. Dank meines scharfen P9-Gehörs konnte ich jedes Wort verstehen.
    »Mit allem gebührenden Respekt, Gebieter«, hörte ich ihn sagen, »statt sie zu eliminieren, warum nicht diese unerwartete Entwicklung zu unserem Vorteil nutzen und sie zur Kur schicken – quasi durch die Hintertür? Auf diese Art kann man sie mit einem IZ bändigen und dann für die Rolle programmieren, die ihr anzubieten sie uns verführt hat. Wir sammeln Pluspunkte bei den Wählern und haben bei klugem Einsatz dieses exzellenten Werkzeugs auf lange Sicht nur Gewinn von der Sache. Denk nur, Gebieter – eine vollkommen willenlose, nach Belieben programmierbare First Lady …«
    Blaine ließ sich den Vorschlag durch den Kopf gehen, während ein Lächeln seine Lippen umspielte.
    »Wir werden zuletzt lachen«, fuhr sein gewiefter Berater fort. »Mach dir keine Gedanken wegen der Mediaeinheiten. Man kann dafür sorgen, daß der letzte Teil der Reportage gelöscht wird. Und was diese werten Gebieter von der AÜ betrifft, auch sie kann man aus dem Weg räumen, allerdings erst, nachdem sie einen vertraulichen Auftrag erledigt haben, für den ich ihnen ein kleines Vermögen in Aussicht stelle, wenn sie den Mund halten. Soll ich ihnen Anweisung geben, unsere Freundin hier zur Rehabilitation zu schaffen?«
    Blaine nickte zufrieden. Andros Plan gemäß wurde ich, die neue First Lady von Frontera, in den Kofferraum des Aeros gepackt, das immer noch vor meinem Fenster schwebte, und zum nächstgelegenen Reha-Zentrum geflogen. Meine schreiend vorgetragenen Bitten an diese Deppen, daß man sie zur Belohnung für ihre Dienste exekutieren würde und daß sie fliehen sollten (und mich selbstverständlich mitnehmen), wurden von dem Knebel erstickt. Um es kurz zu machen, ich wurde gleich nach der Ankunft sediert, in den OP gefahren, wo man mir einen Internen Zensor einpflanzte, wenige Tage später mit einem speziell entworfenen Programm gefüttert und auf schnellstem Wege zu den Pyramiden des Mars verfrachtet, für das zweiwöchige Flitterwochenspektakel, das man der Presse zuliebe inszeniert hatte. Und für Micki Dee. Sehen Sie, Blaine war sehr darauf bedacht, die Tatsache, daß es sich bei seiner First Lady um einen P9 handelte, vor seinem Paten geheimzuhalten. Micki hatte kein Verständnis für derlei Extravaganzen; vielleicht ließ er ihn sogar fallen, zugunsten eines weniger angreifbaren Kandidaten
    Das war's. Jetzt begreifen Sie wohl, daß es die programmierte First Lady war, nicht ich, die Annas Glückwunschhologramm erhielt und diesen kurzen Briefwechsel mit ihr führte. Die First Lady war tatsächlich überzeugt davon, ein Mensch zu sein, und glaubte jedes Wort in ihrem Brief. In Anbetracht dieser Sachlage könnte man zu der Ansicht kommen, daß ich am Ende die Gelackmeierte war – in die eigene Grube gefallen, wie man so sagt. Ah, aber ich bin diejenige, die zuletzt lacht, denn ohne Wissen meiner Gebieter war ich unter der Programmierung hellwach, während sie mich für erledigt hielten, und bin deshalb jetzt in der Lage, die Wahrheit zu enthüllen, über Angelika Fracass, die Palastintrigen, die politische Mißwirtschaft, ganz zu schweigen (obwohl ich genau das nicht tun werde!) von meiner sogenannten Entführung, dem Einmarsch in Horizont und dem Attentat, das man mir

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