Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mein Leben als Androidin

Mein Leben als Androidin

Titel: Mein Leben als Androidin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fine
Vom Netzwerk:
Verve und Kühnheit freigesetzt, denn sie landete auf dem Mars mit einem IBM 9-Rechtsbeistand Deluxe im Gepäck, der für sie tätig werden sollte. Diese Einheit – liebevoll ›Jug‹ genannt (Kurzform von Jugulum), in Anerkennung seiner grandiosen Fähigkeit, die Schwäche eines Gegners zu erkennen und auszunutzen – kam nicht billig und hatte sie allein an Honorarvorschuß fast alles Mel gekostet, das sie besaß, denn Besitzer dieses exquisiten Werkzeugs war die alteingeführte und renommierte Kanzlei Meese, Meese & Meese, die berühmteste interplanetare Anwaltsgemeinschaft auf der Erde, mit der Reputation, allein durch die Nennung ihres Namens Entsetzen in die Herzen ihrer Gegenpartei zu säen, doch in Blaines Fall, um ihm Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, war auch ein wenig Muskelspiel vonnöten. Also, Gebieterin Hume drohte mit einem Skandal, falls Blaine ihre Forderungen nicht erfüllte, doch im Gegensatz zu dem plumpen Vorgehen ihres Ex-Ehemannes wurde die Sache diskret und professionell gehandhabt; es gab kein finanzielles Motiv.
    Jug verhandelte in ihrem Namen, denn sie traute dem Präsidenten nicht über den Weg und hatte ein persönliches Gespräch von vornherein ausgeschlossen, also war es Jug, der Blaine mitteilte, wenn er dem Militär erlaubte, Tad vor Gericht zu stellen, würden Informationen über die faszinierende Vergangenheit der First Lady an die Öffentlichkeit dringen, und zwar aus einer sehr viel besseren Quelle als das letzte Mal. (Welche Quelle das wohl sein könnte, blieb der inzwischen zu fieberhafter Tätigkeit angeregten Phantasie des Präsidenten überlassen.) Blaine wandte sich in heller Aufregung an Andro, und er wiederum erzählte Molly II davon bei ihrem nächsten nächtlichen Treffen. Beinahe außer sich vor Freude suchte er mich im Hintergrund der Augen von Molly II und rief: »Das ist es, Molly, die Antwort auf unser Frohmat – ein bißchen anders vielleicht, als wir es imaginiert haben, aber deshalb nicht weniger vorteilhaft. Was für ein Konnex! Der Gebieter ist oben und faselt etwas von Beelzebub. Ich habe ihm natürlich geraten, sich nicht von den leeren Drohungen beeindrucken zu lassen – aber ich glaube nicht, daß es leere Drohungen sind. Steig auf! Frohmatieren wir, daß diese wundervolle Frau unwiderlegbare Beweise vorlegen kann, um ihre Behauptungen zu untermauern.«
    Armer Andro. Er glaubte, andere Leute existierten ausschließlich, um sein Format zu unterstützen, und vergaß dabei, daß es bei solchen Unternehmungen auf Zusammenarbeit ankommt. Er war aufrichtig überrascht, als im Lauf der nächsten Wochen Jug und sein Gebieter sich bedrohlich nah am Rand einer gütlichen Einigung bewegten. Kaum zu glauben, aber er betrachtete es als persönliche Beleidigung, daß es Gebieterin Hume in erster Linie darauf ankam, ihren Sohn zu retten, und nicht, den Präsidenten bloßzustellen. »Wie kann sie es wagen! Ungetreue Verbündete! Verräterin!« Er marschierte eine weitere Furche in den Teppich.
    Das Angebot, von dem er so sehr fürchtete, daß Blaine es akzeptieren könnte, war ein simples Quidproquo: Im Austausch dafür, daß Gebieterin Hume dauerhaftes Schweigen über Angelikas Vergangenheit bewahrte, sollte die Regierung die Überstellung von Thaddäus Locke in ihre Obhut arrangieren. Sie verpflichtete sich zudem, Thaddäus Locke unverzüglich in eine Hochsicherheits-Umerziehungsklinik auf der Erde einzuweisen und ihn dort zu belassen bis zu seiner vollständigen Genesung. Sie garantierte, daß sämtliche Spuren der aquarischen Philosophie aus seinem Gedächtnis entfernt werden würden, wie auch jede Erinnerung an seine früheren Beziehungen zu Lady Fracass. Während der Verhandlungsphase ging Jug so weit, in Ermangelung irgendwelcher Äußerungen von Andros Seite, einen plausiblen Grund für die Begnadigung des jungen Locke darzulegen: Unerwartetes Beweismaterial sollte Thaddäus als ahnungslose Marionette der Aquarier darstellen, von Seti darauf programmiert, die verwerfliche Tat zu begehen. Er führte weiterhin an, der ›verwirrte junge Gebieter‹ wäre für den erfolgreichen Verlauf des Gerichtsverfahrens gar nicht von Bedeutung – das Interesse der Öffentlichkeit galt Alexander Seti; das Faktum der Gehirnwäsche, das zu bestätigen sein Klient bereit war, fügte sich außerdem sehr schön in die von den Militärs erarbeitete Anklageschrift gegen jenen Top-Aquarier.
    Da haben Sie den wirklichen Grund, weshalb die First Lady auf die Bühne geschoben wurde,

Weitere Kostenlose Bücher