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Mein Leben als Androidin

Mein Leben als Androidin

Titel: Mein Leben als Androidin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fine
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die Schuld trug, denn Dahlia verstand es so darzustellen, als hätte ich Eva förmlich zwingen müssen. Daß ihr Klient im Malibu Cove Hotel das Feuer eröffnet und versehentlich einen anderen Gast getötet hatte, war gleichfalls mir anzulasten, argumentierte sie, da ich zu fliehen versuchte, als Locke sagte, er würde mich der AÜ ausliefern, was – so beteuerte sie – seine einzige Absicht bei diesem unerwarteten und blutigen Wiedersehen gewesen war. (Ob die Moritat von ihr erfunden war oder Locke sie ihr eingeredet hatte, werde ich wohl nie erfahren. Wie dem auch sei, es kam beiden zupaß, daß mit Eva die einzige Zeugin ins Grab gesunken war.)
    Meine intimen Beziehungen zu Eva schienen die Zuschauer zu schockieren oder zu erregen, doch ich möchte an dieser Stelle anmerken, daß ich unser Verhältnis als recht herzerwärmend empfand und außerdem angenehm berührt war von dem luxuriösen Leben, das wir uns mit Unternehmungsgeist und Tüchtigkeit geschaffen hatten. Es sah so aus, als wäre ich eine patente Einheit gewesen, die sich zu helfen verstand. Weiter, zur nächsten Station meiner Erinnerungen, den Stallungen von Hollymoon. DIE KORRUMPIERUNG DES LANCE LONDON, eines der größten Stars des Studios (sagte sie), wurde von mir folgendermaßen betrieben, daß als Folge seiner in – von mir verursachter – Trance wiedererlebten Geburt unsere INZESTUÖSE BEZIEHUNG offenbar wurde und diese Erkenntnis bei ihm eine FEHLFUNKTION auslöste. Sie erwähnte nichts von seinen spirituellen Sehnsüchten und verzichtete auch auf den Hinweis, daß ich von unserer leiblichen Verwandtschaft nichts geahnt hatte, was ich als unredlich empfand, gelinde ausgedrückt. Doch die Tatsache, daß es sich bei Lance London um meinen Sohn handelte, machte auf die Öffentlichkeit weniger Eindruck als die genaue Art unserer heimlichen Beziehung. Im unmittelbaren Gefolge der Enthüllungen über Eva und mich festigten sie meinen Ruf als das VERKOMMENSTE GESCHÖPF, das sich je auf der interplanetaren Bühne getummelt hatte.
    Doch warten Sie. Es kam noch mehr. Zum Beispiel ein unverzeihlicher Akt der Undankbarkeit, hatte ich doch die Bemühungen des Studios durchkreuzt, mich zur Entbindung in die angesehene Benway-Klinik einweisen zu lassen, indem ich zu einer Aquarierkommune in Armstrong flüchtete, wo das Kind im Rahmen einer primitiven Zeremonie bei einer RISIKOREICHEN natürlichen Geburt zur Welt kam. Später fand man den Säugling verlassen in einer Küchenschublade. Dieser KRIMINELLEN VERNACHLÄSSIGUNG DER MUTTERPFLICHT entsprach die Gewissenlosigkeit, mit der ich Thaddäus Locke bei unserem Wiedersehen vom rechten Weg abbrachte. Durch meine Überredungskünste wurde er bewogen, dem Aquarianismus nicht abzuschwören, obwohl Horizont ihn enttäuscht hatte – weshalb sonst wäre er vom Mars zum Mond zurückgekehrt? Dahlia behauptete, ich hätte seinen Glauben neu entfacht, und zwar bei einem dieser berüchtigten Frohmate (keine Bilder, zur grenzenlosen Enttäuschung derer auf der Galerie).
    Im Anschluß daran flüchtete ich in Mißachtung eines ordnungsgemäßen Aufrufs, zugestellt von der AÜ Armstrong, zum Mars, statt mich unverzüglich bei Stellar Entertainment zu melden. Was die Entführung der Concordia betraf, mochte Dahlia nicht so weit gehen, mich der Mittäterschaft zu bezichtigen, wenn sie auch indirekt auf eine solche Möglichkeit anspielte – doch sie verkündete, aus den Erinnerungen an diesen Zeitraum ginge klar und deutlich hervor, daß ich in Kommerz Präsident Fracass zu einer Scheinehe ERPRESST hatte, nachdem wir durch unseren Himmelskuß über Nacht von den Medien weltenweit als von den Sternen erkorenes Liebespaar propagiert worden waren.
    Dieselben Medien zogen sofort den Schluß, Präsident Fracass hätte erheblich früher als behauptet gewußt, daß seine Ehefrau ein P9 war. Mehrere Einheiten drängten sich durch die Reihen ihrer Kollegen und eilten zum Ausgang, um diese Sensation umgehend an ihre jeweiligen Magazine weiterzuleiten, während ein halbes Dutzend weitere in den Saal stürmten, um mich zu holographieren, ungeachtet der Gerichtsdiener, die sie zurückzudrängen versuchten. Jug sprang auf einen Wink von General Harpi auf die Füße, um Dahlia zu beschuldigen, die Datei manipuliert zu haben. Dieser Eifer, Blaines Ruf unbefleckt zu erhalten, kam nicht von ungefähr, denn bei einer genaueren Untersuchung der Vorfälle bestand die Gefahr, daß Micki Dee und Sensei Inc. in den Prozeß hineingezogen wurden,

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