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Mein Leben als Androidin

Mein Leben als Androidin

Titel: Mein Leben als Androidin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fine
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worden waren. Falls Sie dieses auf fast allen Kanälen gesendete Interview gesehen haben, erinnern Sie sich bestimmt, wie gerührt der Präsident war, bis er kaum noch sprechen konnte. Wieder das T-Max. Andro war rasch mit den näheren Einzelheiten zur Hand, erklärte, daß wir einander seit einem Jahr heimlich getroffen hätten, auf der Erde und dem Mond, und daß der Präsident seine letzte Reise nach Armstrong unternommen hatte, um mich zu heiraten. Ich spielte meine Rolle und hielt mich Wort für Wort an Andros Instruktionen: daß ich hoffte, die guten Leute hier würden die Bekanntgabe unserer Verbindung nicht für geschmacklos halten, angesichts der furchtbaren Tragödie (zahlreiche Tote zu betrauern, unersetzlicher Verlust etc.), aber für mich wäre es der einzige lichte Funke in dieser schweren Zeit, die wir gemeinsam usw., und es würde mich beglücken, wenn die Bevölkerung Fronteras unsere Ehe auch unter diesem Aspekt betrachten könnte. Wie Sie wissen, kam die Rede sehr gut an. »Mars hat die Concordia verloren, aber eine neue First Lady gewonnen«, hieß es in den Nachrichtenspulen.
    Doch was man Ihnen vorenthalten hat – denn die Holoreportagen von diesem Zwischenfall wurden konfisziert –, war mein kompletter und würdeloser Zusammenbruch nach diesem Auftritt. Blaine und ich befanden uns mitten in einer Reprise unseres kosmischen Kusses, für die Kamera der anwesenden Medienvertreter (er fiel wegen der schon erwähnten Nasenschläuche etwas zurückhaltender aus), als die Frist, die ich völlig vergessen hatte, ablief und der Alarm aktiviert wurde. Niemand sonst konnte ihn hören, da der Alarm sich auf das Innere meines Kopfes beschränkte: Er war so laut und durchdringend, daß ich das Gefühl hatte, mein Schädel würde mit einer Motorsäge gespalten. Ich kreischte, schlug um mich und fiel aus dem Bett auf den Boden. Alle Anwesenden dachten, ich wäre vollkommen übergeschnappt. Die Media-Einheiten wichen zurück, doch waren sie gleich wieder zur Stelle und stritten um die besten Plätze. »Raus! Raus!« versuchte Blaine zu rufen, röchelte statt dessen aber: »Jagt die Pressefritzen zum Teufel!« Sofort machten sich drei herbeigeeilte Leibwächter ans Werk, schleiften, wenn nötig, zwei Pressevertreter gleichzeitig aus dem Zimmer und nahmen ihnen überdies die Recorder ab, während Andro brüllte, sie würden allesamt exterminiert werden, falls sie es wagten, in den Nachrichten darüber zu berichten, und mitten in dem Getümmel versuchten die Ärzte und Schwestern, mich zu sedieren. Ich kann Ihnen sagen, es war eine eindrucksvolle Szene und doch nur die Ouvertüre zum großen Finale, das vom Auftauchen einer Zwei-Mann-Streife der AÜ eingeleitet wurde, die ihr Aero vor meinem Fenster parkten. Die braven Männer verloren keine Zeit, schlugen das Fenster ein, sprangen ins Zimmer und wollten mich packen, derweil sie riefen, ich sei eine flüchtige Einheit, die ihre Frist nicht genutzt hatte. Sie hätten den Ausdruck auf Blaines Gesicht sehen sollen. »Ein P9? Ein flüchtiger Droide? Ich habe einen Droiden geheiratet?« jammerte er. Es war der einzige erfreuliche Moment in der ganzen Affäre. »O Scheiße!« fluchte er, und die Erkenntnis der Folgen dieses Debakels trafen ihn mit solcher Wucht, daß die Hälfte der Schläuche in seiner Nase platzte.
    Andro scheuchte unter dem Vorwand der nationalen Sicherheit das Klinikpersonal aus dem Zimmer und verlangte dann von der AÜ Beweise für ihre Behauptung. Sie gehorchten ohne weitere Umstände, sobald sie Blaine erkannt hatten. Nach ihrer anfänglichen Verwunderung legten sie ein ausgesprochen unterwürfiges und ehrerbietiges Verhalten an den Tag. Sie händigten ihm ihr Peilgerät aus und erklärten nervös, wie es den Alarm registriert und sie zu dem Flüchtling geführt hatte; es zeigte auch an, daß ich eine entlaufene Aktrice von Stellar Entertainment war.
    Ihr Oberhaupt drehte wie betäubt das Peilgerät in den Händen und murmelte vor sich hin, er würde zum Gespött der ganzen Milchstraße werden, wenn das herauskäme: Aus dem kosmischen Kuß würde eine kosmische Farce werden; seine Karriere wäre ruiniert. Die Männer von der AÜ waren peinlich berührt. Eingeschüchtert meinten sie, es wäre wohl am besten, wenn sie ihren Job erledigten und abhauten. Derweil er sich in Selbstmitleid erging, beendeten sie meine hyperkinetische Folter mittels eines ähnlichen pistolenförmigen Geräts, mit dem der Aufruf in Armstrong installiert worden war. Dann

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