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Mein Leben als Androidin

Mein Leben als Androidin

Titel: Mein Leben als Androidin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fine
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Überrascht warf sie ihm einen fragenden Blick zu. »Das ist erstaunlich. Etwas Ähnliches habe ich nie zuvor empfunden.«
    »Was denn?«
    »Guter Chef, es ist so offensichtlich. Wie konnte ich so blind sein. Ich …«
    »Was? Was?«
    »Die ganze Zeit habe ich versucht, die wirkliche Molly zu finden, dabei hatte ich sie hier vor mir. Ja, ja. Du bist es, mein Herz. Du!«
    »Ich? Aber …«
    »Du bist es, die ich liebe! Oh, was für ein Narr ich gewesen bin. Kannst du mir je verzeihen?«
    Er zog sie an sich.
    »Soll ich dir glauben?« Er schenkte ihr einen waidwunden Blick. Noch immer nicht restlos überzeugt, erinnerte sie ihn an frühere Beleidigungen. »Du nanntest mich eine künstliche Persönlichkeit.«
    »Du hast unermeßlich an Tiefe gewonnen.«
    Sie schmolz dahin. »Andro, du kannst dir nicht vorstellen, wieviel mir das bedeutet.«
    Der Schuft! Natürlich war alles Lüge, um sich ihrer rückhaltlosen Mitwirkung bei dem Frohmat für den Erfolg der Sensei-Dee-Verschwörung zu versichern. In Anbetracht der Bedeutung des Anlasses mochte ich ihn nicht verdammen, als sie sich umarmten, denn in diesem besonderen Fall schien mir der Zweck die Mittel zu heiligen. Doch gutheißen konnte ich seinen kaltherzigen Betrug auch nicht, obwohl sie das Opfer war. Oh, er war grausam, dieser Andro. So grausam.
    Was den Augenblick noch schmerzlicher und schwerer erträglich machte, war ihre plötzliche Sorge um seine Zukunft, die – wie sie zwischen leidenschaftlichen Küssen zu bedenken gab – keineswegs gesichert war. Nach Blaines Hinscheiden würde er sein Zimmer im Palast verlieren und höchstwahrscheinlich verkauft oder bei einer Auktion zur Versteigerung angeboten werden. Keine Sorge, meinte er. Gebieter Dee hatte ihm versichert, daß ein Posten als Seniorberater des CEO von Sensei Inc. auf ihn wartete.
    »Aber dann werden wir uns nie mehr wiedersehen.«
    »Du wirst mich begleiten. Der CEO ist« – ein bedeutungsvolles Heben der Augenbrauen – »Frank Hirojones.«
    Sie antwortete nicht gleich, während ich innerlich schauderte. »Noch ein bemerkenswerter Konnex, und ich schreie!«
    »Gebieter Dee hat mir anvertraut, daß ihr zwei euch schon seit Malibu kennt, als der jetzige CEO noch an seiner Karriere bastelte. Wie auch immer, FH empfindet große Sympathie für deine Namensvetterin, also nehme ich an, daß es uns gelingen wird, unsere Beziehung hinter dem Rücken des neuen Gebieters fortzuführen.«
    »Wenn das keine Gemeinheit ist«, schalt ich unhörbar. »Da du vorhast, mich sofort von dem IZ befreien zu lassen, sobald sich die Machtverhältnisse hier geändert haben, ist Molly längst Geschichte, wenn du deinen Posten antrittst.« Je mehr ich darüber nachdachte, desto zorniger wurde ich. Was für ein eitler Geck! Er bildete sich ein, daß auch die echte Molly sich mit einem solchen Besenkammer-Verhältnis abfinden würde! Der ehemalige Meisterstratege gab sich Illusionen hin, ebenso wie sein neuer Gebieter FH, der nach all diesen Jahren – und einem Selbstmordversuch in Malibu – immer noch mein Bild im Herzen trug. Ich gelobte mir an Ort und Stelle, ihnen beiden eine herbe Enttäuschung zu bereiten, wenn ich den IZ erst los war. Ja, ich würde meinen eigenen Weg gehen, und wenn ich gegen Teufel und Konzernbonzen kämpfen mußte! Mein Programm war ähnlich aufgebracht.
    »Heimliche Treffen in einem Firmenobjekt? Das klingt nicht sehr verlockend, Andro. Gibt es keine Möglichkeit, hier im Palast zu bleiben? Ich mag dein Zimmer so sehr.« Er strafte sie mit einem mahnenden Blick. Sogleich nahm sie alles zurück.
    »Ach, Andro, hör nicht auf mich. Was immer du für uns imaginierst, soll mir Befehl sein, solange wir zusammenbleiben, für immer und ewig.«
    »Das ist meine Molly.«
    Und ohne weitere Umschweife kehrten sie zu der Beschäftigung zurück, die sie am besten beherrschten, und projizierten ihre strahlenden Zukunftsvisionen auf das nichtsahnende Universum.
    Aufgrund früherer Erfahrungen glaubte ich mit ziemlicher Sicherheit vorhersagen zu können, daß die Dinge sich ein klein wenig anders entwickeln würden als erwartet. Ich hatte eine Theorie. Mein Gedankengang zu jener Zeit war ungefähr folgender: »Es sind nicht der arme, entprogrammierte Andro und die von ihm kreierte Kopie meiner selbst, die dieses interessante Szenario on line gebracht haben. Nein, er hat nicht einmal mein Schicksal in der Hand. In dieser Ecke des Universums ist es der Mars, der die Fäden spinnt.« Wenn ich an Blaine dachte, wollte

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