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Mein Leben als Androidin

Mein Leben als Androidin

Titel: Mein Leben als Androidin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fine
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aber eigentlich nur für den Fall, daß Mediaeinheiten anwesend waren – wie sich herausstellte, hatte er sich umsonst bemüht. »Gemäß den interplanetaren Statuten bezüglich der Behandlung von Geiseln bestehe ich darauf, mit meiner Regierung wegen Lady Fracass Verbindung aufnehmen zu dürfen«, verkündete er pathetisch. »Hiermit mache ich Sie für ihr Wohl und Wehe verantwortlich; falls ihr etwas zustößt, wird das ernsthafte Konsequenzen nach sich ziehen.«
    Augenscheinlich wußten die Berater nichts von der Entführung, denn sie reagierten auf diese Erklärung mit deutlicher Verblüffung. Der Pilot, der mittlerweile aus dem Cockpit gesprungen war, erklärte ihnen mit gedämpfter Stimme die Situation: daß es sich um eine zensierte P9-Einheit handelte, die man nach einem langen, anstrengenden Flug von der Erde eben aus dem Schmuggelversteck im Laderaum eines Frachters geholt hatte und die unverzüglich von dem IZ befreit werden mußte. »Idioten! Ich bin nicht programmiert!« protestierte Andro, als man ihn fortschaffte. »Ich habe keinen IZ. Es gibt keinen Grund für eine Operation! Halt!« Solche Behauptungen hörten die Berater ständig von programmierten Einheiten, also schenkten sie Andros Geschrei keine Aufmerksamkeit. Sie nahmen an, es wäre das Programm, das ums Überleben kämpfte. Die wirkliche Einheit würde ihnen danken, wenn der interne Zensor erst durch einen entsprechenden Eingriff entfernt worden war. »Ihr macht einen großen Fehler!« tönte seine Stimme aus dem Treppenschacht, während man ihn die Stufen hinunterschleppte. »So hört doch! Man wird euch angreifen! Ich bin der einzige, der durch Verhandlungen die Krise zu einem unblutigen Abschluß bringen kann. Laßt mich mit Präsident Fracass sprechen! Bitte!«
    Wir drückten uns gegen die Rückenlehne der Sitzbank, als der falsche Chauffeur den Kopf zur Tür hereinsteckte und uns forschend musterte. Ein kleiner Teil von mir, irgendwo tief drinnen, wußte, es war Tad, wer sonst, glattrasiert und in der Uniform meines Chauffeurs. Dieser kleine Teil hätte sich ihm überglücklich an die Brust geworfen, wurde aber von dem IZ zur Passivität verurteilt. Also duckten wir uns angsterfüllt.
    »Molly?« fragte er leise und erwartungsvoll. Er hoffte, daß ich nicht zensiert war; er hoffte, daß Annas Befürchtung sich als unbegründet erwies – sie hatte ihn gewarnt, bevor er zu diesem waghalsigen und verrückten Abenteuer auszog, daß ich vermutlich programmiert worden war. Die P9-Reversion war sein erster Stop gewesen, falls Anna recht haben solle. Doch in dem Augenblick, als er meinen Namen aussprach, wurde Molly II aktiviert, und ihr gelang es – unabsichtlich –, ihn über den wahren Sachverhalt zu täuschen. »Ja, Liebling«, erwiderte sie automatisch und bedachte ihn mit einem wissenden, vertraulichen Lächeln, also sprang er in die Kabine und nahm sie in die Arme. Statt sich über den plötzlichen Überfall verwirrt zu zeigen, reagierte Molly II nicht anders, als sie es Andro gegenüber getan haben würde. (Sie machte keine Unterschiede in dieser Hinsicht, weil Andro versäumt hatte, das Zweigprogramm zu spezifizieren; deshalb schenkte Molly II ihre Liebe, Sympathie und Anteilnahme jedem, der sie aktivierte.)
    »Ich bin froh, daß du hier bist«, sagte sie überschwenglich. »Erzähl mir alles. Alles.» Worauf ihr Paris erwiderte, dazu sei er gerne bereit und könne es auch seinerseits kaum erwarten zu hören, wie es ihr ergangen war, doch zuvor mußte er sie zum Audimax bringen, wo sich inzwischen bestimmt die Hälfte der gesamten Einwohnerschaft Horizonts versammelt hatte, denn beim Überfliegen der Grenze hatte er über Funk vom Erfolg seines Unternehmens berichtet. Er würde Rede und Antwort stehen müssen, bekannte er, weil die Aktion vom Obersten Konsensorium nicht abgesegnet worden war.
    Er wehrte die Berater ab, die zurückgekehrt waren, um den zweiten ›Flüchtling‹ zur Reversion zu geleiten. Das wäre in diesem Fall nicht erforderlich, erklärte er und ließ Molly II statt dessen im Cockpit Platz nehmen. Auf dem Flug zum Audimax veranlaßte ihn die wiederholte Aufforderung seiner liebe- und teilnahmsvollen Passagierin zu einer kurzen und bruchstückhaften Aufzählung seiner Abenteuer seit ihrem unterbrochenen Frohmat in Armstrong.
    »Frohmat?«
    Er hörte nicht. Er war zu sehr davon in Anspruch genommen zu beschreiben, wie er aus dem Erholungsheim für Gebieter auf der Erde entkommen war, in das ihn seine Mutter nach dem

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