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Mein Leben als Androidin

Mein Leben als Androidin

Titel: Mein Leben als Androidin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fine
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Was Blaine in seiner schwärzesten Stunde an Bord der Concordia befürchtet hatte, war nach dieser langen Zeit on line gekommen: Man ließ ihn fallen. Das Wie und Warum waren ein bißchen kompliziert; Molly II und I wurden gebeten, gut aufzupassen.
    Der Hauptrivale von United Systems im Vorstand der TWAC war Sensei Inc., der größte japanische Konzern mit interplanetaren Interessen. Das hatte sogar ich am Rande mitbekommen, da ihre Rivalität von Zeit zu Zeit in der Presse erwähnt wurde. Was die Öffentlichkeit nicht erfuhr und was hier zum ersten Mal zur Sprache kommen soll – genau so, wie Andro es uns damals erzählte –, war, daß Sensei und seine Verbündeten im Verwaltungsrat die Klage der LRA zum Anlaß genommen hatten, die von United Systems ›gesponserte‹ Humanistenregierung durch ein Hintertüren-Komplott auszuschalten. Der Schlüssel zu ihrem Plan war Micki Dee. Das IBV (Interplanetares Büro für Verbrechensbekämpfung) hatte eine Untersuchung gegen ihn eingeleitet, wegen vermuteter krimineller Geschäfte, von Orbherstellung und -vertrieb bis zu illegalen Androidenplantagen, Bestechung und Erschleichung von Orbiterkonstruktionslizenzen. Sensei hatte Vertrauensleute im IBV und konnte dafür sorgen, daß die Untersuchung wegen Mangels an Beweisen eingestellt wurde, vorausgesetzt, Dee sorgte für den Zusammenbruch des humanistischen Stützpfeilers von United Systems auf dem Mars. Das war der Punkt, an dem Andro ins Spiel kam.
    »Meine Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, daß die Klage der LRA, die dich als P9 entlarven wird, sich zu dem einen Skandal auswächst, aus dem der Präsident sich nicht herauswinden kann.«
    »Seit wann weiß Gebieter Dee von mir?«
    »Überhaupt nicht. Niemand weiß von dir, mein Kleines. Doch unmittelbar nach Setis Exekution fühlte ich mich so demoralisiert, daß ich Gebieter Dee von Lady Fracass erzählte – daß sie ein P9 wäre. Es war die einzige Karte, die ich noch ausspielen konnte. Ich hoffte, er würde zornig auf Blaine werden und etwas Furchtbares tun, aber er sagte nichts weiter als: ›Interessant.‹ Ich war sehr enttäuscht.
    Doch jetzt begreife ich, daß er nur den richtigen Zeitpunkt abgewartet hat. Und der ist, scheint's, jetzt gekommen. O ja! Die Saat unserer Frohmate, Molly, kommt langsam on line. Es war unrecht von mir zu verzweifeln; solche Dinge brauchen Zeit.«
    »Nebenbei bemerkt, was Gebieter Dee nicht weiß, ist, daß ich meine eigenen Gründe habe, mich an der Verschwörung zu beteiligen, und ihm nicht nur helfe, weil ich die gehorsame kleine Einheit bin, für die er mich hält. Aber ich habe dir immer noch nicht alles gesagt. Hör zu. Nach dem Attentat wird ganz Frontera sich über das ungeheuerliche Verbrechen empören und …«
    »Nicht so schnell. Das verstehe ich nicht. Empörung über ein Attentat auf mich, nachdem man mich als P9 entlarvt hat? Das ergibt keinen Sinn, Andro. Mir kommt allmählich der Verdacht, daß du dir die ganze Geschichte aus den Fingern gesogen hast.«
    (»Hört, hört!« sagte ich, denn ich war nicht minder verwirrt.)
    »Versuch nicht, schlauer zu sein als ich, Kleines. Als ich noch ›programmiert‹ war, hätte ich Gebieter Dee, Sensei und all die anderen Firmenbonzen samt und sonders ausmanövrieren können. Das ist ihr Plan, nicht meiner, und trotzdem nicht so unzulänglich, wie du zu glauben scheinst. Du mußt wissen, es geht nicht um deine Ermordung, sondern um Blaines.«
    »Genial.«
    »Ja, nicht wahr? Smedley ist als Sündenbock ausersehen. Man wird seinem Flügel der Humanistenpartei die Schuld zuschieben und aufdecken, daß einige seiner Anhänger mit der RAG sympathisieren. Micki besorgt die Koordination der Mafiaprovokateure, die bereits in Smedleys Reihen eingeschleust wurden. Meine Aufgabe besteht darin, dafür zu sorgen, daß Blaine hart bleibt und sich weigert, zurückzutreten, nachdem die First Lady als Lockes entlaufener P9 identifiziert worden ist. Das liefert den Vorwand für die gewalttätigen Demonstrationen. Die Humanisten werden sich in zwei Lager spalten, und die internen Zwistigkeiten kulminieren in dem Attentat auf den Präsidenten.«
    »Bedeutet das, die RAG wird keinen Anschlag auf die First Lady verüben?« Molly II klang aufrichtig enttäuscht.
    »Nein. Seti sei gepriesen. Blaine wird keine Gelegenheit mehr dazu haben. Nun, wie ich schon sagte, nach dem Attentat wird man Neuwahlen abhalten, und die Gebieterpartei kommt an die Macht, doch zuvor muß natürlich das Militär Ruhe und Ordnung

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