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Mein Leben als Androidin

Mein Leben als Androidin

Titel: Mein Leben als Androidin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fine
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niemals programmiert worden war, auch die interessanten Ausschmückungen über die Beteiligung der RAG stammten von ihm allein, obwohl die Kanzlei die Dreingabe zu schätzen wußte. Andro hatte sich da ein wenig hinreißen lassen.
    »Aber das ist unmöglich«, protestierte Tad. »Er war programmiert. Er hat einen IZ.«
    »Vielleicht auch nicht«, warf ich ein. Man schaute überrascht zu mir, denn ich war längst in Vergessenheit geraten.
    Meese nickte. »Sie hat recht.«
    »Sehr gut, Molly«, lobte Gebieter Boffo väterlich.
    »Jug war es, der log, als er behauptete, Andros neue Gebieter hätten ihn mit einem IZ versehen.«
    »Wieder richtig, Molly«, sagte Meese. »Wir programmierten Jug, diese Falschinformation während der Befragung des Zeugen einzuflechten. Als Sensei Andro nach dem Putsch von General Harpi kaufte, stellte man fest, daß er keinen IZ besaß, doch auf unseren Rat hin verzichtete man im Hinblick auf den Prozeß darauf, ihn sofort zur Kur zu schicken. Wir wußten, wie entscheidend seine Aussage sein würde, und ahnten, daß die Verteidigung einen PhH-Test beantragen würde, um sie in Frage zu stellen; deshalb trafen wir Vorsorge, indem wir uns die freiwillige Mitarbeit von Beweisstück Zwölf sicherten. Das heißt, Sensei tat es. Sie erzählten diesem intriganten Usurpator – denn das ist er, wir haben sein volles Geständnis in den Akten –, sie erzählten ihm, wenn er gegen Sie aussagte, würde man ihm den IZ ersparen. Sie verstehen, Sensei war und ist immer noch sehr darauf bedacht, Blaines Ruf unbefleckt zu erhalten …«
    »Auf Blaine!« rief einer der Studiohandlanger höchst unangebracht. »Auf den Chef!« ließ sich der andere vom Beispiel des ersten hinreißen. Beide drückten sich in ihre Sessel und wurden bleich, als Gebieter Boffo ihnen einen vernichtenden Blick zuwarf.
    »Wie ich eben sagte, Frank Hirojones von Sensei ist gleichfalls bestrebt, Blaines Andenken unbefleckt zu erhalten.« Meese schaute auf Molly. »Andro mußte ihm vertrauen. Er hatte keine andere Wahl.«
    »Und hat Gebieter Hirojones seine Zusicherung eingehalten?«
    »Ich weiß es nicht, aber ich glaube kaum. Er ist weder juristisch noch moralisch dazu verpflichtet. Andro ist Firmeneigentum. Frank kann mit ihm verfahren, wie ihm beliebt. Das weißt du, Molly.«
    »Aha«, sagte Tad gedehnt und im Ton grenzenloser Bewunderung. »Kaum war Andros Test mit negativem Befund zurück und seine Aussage akzeptiert, ging es Marsch! Marsch! zur Kur. Junge, ich wette, der hat Augen gemacht!«
    »Er hat es nicht besser verdient.« Meese wandte sich an Boffo und zwinkerte verständnisinnig. »Werfen Sie einen Blick auf die harten Sachen der Mars-Sequenz des Erinnerungsspeichers, und Sie werden begreifen, was ich meine.«
    Boffo konnte es kaum erwarten, aber er brauchte sich auch nicht mehr lange zu quälen, denn die Landung in Hollymoon stand kurz bevor. Gebieter Dee sah sich zu der Bemerkung veranlaßt, unabhängig davon, wie oft man zwischen der Erde und dem Mond hin- und herpendelte, der Anflug auf den Trabanten wäre immer wieder ein atemberaubendes Erlebnis. Eilfertige Zustimmung. Doch ich beobachtete die Annäherung an die Mondoberfläche und den schließlichen Eintritt in die Biosphäre von Hollymoon mit dumpfem Mißmut, denn was ich über Andro gehört hatte, beunruhigte mich sehr. Konnte ich erwarten, besser behandelt zu werden? Nein. Versprechungen bedeuteten diesen Menschen nichts. Wenn das Studio meine Lebensgeschichte abgedreht hatte, würde man mich garantiert auf dem Schwarzen Markt verhökern. Wieder kam mir der Gedanke an Flucht – töricht, ich weiß, aber was will man machen.
     

Kapitel neun
    Nachdem die Jacht am Hollymoon-Depot angedockt und jeder (außer mir) dem Gastgeber die Hand geschüttelt hatte, wurden alle von den Stewardessen hinausgeführt. Ich machte Anstalten, ihnen zu folgen, aber meine Leine war in der Hand des Don geblieben, und ein sachter Ruck brachte mir diese neue Entwicklung zu Bewußtsein. »Bleib, Molly«, sagte er und bedeutete mir, neben ihm auf der Ottomane Platz zu nehmen. Ich gehorchte, wenn auch zögernd, und einen Augenblick später war die Jacht wieder in der Luft. Während des Starts erhaschte ich durch das Panoramafenster im Boden einen kurzen Blick auf Tad und die anderen. Sie standen in einer Gruppe auf dem Beton der Landebahn und winkten dem sich entfernenden Gebieter hinterher. Als unsere Maschine bis dicht unter die Kuppel gestiegen war, beschrieb sie eine scharfe Kurve nach

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