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Mein Leben als Androidin

Mein Leben als Androidin

Titel: Mein Leben als Androidin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fine
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einige von ihren Pillen gegen solche aus seinem Privatvorrat auszutauschen, den er unter dem Bett aufbewahrte, getrennt von dem mit Talkum verschnittenen Bedarf für den Handel. Anfangs bemerkte er nichts davon, weil die untergeschobenen Talkum-Orbs nur einen Teil seiner täglichen Dosis ausmachten. Dann unternahm ich den nächsten Schritt und drängte Eva, seine anderen Mädchen – sieben im ganzen – in das Geschäft einzubeziehen, denn ihnen ging es nicht besser als uns, argumentierte ich, und deshalb hatten sie denselben Anspruch auf Freiheit. Eva war gleich einverstanden, schlug aber vor, sie einzeln nacheinander einzuweihen, damit Roland nicht auf einen Schlag mit schlechtem Stoff eingedeckt wurde. Das war auch meine Absicht gewesen. Also fügten wir, Woche um Woche, unserer Verschwörung neue Mitglieder hinzu, wenn auch keins der Mädchen jemals erfuhr, woher die erstklassigen Orbs stammten. Sie wußten nur, daß Eva, die als Mittlerin fungierte, einen geheimnisvollen Kontakt hatte, der ihr Blei in Gold verwandelte. Roland, der sich gar nicht vorstellen konnte, weshalb er bei seinen Mädchen nur noch lächelnde Gesichter sah, bekam allmählich die entgegengesetzten Auswirkungen zu spüren – der Stoff hatte nicht mehr den richtigen Biß. Verwundert erhöhte er seine tägliche Dosis und zweigte von den Lieferungen immer größere Mengen für den eigenen Bedarf ab, die ich umgehend entsprechend manipulierte. Den überschüssigen Stoff gab ich an Eva weiter, die ihn in Kapseln füllte und an die Mädchen verteilte. Als eine Art Bonus, wie sie sagte.
    Dabei blieb es die nächsten paar Wochen. Roland steigerte seine Dosis auf fünfzehn Pillen pro Tag – keine davon sauber –, bis er endlich auf die Idee kam, seinen Lieferanten des Betrugs zu verdächtigen, und mehrere Kapseln öffnete, zum Glück, nachdem ich Gelegenheit gehabt hatte, den Inhalt auszutauschen. »Das ist schlechter Stoff. Der Typ hat mir Blindgänger angedreht!« brüllte er, stürmte aus der Wohnung und brauste mit dem Caddy zu einem außerplanmäßigen Rendezvous mit seinem Lieferanten, von wo er blutig und zerbeult zurückkehrte, sich von mir verarzten ließ und ächzte, er würde sich zu rächen wissen.
    Das erwies sich als leeres Geschwätz, denn sein Lieferant, der über Verbindungen zur Armstrong-Mafia verfügte, ließ es nicht bei der Tracht Prügel als Strafe für seine Unverschämtheiten bewenden, sondern schloß ihn zusätzlich vom Drogenvertriebsnetz aus, was seinen totalen Niedergang einläutete. Keiner der anderen Luden und Dealer wollte mehr an ihn verkaufen, jetzt, da er auf der schwarzen Liste stand, mit dem Resultat, daß er seine Mädchen anbetteln mußte. Von ihnen wurde er an Eva verwiesen, die nur zu gerne bereit war, ihm mit einer Partie seiner eigenen gestreckten Ware auszuhelfen, auf Kredit und zum doppelten Preis, vorausgesetzt, er verzichtete darauf, seine übliche Ludengebühr zu kassieren. Zwar verwahrte er sich tobend und fluchend gegen diese unglaubliche Zumutung, doch bei den ersten Entzugserscheinungen änderte er seine Meinung und akzeptierte demütig ihre Bedingungen. Die Nachricht von dieser bemerkenswerten und entwürdigenden Transaktion verbreitete sich in Windeseile durch den ganzen Bezirk und hatte den totalen Gesichtsverlust zur Folge, sowohl im übertragenen wie auch im wörtlichen Sinn, denn an manchen Tagen vergaß er in seinem Elend, die künstliche Physiognomie anzulegen, ohne die er früher nie aus dem Haus gegangen wäre. Dennoch erkannten ihn die ehemaligen Kollegen an seinem taumelnden Gang und der pathetischen Kraftmeierei und ließen keine Gelegenheit aus, ihn zu verhöhnen.
    Da mein Plan, ihn zu vernichten, so ausgezeichnet gelungen war, wandte ich den Blick nach Malibu in der Überzeugung, Eva würde mir zustimmen, daß der Zeitpunkt nicht günstiger sein konnte, denn wenn wir noch länger im Dodger District blieben, endete mit dem Vorrat an Drogen auch ihre Herrschaft über Roland, der als Marionette immerhin dazu getaugt hatte, uns andere Nutznießer unserer Arbeit vom Leib zu halten. Wir hatten dank Rolands Unfähigkeit, seinen Anteil zu kassieren, genügend Mel gespart, um den Sprung wagen zu können, und es wäre der Gipfel der Dummheit, es nicht zu tun.
    Doch Eva hatte keine Eile. Ich wußte nichts davon, aber während ich damit beschäftigt gewesen war, Rolands Untergang herbeizuführen, hatte sie sich mittels der überzähligen Pillen, die sie von mir erhielt, einen properen kleinen

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