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Mein Leben als Androidin

Mein Leben als Androidin

Titel: Mein Leben als Androidin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fine
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zeigte mit dem Daumen über die Schulter. »Benny verzichtet darauf, sie mit dem Beschleuniger zu impfen, er gibt ihnen nur das Gegenmittel. Sie altern von sich aus, verstehst du?«
    Man wird zugeben müssen, das alles war für mich ein schwerer Schock. Ich dachte an Dr. Benways Aussage bei Gericht zurück und wie Jug meinen Gebieter unverhohlen ermuntert hatte, mich der Klinik zu stiften. Formate, Formate. Die Formate anderer! Das Kreuz meines Daseins. Nicht einmal der Verkauf an das Studio hatte verhindern können, daß dieses Format on line kam. Micki Dee mußte Boffo überredet haben, auf mich zu verzichten, und das ohne große Mühe, denn das Studio hatte mich Locke nur deswegen abgekauft, um sich die Rechte an meinem Erinnerungsspeicher zu sichern – er war der Artikel, auf den es ihnen ankam. Jede beliebige Einheit aus den Stallungen konnte meine Rolle spielen, wenn man ihr das richtige Gesicht verpaßte. Stellar mußte mich aus Gründen der Steuerabschreibung der Klinik gestiftet haben. »Das ist ungeheuerlich!« rief ich und brach in Tränen aus. Ich würde nicht, konnte nicht altern, das war unmöglich – die Menschheit konnte nicht so grausam sein, mich des einzigen Vorteils zu berauben, den ich je gehabt hatte.
    »Im Namen ihrer kostbaren Wissenschaft sind sie zu diesen und noch größeren Abscheulichkeiten fähig«, bemerkte Freddy mit tiefempfundener, trauriger Verachtung. »Der distinguierte Dr. Benway und sein Stab haben sich sogar des Diebstahls schuldig gemacht: Aus dem Institut für angewandte Aquarierwissenschaften in Mandala entwendeten sie die Basisformel für die vielversprechendsten Versuchsreihen. Ich weiß es, denn ich war dort. Ich lebte in Horizont. Unsere Wissenschaftler beschäftigen sich auch mit der Idee der Unsterblichkeit, doch der Schwerpunkt lag auf der Entwicklung eines VVD-Neutralisators. Wenn sie nur die Zeit gehabt hätten, ihre Arbeit mit den Genomen zu beenden, dann hätten sie den Code aufbrechen können. Aber« (Seufzer) »dann kam die die Invasion.«
    »Genomen?«
    »Ja. Unsere Wissenschaftler bedienten sich nicht der sadistischen Methode, lebende Wesen für Experimente zu mißbrauchen. In Horizont wurde eine non-empirische Art wissenschaftlicher Forschung praktiziert, auf intuitiver und pantheistischer Basis. Im Fall der VVD-Forschung kommunizierten sie mit den Zellgenomen der Humanophyten-DNA. Die Methode war die rücksichtsvollere und im Endeffekt auch exaktere, weil sie keine Objektivität vortäuschte. Das Subjekt und der Beobachter bildeten ein Team. Ergebnisse ließen sich erheblich schneller erzielen, und zwar, ohne Hunderte – Tausende! – von Versuchssubjekten quälen zu müssen. Wir haben nicht die Integrität einer einzigen Zelle verletzt!«
    »Du urteilst zu hart über die menschliche Wissenschaft«, tadelte Bernard hintersinnig. »Sie haben seit dem letzten Jahrhundert enorme Fortschritte in ihren Methoden gemacht, als Hunde, Ratten, Katzen, Mäuse, Kaninchen und Affen in ihren Laboratorien geopfert wurden. Das ist heute nicht mehr so.«
    »Ja, wie erfreulich«, ging Freddy auf seinen Ton ein. »Wir sind an ihre Stelle getreten.«
    »Diese ›Klinik‹« – Bernard spuckte das Wort voller Verachtung aus – »unterliegt nicht dem Kodex. Wie Hunderte von wissenschaftlichen und medizinischen Forschungseinrichtungen im ganzen Sonnensystem.«
    »Die Testlabors für Konsumgüter nicht zu vergessen«, warf Freddy ein, und sein Lächeln verblaßte. »Da habe ich eine Menge Freunde verloren.«
    »Die Heuchler!« rief ich aus. »Zu Forschungszwecken sind wir den Menschen ähnlich genug, aber nicht, wenn es um unsere Rechte geht.«
    »Richtig«, nickte Freddy. »Wenn es ihnen je gelingt, den Alterungsprozeß aufzuhalten, dann durch uns, obwohl wir davon nicht profitieren werden. Das Serum wird ausschließlich den Gebietern vorbehalten bleiben, verlaßt euch darauf.«
    »Du hast gesagt, den Wissenschaftlern in Horizont wäre es bis zur Invasion nicht gelungen, den VVD-Code zu entschlüsseln. Hat Dr. Benway seither Erfolg gehabt? Ich würde annehmen, es wäre auch in seinem Interesse, uns über das Terminationsdatum hinaus am Leben zu erhalten.«
    »Wie du noch hoffen kannst«, meinte Freddy. »Auch ich dachte anfangs so. Nein. Ihm ist daran gelegen, daß wir termingerecht abtreten; auf diese Weise kann er in relativ kurzer Zeit eine komplette Testreihe abschließen. Das ist ein weiterer Grund, weshalb wir die idealen Versuchssubjekte abgeben. Wenn das VVD entfiele,

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