Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mein Leben als Androidin

Mein Leben als Androidin

Titel: Mein Leben als Androidin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fine
Vom Netzwerk:
kam? »Newacres.« Oh, Sie sind von hier. »Ja, ich bin ein Mensch.« (Er lachte, als hätte ich einen Witz gemacht, dabei bemühte ich mich verzweifelt, überzeugend zu wirken.) Kam ich oft nach ›Grand Spa‹? »Nein.« Woher stammte dann die wunderschöne Bräune? Sonnenbank? »Äh – ja.« Auf der anderen Seite der Insel gäbe es einen Strand mit Nacktbadeerlaubnis. »Welche Insel?« Los Angeles-Insel. Sie haben doch nicht etwa zuviel Sonne abgekriegt? »Nein. Ich meine, ja.« (Ich empfand es niederschmetternd, nach drei Tagen auf See akkurat wieder am Ausgangspunkt angekommen zu sein. Gab es kein Entrinnen von hier?) »Haben Sie den Wagen dabei?« – »Nein.« – »Macht nichts, dann nehmen wir meinen.«
    Inzwischen hatten wir den Parkplatz an der Strandpromenade erreicht. »Hier, nehmen Sie«, meinte er und aktivierte eine Ekstarette, indem er den Filter drehte. Aus Höflichkeit akzeptierte ich, folgte seinem Beispiel und inhalierte tief, während ich mir den Kopf darüber zerbrach, wie ich den Knaben loswerden konnte, ohne seinen Verdacht zu erregen. »Hier ist mein Wagen.« Es war ein BMW Assiette, ein Kabrio. Die Tür öffnete sich auf den gesprochenen Befehl, doch bevor wir einsteigen konnten, lenkten die Rufe »Droid! Droid!« unsere Aufmerksamkeit auf den Mob, der brüllend zwei entlaufene P9 jagte, eine Krankenschwester und einen Chauffeur. »Retour!« rief mein Begleiter dem Auto zu, das augenblicklich gehorchte. »Stopp!« Quietschend kam es genau in der Mitte der Straße zum Stehen, gerade rechtzeitig, um den beiden unglücklichen Einheiten den Fluchtweg zu versperren. Gleich wurden sie von ihren Verfolgern umringt und mit einem Laser in Schach gehalten, bis wenige Augenblicke später eine Streife der AÜ in einem Aeromobil erschien. Es schwebte herab und saugte die beiden verbrecherischen Einheiten in den Frachtraum hinauf. Mein Begleiter wurde von Mitgliedern des Pöbelhaufens für seine Geistesgegenwart beglückwünscht, und ich nutzte die Gelegenheit, um mich davonzustehlen. Nachdem ich die breite Promenade überquert hatte, tauchte ich in dem Labyrinth der Straßen auf der anderen Seite unter, mit ihren atemberaubenden Läden, Restaurants und Bürotürmen. Die Leute schauten mir nach, vermutlich wegen meiner schlechtsitzenden Kleidung, unsicheren Bewegungen und der aufgelösten Frisur. Liebe Güte! Ein Stück Seetang hing in den Haaren. Hastig befreite ich mich davon, hob den Kopf und erspähte einen Block entfernt den riesigen Busbahnhof von Port Authority – eine schwerlich zu übersehende Anlage auf dem Plateau, wo sich früher das alte Stadion befunden hatte, außerdem entstieg ein steter Strom von Aerobussen dem inneren Terminal, während andere zum Landeanflug übergingen. Ich nahm den Zubringerlift nach oben und trat in die Halle. Das alte, schäbig wirkende Gebäude empfing mich mit einer übelriechenden Wolke von Hoverbusabgasen, billigem Desinfektionsmittel und dem abgestandenen Schweiß von Jahrzehnten. Ich eilte zu einem Fahrkartenschalter, reihte mich in die Schlange der Wartenden ein und beobachtete, wie jeder, sobald er an die Reihe kam, im Austausch für sein Billett entweder Melamin oder eine Kreditkarte präsentierte. Zu meiner Erleichterung, denn ich hatte es nicht zu hoffen gewagt, entdeckte ich eine Handvoll Mel in der Tasche, die fast vergessen über meiner Schulter hing. Dem Beispiel der Frau folgend, die unmittelbar vor mir gestanden hatte, verlangte ich eine Fahrkarte nach Paris. Zu teuer. Ich entschied mich für Philadelphia – das klang interessant und war nur halb so weit. Eine Minute später hatte ich den Flugsteig ausfindig gemacht, und im selben Augenblick setzte der Alarm ein.
    Im ersten Schreck hätte ich beinahe die Flucht ergriffen, doch bezwang ich meine Panik, blieb stehen und hielt gleich den übrigen Passagieren Ausschau nach dem Grund für die Aktivierung des Überwachungssystems. Stellen Sie sich meine Bestürzung vor, als aller Augen sich auf mich richteten. »Sie ist es«, sagte jemand. Verwirrt trat ich den Rückzug an. »Diebin!« rief jemand anders. Ich begann zu laufen, doch der plärrende Signalton ließ sich nicht abschütteln. Draußen angelangt, bog ich in eine von Prostituierten bevölkerte Seitenstraße ein und verursachte eine nicht unbeträchtliche Aufregung. Die Vertreter von sowohl Angebot wie Nachfrage nahmen vor dem mir beharrlich folgenden Sirenengeheul Reißaus. Ich näherte mich zweien dieser aufgeputzten Damen, die sich in einen

Weitere Kostenlose Bücher