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Mein Leben als Androidin

Mein Leben als Androidin

Titel: Mein Leben als Androidin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fine
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deshalb ließ General Harpi den IBM einschreiten. »Diese vorsätzliche Beschmutzung des Andenkens des verstorbenen Präsidenten ist gewissenlos und niederträchtig!« rief der gewiefte Jurist aus. »Es existiert eine zweite, sehr viel genauere Version dieser Datei, die die Haltlosigkeit Ihrer Anwürfe beweisen wird.«
    Dahlia lächelte, erfreut über die Aufregung, die sie verursacht hatte. Dann präzisierte sie fast bedauernd ihre Behauptung. »Bei der von mir erwähnten Erpressung handelt es sich um eine von dem Beweisstück während des Aufenthalts im Krankenhaus von Kommerz ausgesprochene Drohung, öffentlich die Heldenrolle des Präsidenten während der Concordia-Entführung zu leugnen, falls er nicht einwilligte, sie zu heiraten.«
    Warum verschwieg Dahlia die Tatsache, daß ich von dem Präsidenten für meine Rolle als First Lady programmiert worden war? Weil sie andernfalls selbst ihre Behauptung widerlegt hätte, daß ich eine autonome Einheit war. Durch ihre Entschlossenheit, den Fall zu gewinnen, wurde die LRA zum Helfershelfer der Mafia und der Konzerne, die bestrebt waren, diese eine alles entscheidende Tatsache geheimzuhalten. Die Zusammenarbeit geschah unabsichtlich, funktionierte aber so gut, als hätten beide Parteien sich vorher zusammengesetzt, um sich darauf zu einigen, bestimmte Punkte aus dem Prozeß herauszuhalten. Deshalb schienen die nachfolgenden Auszüge aus meinem Erinnerungsspeicher einwandfrei zu belegen, daß ich im Rahmen einer VERSCHWÖRUNG darauf hingearbeitet hatte, ein RECHTMÄSSIG GEWÄHLTES REGIERUNGSOBERHAUPT ZU TÄUSCHEN, IRREZUFÜHREN UND ZU KORRUMPIEREN. Als First Lady, führte Dahlia aus, hatte ich zwei Leben geführt: einmal das einer überzeugten Humanistin, eine Rolle, in der es mir sogar gelungen war, meinem Mann Sand in die Augen zu streuen; und als zweites das einer verkappten Aquarierin, die hinter den Kulissen (und dem Rücken des Präsidenten) für die Interessen Horizonts arbeitete. Zur Untermauerung dieser Theorie wurden dem Gericht ausgewählte Passagen aus Annas erster Briefspule vorgeführt, in der sie mich als schlaue und einfallsreiche Einheit bezeichnete, die es irgendwie fertiggebracht hatte, den Präsidenten zu düpieren. (Unerwähnt blieb Annas zweiter Brief, in dem sie die entgegengesetzte Ansicht vertrat.) Darüber hinaus bewies Dahlia in 3D, daß ich den Präsidenten BETROGEN hatte, und fügte meinem Sündenregister EHEBRUCH hinzu, denn wie sie es darstellte, war ich es gewesen, die Andro programmierte, mein Liebhaber und Mitverschwörer zu sein. Eine anfechtbare Unterstellung, denn sie widersprach dem Bekenntnis der First Lady bei Blaines letzter Pressekonferenz, daß Andro an sie herangetreten war. (Nicht gezeigt wurden Szenen der interessanten Ménage à trois in den Privatgemächern des Präsidenten. Ob die Anklage sie aus der für die LRA bestimmten Kopie herausgeschnitten hatte oder ob die LRA aus nur ihr bekannten Gründen darauf verzichtete, davon Gebrauch zu machen, habe ich nie herausgefunden. Es wäre der LRA durchaus zuzutrauen, derartiges Material zurückgehalten zu haben, denn es war Mollys Reputation, die zur Debatte stand, nicht die ihres Opfers.)
    »Sie war unfähig, der Versuchung zu widerstehen, eine Affäre mit einem anderen P9 zu beginnen. Nicht nur das, sie verwandelte Andro in einen Geheimkurier für den Informationsaustausch mit ihren Komplizen – Milton Smedly und die RAG in Frontera und Alexander Seti in Horizont.«
    Weiterhin behauptete Dahlia, daß meine sogenannte Entführung nach Horizont, der Grund für die Invasion, eigentlich dem Zweck gedient hatte, Seti zu warnen. Aus Verbitterung über den verhängnisvollen Fehlschlag meiner Mission mußte ich begonnen haben, an RACHE zu denken. Ich übte nur deshalb nicht umgehend Vergeltung, weil Smedly mich überredete, dem Antrag der LRA auf Rückgabe der eroberten Gebiete an die Aquarier eine Chance zu geben, wobei mir die Aufgabe zufiel, meinen Einfluß auf Blaine geltend zu machen, während er (Smedly) hinter den Kulissen in der Bevölkerung Uneinigkeit über dieses Thema schürte und eine seinen Interessen dienende Spaltung der Partei zu bewirken versuchte – Interessen, von denen ich glaubte, sie deckten sich mit den meinen. Arme Dahlia. Sie mußte mit einem logischen Grund aufwarten, um zu begründen, weshalb eine autonome Einheit nach der Invasion im Palast ausharren sollte. Eingebettet in ihre Revisionismustheorie, schien den Geschworenen die Argumentation

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