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Mein Leben als Androidin

Mein Leben als Androidin

Titel: Mein Leben als Androidin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fine
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draußen.« – »Ich weiß genau, daß du nicht die Wahrheit sagst, denn ich habe noch nie einen Menschensklaven zu Gesicht bekommen.« – »Sie sind überall. Du bist von ihnen umgeben. Nur merkst du es nicht, weil ihre Unfreiheit weniger offensichtlich ist.« – »Das mußt du mir genauer erklären.« – »Na gut – was ist der Unterschied zwischen einem Gebieter und einem Sklaven?« – »Ein Gebieter tut, was ihm beliebt.« – »Richtig. Dazu sind die wenigsten Menschen in der Lage.« – »Aber seid ihr nicht darauf programmiert?«
    Er kicherte und sagte dann: »Ja, bei der Geburt, von Mutter Natur. Und da liegt das Problem.« Er bemerkte meinen fragenden Blick. »Na, wir können nicht alle Gebieter sein, oder?« – »Warum nicht?« – »Weil es so einfach nicht läuft.« – »Wie läuft es denn?« – »Habe ich dir gerade gesagt. Die meisten Menschen sind Pöbel.« Er legte Anzeichen von Gereiztheit an den Tag, doch ich war noch nicht zufrieden. »Kann nicht jemand Herr seines Schicksals sein, ohne andere Leute zu versklaven?«
    »Jetzt hörst du dich an wie ein Hochaquarier.« Sein Tonfall deutete an, daß ich gefährlichen Boden betrat. »So reden die.« – »Vielleicht haben sie recht.« – »Es sind Idioten, und ich werde dir sagen, warum. Weil, wenn sie jemals ihre Vorstellungen verwirklichen, dann wird das ganze System zusammenbrechen. Wer soll die Drecksarbeit tun? Die vielleicht? Darauf würd' ich nicht wetten.« – »Haben diese Hochaquarier vielleicht mit der Liga für die Rechte der Androiden zu tun?« – »Sie beherrschen die LRA.« (Die Ironie blieb mir verborgen.) »Dann gibt es noch Hoffnung«, frohlockte ich. Er grinste über meine Naivität. »Vergiß es. Ihr P9 werdet niemals frei sein. Dafür garantiere ich.« – »Wir werden dich nicht um Erlaubnis fragen!« rief ich aus. Wäre ich ein organischer Mensch gewesen, hätten sich meine Wangen gerötet, so aufgeregt war ich. »Und zu deiner Information, wir sind bereits frei. Der Chef hat uns aus seiner Kontrolle entlassen. Die Hochaquarier stecken hinter dem Ganzen. Tad hat es gesagt.« – »Den Knaben kannst du vergessen. Er ist tot, Süße. Ertrunken. Erledigt. Kapiert?« Ich bemühte mich, die Tränen herunterzuschlucken, aber Rolands grausame Bemerkung hatte mich auch wieder an Tad junior erinnert. Mein bekümmertes Gesicht stimmte ihn weicher. »Na, reiß dich zusammen.« Er füllte mein Weinglas nach. »Erzähl mal, was hast du jetzt vor – was willst du anfangen mit deiner neugewonnenen Freiheit?« – »Einfach nur … sein, glaube ich.« – »Rumhängen, wie?« – »Wie bitte?« – »Was sein?« – »Ich selbst.« – »Aha. Und wer ist das?« – »Molly.« – »Dann bist du nichts als ein Name?« – »Nein. Ich bin … eine Person.« – »Nee, nur Menschen sind Leute.« – »Und wer behauptet, daß ein Androide kein Mensch sein kann?« – »He, du bist ulkig. Echt. Aber hör zu, selbst wenn das stimmte – und das tut es nicht –, wäre es immer noch nicht genug. Du müßtest …« – »Ich weiß: ein Gebieter sein. Aber wenn es dich nicht stört, dann möchte ich mich vorläufig auf das Menschsein beschränken. Zu mehr bin ich augenblicklich nicht in der Lage.«
    – »Dann bleibst du eine Sklavin.« – »Und was ist mit dir? Ich habe noch nicht viele schwarze Gebieter gesehen.« – »Kann sein. Aber jetzt hast du einen vor dir.« Ganz plötzlich wirkte er beleidigt. »Ich habe alles unter Kontrolle. KONTROLLE.« Weicher fügte er hinzu: »Und unter meiner Anleitung kannst du es auch dazu bringen.«
    – »Nein, danke.« Doch ich war neugierig geworden. »Wie?« – »Oh, dafür ist später noch Zeit. Vorläufig schlage ich vor, daß du bei deinem ursprünglichen Vorhaben bleibst, zu ›sein‹. Aber ich würde gerne wissen: Womit willst du dich beschäftigen während dieser Phase der Selbstfindung?«
    Somit standen wir wieder am Ausgangspunkt dieses seltsamen Dialogs, und einen Augenblick lang wußte ich nicht, was ich sagen sollte. Dann entsann ich mich meiner Mission als ein freier P9. »Nun, ich werde mein Realitätsformat programmieren.« Roland wäre fast vom Stuhl gefallen. Er schlug sich auf die Schenkel und johlte: »Tun wir das nicht alle, Baby. Tun wir das nicht alle.« Dann erkundigte er sich: »Und wie wird das aussehen?« – »Ich werde zur Schaffung einer neuen Rasse beitragen.«
    Ich war sicher, daß der Chef zuhörte und meine Absichtserklärung beifällig zur Kenntnis nahm. Was Roland

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