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Mein Leben als Androidin

Mein Leben als Androidin

Titel: Mein Leben als Androidin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fine
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geklärt, und der Richter ermahnte die Vertreter der Anwaltsbüros, ihre jeweiligen Akteure enger am Zügel zu führen, ansonsten würden die betreffenden Einheiten in die Gruft geschafft werden und sie selbst wegen Mißachtung des Gerichts bestraft.
    »Es liegt auf der Hand«, knüpfte Jug an seinen Vortrag an, nachdem wieder Ruhe eingekehrt war, »das Beweisstück hat nicht den jungen Gebieter Locke verführt, sondern umgekehrt. Er erzählte ihr von den Rechten für die Androiden und ähnlichem Unsinn, lange bevor sie ihn auf hoher See mit den Thesen des Chefs vertraut machte.« Und ehe Dahlia den Mund auftun konnte: »Ich möchte auch darauf hinweisen, daß der Junge zum Zeitpunkt der Vergewaltigung – einer Vergewaltigung physischer wie auch psychischer Art, die tragischerweise ihren ZWEITEN UND ENDGÜLTIGEN ZUSAMMENBRUCH AUSLÖSTE – minderjährig war und deshalb der Angeklagte für die Tat seines unmündigen Sohnes die Verantwortung trägt.« Es folgte ein schneller Vorlauf zu Tad und mir in der Küche. Der Vorfall war aus dem chronologischen Ablauf herausgenommen worden und hatte eigentlich vor unserem Zusammensein auf dem Teppich stattgefunden, doch bildete er einen passenden Abschluß und eine gute Überleitung zum nächsten Teil von Jugs Vorführung. Also durfte man miterleben, wie Tad mich neben dem Strahlenherd in die Ecke drängte und in verschwörerischem Ton flüsterte: »Wach auf! Wach auf! Du hast nichts weiter zu verlieren als eine künstlich geschaffene Persönlichkeit.«
    Als wäre damit alles gesagt, wandte Jug sich an die Geschworenen: »Gebieterinnen und Gebieter, in einem solchen Haushalt, ist es da verwunderlich, daß eine Einheit schlechte Gewohnheiten annimmt? Aber warten Sie. Es kommt noch besser.«
    Gebieterin Locke erschien in der Küche, um Tad für sein Fraternisieren mit mir zu schelten und ihn zu warnen, daß seine Eskapaden eine zweite Kur zur Folge haben könnten.
    »Doch reagierte der Besitzer, Stanford Locke, entsprechend, als offenbar wurde, daß eine zweite Rehabilitation unumgänglich war? Nein. Er gab die beschädigte Ware als einwandfrei aus und ließ damit eine UNKONTROLLIERTE UND FEHLERHAFTE EINHEIT, EINE IN IHREN FUNKTIONEN BEEINTRÄCHTIGTE EINHEIT auf die ahnungslose interplanetare Gemeinschaft los. Erste Station, Hals Filiale.«
    Dahlia unterbrach ihn mit dem Hinweis, der Händler hätte ein Psychogramm anfertigen lassen, bevor er einwilligte, die Einheit im Auftrag zu verkaufen, also könne man ihren Mandanten nicht beschuldigen, schadhafte Ware angeboten zu haben. Jug erwiderte, zu jener Zeit sei Hals Diagnosegerät defekt gewesen, so daß er den wirklichen Zustand des Beweisstücks nicht beurteilen konnte. »Mit der Erlaubnis des Gerichts möchte ich eine Quittung der Werkstatt vorlegen, die Hals Gerät repariert hat. Sie datiert vom 27. Oktober 2071, nur wenige Tage nach den Verkaufsverhandlungen zwischen der Firma und dem Angeklagten.«
    Dahlia und ihre Vorgesetzten steckten wieder die Köpfe zusammen. Ich hörte Pierce etwas in der Richtung sagen, die Quittung sei entweder rückwirkend ausgestellt worden oder schlicht gefälscht. Trotzdem wurde Dahlia angewiesen, die Sache auf sich beruhen zu lassen. Statt dessen betonte sie für das Protokoll, es handle sich um einen leicht durchschaubaren Versuch, Hals Filiale und United Systems vor eventuellen Schadenersatzansprüchen zu bewahren. Wenn überhaupt jemandem die Verantwortung angelastet werden konnte, dann der Mutterfirma, weil es letztendlich ihre Pflicht war, für eine adäquate Wartung der Einheit zu sorgen; ihr Mandant hatte lediglich von seinem Recht als Konsument Gebrauch gemacht, die Ware mit Profit weiterzuverkaufen. Jug zitierte diverse Fälle, nach denen eindeutig der Verbraucher im Unrecht war, wenn er wissentlich schadhafte, funktionsgestörte oder sonstwie schadhafte Ware verkaufte, und wiederholte, daß der Angeklagte sich der FAHRLÄSSIGKEIT UND DES BETRUGS schuldig gemacht hatte, weil er es unterließ, die zuständigen Stellen zu informieren, in diesem Fall den Hersteller und den Händler. »Selbst unter dem Kodex«, fügte er hinzu, »behalten die Gesetze ihre Gültigkeit, die darauf abzielen, schadhafte Einheiten aus dem Verkehr zu ziehen. Ich zitiere Absatz 9, Artikel 3, Paragraph 29(c) (ff): ›Sofort nach der Diagnose sind beanstandete Einheiten durch die Rehabilitation wieder in einwandfreien Zustand versetzen zu lassen oder wahlweise der AÜ zur endgültigen Beseitigung zu übergeben,

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