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Mein Leben als Androidin

Mein Leben als Androidin

Titel: Mein Leben als Androidin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fine
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noch an unsere Beziehung in Malibu erinnerten. Für Blaine gab es noch einen Grund, eine Verbindung mit mir jeder anderen vorzuziehen, den er seinem Wohltäter in Armstrong aber wohlweislich verschwieg, nämlich daß er nach unserer Heirat sein Verhältnis mit Andro fortsetzen konnte, und das zählte für ihn mehr als alles andere.
    Keine sonderlich verlockenden Aussichten für mich, wie man verstehen wird, doch ich spielte mit in der Hoffnung, daß es mir noch vor dem Abend gelang, das Krankenhaus zu verlassen und nach Horizont zu fliehen. Also akzeptierte ich das Angebot, wenn ich auch erst den Anschein zu erwecken versuchte, daß mir der Entschluß nicht leichtfiel, denn ich fürchtete, allzu große Bereitwilligkeit würde das Mißtrauen besonders von Andro wecken. Ich bemerkte sinngemäß, daß er hoffentlich nicht glaubte, ich würde als bekehrte Humanistin immer noch dasselbe anrüchige Gewerbe ausüben wie damals in Malibu. Zutiefst verwundert erwiderte er: »Aber Angelika, Liebes, ich habe dich immer geliebt …« Die Nachwirkungen des T-Max sorgten dafür, daß ihm die Worte im Hals stecken blieben. Es sah aus, als würde er an Ort und Stelle ersticken, und diesmal wäre ich ihm nicht zu Hilfe geeilt, seien Sie dessen versichert. Doch nach und nach erholte er sich, und Andro versicherte mir an seiner Statt, die Gefühle seines Gebieters für mich seien so tief, daß sie sich nicht in Worte fassen ließen. Ich konnte der Versuchung nicht widerstehen, darauf hinzuweisen, daß er an einem kritischen Punkt der Entführung mich als Opferlamm auserkoren hatte.
    Diesmal nahm seine Konsternation solche Ausmaße an, daß er keine halbwegs verständliche Antwort zustande brachte und schon gar keine, die einen Sinn ergab. Er röchelte, lallte und gurgelte, und Andro, der nicht wissen konnte, worauf ich anspielte, stand ratlos daneben. Schließlich half ich ihnen aus der Patsche und gab vor, göttlicher Einsicht teilhaftig des Inhalts zu werden, daß auch mein Opfergang der Wille des Herrn gewesen war. »Ohne deine Entscheidung«, sagte ich zu ihm, »wäre ich mit den übrigen Passagieren bei der Explosion zu Tode gekommen und hätte dich nicht wiederbeleben können. So hast du durch deine scheinbare Herzlosigkeit uns beide gerettet und die humanistische Bewegung außerdem. Verstehst du?«
    Er verstand in der Tat. Und gab mir recht. Ich war die letzte gewesen, die er den Terroristen ausliefern wollte, aber ein Wille, stärker als der seine, hatte ihn gelenkt. »Ich dachte, es sei Satan oder der Chef, aber es war Gott.« (Es kostete ihn Mühe, diese Mär über die Lippen zu bringen, aber schließlich gelang es ihm. Das Serum spielte ihm böse Streiche bei der Formulierung dessen, was er ausdrücken wollte.) »Wie kann ich ihr das antun, dachte ich damals«, sagte er und ließ vor seinem inneren Auge noch einmal den Moment Revue passieren, als man ihn gezwungen hatte, ein Todesopfer auszuwählen. »Ich liebe diese Frau.«
    Ich machte gute Miene zum bösen Spiel und versicherte, daß ich genauso fühlte, unser Wiedersehen auf dem Schiff hätte meine Liebe neu entflammt. Er entgegnete, er habe nie geahnt, daß ich etwas für ihn empfand, sondern geglaubt, ich würde unsere Beziehung in Malibu rein geschäftlich sehen. »O Blaine. Das war nur eine Pose, ein Selbstschutz. Ich habe dich immer geliebt, doch mir fehlte der Mut, es dir zu gestehen, denn wer war ich schon? Ein Freudenmädchen, das du nur verachten konntest. Das ist der Grund, weshalb ich dich nicht heiraten wollte – damals.« Schon saß er neben mir auf dem Bett, nannte mich ›Liebling‹ und küßte mich mit kratzenden Nasenschläuchen. Nach etwa einer halben Minute dieses heuchlerischen Getues ließ er mich von Andro über die Geschichte informieren, an die ich mich halten sollte, und rief die Presse herein.
    Ich wiederholte seine abscheulichen Lügen von A bis Z, schwärmte von Blaines Heldenmut und verfluchte Horizont, wie Anna in ihrem Brief beklagt hatte, weil ich damit rechnete, jedes Wort später widerrufen zu können, nach meiner Flucht, die ich zu bewerkstelligen hoffte, sobald das Interview beendet und ich Blaine und Andro losgeworden war. Sie können sich meine Ungeduld vorstellen, als das Geschwafel schier kein Ende nehmen wollte. Alle diese Fragen über die Entführung und unsere wundersame Rettung – sie machten mich verrückt! Doch am unerträglichsten war Blaine, der den Arm um mich legte und kundtat, daß wir in Armstrong heimlich getraut

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