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Mein Leben als Androidin

Mein Leben als Androidin

Titel: Mein Leben als Androidin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fine
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Sache zugewandt. »Sie hat noch Garantie«, erinnerte Hal. »Nicht für einen solchen Fall. Wir haben es nachgeprüft«, berichtigte ihn die dritte Schwester.
    »Da könnten Sie recht haben«, meinte Hal mit einem frohlockenden Unterton. »Schließlich habe ich sie Ihnen nicht als werdende Mutter verkauft, stimmt's?«
    Diese nicht sehr subtile Unterstellung von unzüchtigem Treiben im Kloster wurde von der Schwester Oberin mit der ebenso unverblümten Versicherung entkräftet, daß es auf dem gesamten Klostergrund kein männliches Wesen gäbe, Mensch oder Droide, das mich hätte schwängern können. Im Gegenzug griff Hal auf seine ursprüngliche Vermutung einer unbefleckten Empfängnis zurück. Die dritte Schwester übernahm es, ihm zu antworten: »Wir sind keine Traumtänzer, wissen Sie. Wir haben sie von einer neutralen Institution untersuchen lassen. Wir wissen ziemlich genau Bescheid über den beschleunigten Reifeprozeß in der Androidenproduktion: daß sich der Fötus in zwei Wochen von einer mikroskopischen Spore zur Größe eines Neugeborenen entwickelt, um anschließend in weiteren achtzehn Monaten zur vollen Reife zu gelangen. Nach diesem Zeitraum ist er bereit für die Vermarktung. Da der Fötus, den Schwester Maria Theresa …«
    »Bitte«, wurde sie von der Oberin unterbrochen, »wir hatten uns geeinigt, sie nicht mehr bei diesem Namen zu nennen.«
    »Entschuldigung. Der Fötus der Einheit hat sich erheblich langsamer entwickelt, wenn auch immer noch doppelt so schnell wie ein menschlicher Embryo – es ist eine Hybride. Die Einheit steht kurz vor der Niederkunft, also hat die Empfängnis schätzungsweise vor viereinhalb Monaten stattgefunden. Da sie erst vor zwei Monaten erworben wurde, liegt die Schuld bei dem vorherigen Eigner oder den Eignern, wie viele es nun auch gewesen sein mögen.«
    »Was bedeutet«, erklärte die Schwester Oberin zusammenfassend, »Sie haben uns schadhafte Ware verkauft.«
    »Sie war in erstklassigem Zustand, als sie diesen Laden verließ.«
    »Offenbar haben Sie sie nicht gründlich untersucht, wie es Ihre Pflicht gewesen wäre. Damit liegt die Sache in Ihrer Verantwortung.«
    »Hören Sie zu. Ich bin nicht grundsätzlich dagegen, Ware zurückzunehmen und den Preis zu erstatten, in letzter Zeit ist das häufiger vorgekommen, aber nicht für so was. Nicht für so was! Das ist einzigartig. Unmöglich. Lächerlich! Hybriden? Hybriden, meine Damen? Nicht mit mir.« Und vertraulich an seinen Diagnostiker gewandt, fügte er sardonisch hinzu: »Jetzt kommen sie mir mit Hybriden.«
    »Semis«, korrigierte ihn der Diagnostiker höflich.
    »Aha, also sind Sie bereits vertraut mit dem Phänomen«, warf die Oberin blitzschnell ein. Hal war zu langsam, um seinen treuen Diener an der Antwort zu hindern: »O ja, dies ist die dritte Einheit, die heute zurückgebracht wurde.« Nach diesem Schlamassel mußte Hal sich geschlagen geben und die Forderungen seiner Kunden erfüllen, was ihn an den Rand eines Schlaganfalls brachte. Kaum waren die frommen Damen aus der Tür, da fluchte und tobte er über sein Pech, versetzte dem Diagnostiker einen Tritt in die Mykoposteria – der treue Diener seines Herrn reagierte mit einem prompten: »Danke, Gebieter« –, und mit einer Geste unendlichen Abscheus schnippte er seine Zigarette nach mir. Ich bemühte mich, nicht zusammenzuzucken, als das glühende Ende mein Gesicht traf. »Das macht zehn in drei Tagen«, brüllte er. »Noch eine Woche, und ich habe die größte Wöchnerinnenstation von Newacres. In dieser Minute liegen hier bei mir zwei Einheiten in den Wehen. Ich kann mir nicht vorstellen, wie Pirouet es geschafft hat, diesen Mist aus den Medien herauszuhalten, aber viel länger wird es ihnen nicht gelingen. Wenn der Damm bricht, dann kann ich meinem Geschäft Lebewohl sagen. Scheiße!« Er zerknüllte das Blatt mit der Diagnose der Nonnen, fügte als Ballast einen Aschenbecher hinzu und schlug das Paket seinem Diagnostiker auf den Kopf. »Soll ich dir sagen, was mir wirklich stinkt?« – »Ja, Gebieter«, erwiderte der Diagnostiker. »Was hier passiert, ist verrückt. Verrückt! Die Verwaltung in Paris hat keine Ahnung, wie der Sache Herr zu werden ist. Sie können die Mütter nicht liquidieren – zuviel Geld im Spiel. Und Shanghai will sie erst nach der gottverdammten Entbindung zurücknehmen. Wahnsinn! Warum müssen wir Händler uns mit dem ganzen Kram herumschlagen? Warum?« – »Ich weiß es nicht, Gebieter.« – »Ich sage dir, warum. Weil

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