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Mein Leben als Androidin

Mein Leben als Androidin

Titel: Mein Leben als Androidin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fine
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Kenntnis und Einverständnis des Eigentümers vorausgesetzt.‹«
    Dahlia hielt dagegen, das eben Gesagte sei irrelevant, weil die von ihm vorgetragenen neuen Erkenntnisse die Art der Transaktion zwischen ihrem Mandanten und Hals Filiale nicht grundlegend berührten. »Was Ihre fragwürdige Version der Vorgänge am Tag der Erweckung des Beweisstücks im Haus der Lockes betrifft und die Erinnerungen desselben an vorausgegangene sexuelle Begegnungen mit ihrem Gebieter, so bestätigen beide Punkte meines Erachtens das Argument der Verteidigung, daß das Beweisstück über eine hochentwickelte und eigenständige Intelligenz und ein ebensolches Urteilsvermögen verfügt. In der konsequenten Nutzung dieser beiden Fähigkeiten ist sie – unter Außerachtlassung des moralischen Aspekts – dem Menschen gleichzusetzen, gemäß der im Kodex gegebenen Definition.«
    »Nun, wenn ein konsequenter Charakter Ihr Hauptmaßstab für die Beurteilung von Funktionstüchtigkeit ist, dann schlage ich vor, daß ihre Vorgesetzten in der Kanzlei Ihr Auftreten hier unter die Lupe nehmen«, erwiderte Jug. Er nutzte Dahlias Entrüstung, um hinzuzufügen: »Erst beschuldigen Sie mich, Beweise zurückzuhalten oder zu fabrizieren, und dann benutzen Sie dasselbe Material, um Ihre eigene Argumentation zu untermauern. Was soll das Gericht davon halten? Und noch wichtiger – was soll Ihr Mandant davon halten?« Jetzt erst brachte sie ihren Einspruch heraus, laut und indigniert.
    »Stattgegeben«, sagte der Richter. Seine Stimme klang geistesabwesend, und sein Auge wirkte trüb, als sei er kurz davor, einzudösen.
    »Sehr wohl, Euer Ehren. Doch wenn ich darf, möchte ich versuchen, diese Verhandlung wieder in geordnete Bahnen zu lenken. Erlauben Sie mir, nochmals zu betonen, daß die VERNACHLÄSSIGUNG DER SORGFALTSPFLICHT des Angeklagten in bezug auf seine Einheit den eigentlichen Gegenstand dieses Prozesses darstellt. Ganz unzweifelhaft ist die auf die Schuldfähigkeit des Beweisstücks gerichtete Argumentation der Verteidigung irrelevant, um nicht zu behaupten, völlig absurd.«
    »Einspruch!«
    »Nun, ich habe ja gesagt, daß ich es nicht behaupten will.« Jug wandte sich dem matten Auge des Richters zu. »Ich beantrage eine richterliche Verfügung zu diesem Punkt.«
    »Lassen Sie sich nicht beeinflussen, Euer Ehren. Absurd ist einzig und allein das Bemühen der klagenden Partei, meinem Mandanten die Verantwortung für die Vergehen des Beweisstücks Eins zuzuschieben. Wäre es zum Beispiel gerechtfertigt oder angemessen oder vernünftig, den Besitzer eines in einen Unfall mit Todesfolge verwickelten Aeromobils des Mordes anzuklagen, wenn das Mobil ihm fünfzehn Jahre zuvor gestohlen oder sonstwie seiner Kontrolle entzogen worden wäre? Selbstredend nicht. Würde man die Anklage nicht auf den Fahrer beschränken? Sicher doch. Und in diesem Fall war es die bewußte Einheit, die am Steuer saß.«
    Unerschrocken gab Jug zurück: »Die Anklageschrift spricht für sich selbst. Der Angeklagte ist des EINHEITENMISSBRAUCHS schuldig sowie des VERSTOSSES GEGEN DIE BENACHRICHTIGUNGSPFLICHT, als seine FUNKTIONSGESTÖRTE EINHEIT sich vorsätzlich MENSCHLICHER KONTROLLE UND AUFSICHT entzog.«
    »Niemand hat mir gesagt, daß sie entflohen ist«, rief der Angeklagte aus und warf erregt die Arme in die Höhe.
    Der plötzliche Ausbruch führte zu einem strengen Verweis durch den Richter, dessen Auge aus der Lethargie erwachte und wieder in vollem Glanz strahlte. Ich hörte Dahlia ihren Mandanten ermahnen, unaufgefordert keine weiteren Informationen preiszugeben, aber der Schaden war angerichtet. Jug wußte die Blöße zu nutzen.
    »Dann nehme ich an, Gebieter Locke, daß Sie auch zu einem späteren Zeitpunkt keine Gelegenheit hatten, ihre Einheit der AÜ zu melden?« Mit diesen Worten gab er dem Vorführer ein Zeichen, und die Konfrontation im Malibu-Cove-Hotel erschien vor dem Richtertisch – Eva und ich, nackt und vor dem Angeklagten auf den Knien, der ebenfalls nackt war, aber einen Laser auf uns richtete.
    Jug zeigte diese fidele Szene nicht nur, um Dahlias Behauptung zu widerlegen, ich hätte die Schießerei provoziert, sondern auch, um zu demonstrieren, daß es nie Lockes Absicht gewesen war, die AÜ zu rufen, außer, ›um die Scherben aufzusammeln‹. In dem überhasteten Bestreben, ihren Mandanten zu verteidigen, unterlief Dahlia ein unglücklicher Faux pax. Sie warf ein, als Eigentümer hätte ihr Klient das unbestreitbare Recht, seine Einheit zu

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