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Mein Leben als Androidin

Mein Leben als Androidin

Titel: Mein Leben als Androidin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fine
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mir scheinen, daß er mit der Ausmerzung der Horizont-Alternative, die für ihn von diesem perversen Planeten vorgesehenen Handlangerdienste erledigt hatte und entbehrlich geworden war. Je mehr er zappelte, sich hierhin und dorthin wandte auf der Suche nach einem Ausweg aus den unentwirrbaren juristischen Fangstricken, die eine Million Meilen von hier für ihn ausgelegt wurden, desto gründlicher verstrickte er sich darin und desto schneller nahte der Tag meiner Befreiung. Nur – welche neue Widrigkeit mochte die boshafte Kugel aus totem Gestein plötzlich hervorzaubern, um mich zu fangen, wenn ich eben zu entschlüpfen glaubte?
     

Kapitel zehn
    So geschah es, daß in den ersten Monaten des dritten und erfolgreichsten Jahres seiner zweiten Amtszeit, dem Jahr 2085, auf dem Höhepunkt seiner politischen Macht, der scheinbar unangreifbare Reverend-Präsident gestürzt wurde, tödlich getroffen von der unscheinbaren Zivilklage eines heruntergekommenen Ex-Sträflings und sorgsam zum Richtblock geführt von der Hand seines verräterischen Stabschefs, der sich einbildete, alles für Horizont und seine kostbare Molly zu tun, während er in Wirklichkeit an den Fäden jener fernen Gebieter aus Wirtschaft und Kriminalität zappelte, die auch glaubten, den Mars zähmen zu können. Im Zuge dieser Sequenz meiner Geschichte erfährt der Charakter des heimtückischen Dieners – wenn auch nicht gänzlich unsympathisch – seine endgültige Ausformung; die Ereignisse, die er ausgelöst zu haben wähnte, gelangen zur Vollendung, und es schließt sich der Kreis meiner Beziehungen zu dem verabscheuungswürdigen Blaine Fracass. Oder wäre es richtiger zu sagen, daß sie am Ende die Plätze tauschten? Daß der Gebieter als Satellit in seines Sklaven Einflußsphäre kreiste? Wie auch immer, die beiden sind in meinem Bewußtsein untrennbar miteinander verbunden, so daß bei der ausführlichen Berichterstattung über die Aktivitäten des Sklaven während meiner letzten Zeit in Frontera auch der Gebieter plastisch hervortritt. In diesem Kapitel also und dem nächsten erleben Sie den Höhepunkt und das Ende des gemeinsamen Schicksals dieses zwielichtigen Paares.
    Blaines Schicksal war in dem Moment besiegelt, als er Andros Vorschlag zustimmte, sich die Dienste des bereits erwähnten IBM-Anwalts, Jug, zu sichern, der sich bei den Verhandlungen im Auftrag der vormaligen Gebieterin Locke als so effektiv erwiesen hatte. Die Firma, die über ihn verfügte, M. M. & M., war überdies bereits in ihr dunkles Geheimnis eingeweiht, führte Andro als Pluspunkt an. Allein deshalb empfahl es sich, ihnen den Fall zu übergeben, und den Schutz der gesetzlichen Schweigepflicht zu genießen, als sie auf der Seite der LRA zu wissen.
    In Wahrheit hatten sich das TWAC-Syndikat und ihr neuer Partner, Micki Dee, längst mit M. M. & M. geeinigt, um den Flurschaden des Umsturzes möglichst geringzuhalten. Man hatte sich mit Edwin Meese VIII dahingehend verständigt, daß sein Klient verlieren mußte und daß unter keinen Umständen ihre eigene Rolle in dieser Sache bekannt werden durfte. In diesem Sinne wurde Jug programmiert, insgeheim gegen die Interessen seines Klienten zu handeln, während er scheinbar mit größtem Eifer dafür eintrat. Dementsprechend unternahm er emsig alle juristischen Schritte, um jede Bemühung der LRA, den Fall voranzutreiben, abzublocken – und verlor jedesmal. Seine Versuche, die Anklage wegen Formfehlern abweisen zu lassen, wurden aus demselben Grund abschlägig beschieden; seine Anträge auf Verlegung des Gerichtsorts, Vertagung und neuen Termin blieben erfolglos, und auf den Schriftsatz, in dem das Recht eines gewöhnlichen Bürgers (noch dazu eines auf Bewährung entlassenen Strafgefangenen!) in Frage gestellt wurde, gerichtliche Schritte gegen ein Staatsoberhaupt einzuleiten, erfolgte keine Reaktion. Und selbstverständlich unternahm er keinen Versuch, die Rücknahme der Vorladung zu beantragen, in der Blaine aufgefordert wurde, zur Verhandlung im TWAC-Orbiter zu erscheinen: Blaine war eine viel zu prominente Persönlichkeit, um dem ausweichen zu können. Doch mußte der Termin ausgerechnet mit dem diesjährigen Humanistenkongreß in Armstrong zusammenfallen, bei dem der Präsident mit dem sehr begehrten Preis ›Humanist Gottes‹ ausgezeichnet werden sollte? Der bedauernswerte Mann begann zu glauben, der Herr hätte sich von ihm abgewandt. Doch schlimmer noch, diesem Schrecken aller Staatsanwälte, diesem Hal der

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