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Mein Leben als Androidin

Mein Leben als Androidin

Titel: Mein Leben als Androidin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fine
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dann bitte her?« Das Widerstreben, ihr Befehle zu erteilen, war flugs geschwunden, sobald ich mich erst daran gewöhnt hatte, bedient und verwöhnt zu werden, und etwaige Schuldgefühle wurden erdrückt von meinem übermächtigen Stolz, der hochfahrend verkündete: Ich bin ein weiblicher P9, der es gegen alle Widerstände in dieser Welt zu etwas gebracht hat, wohingegen die Hilfskräfte minderwertige Produkte sind, denen sogar die Fähigkeit mangelt, sich eine Verbesserung ihrer Situation auch nur vorzustellen. Jedem seine bzw. ihre Welt. Ich hatte die meine in den allervornehmsten Kreisen gefunden, wo meine Kunst verfeinert, veredelt und erhöht worden war, unter dem Einfluß der goldenen Regel des geschäftlichen Erfolgs: Nicht wie du es tust, zählt, sondern mit wem du es tust. Es gab kein besseres Beispiel als Eva und mich. Wir waren Kaviar für abgestumpfte Gaumen, die es nach einem Hauch Exotik oder einem Nachgeschmack verlorener Jugend gelüstete; zwei Aschenbrödel in Stöckelschuhen, die sich unverzüglich, zu jeder Tages- und Nachtzeit, auf den Weg machten, um in den feinsten Hotels, Bungalows und Mobis aus Malibu und Bel Air und San Francisco tätig zu werden, ohne Schlag zwölf ein unsanftes Erwachen im Dodger District zu fürchten. Denn unsere neue Welt war kein Kürbis, das Summen der Halskette signalisierte die nächste einträgliche Sitzung, und der gläserne Schuh paßte an Evas Fuß. Als Lebensgefährtinnen gingen wir überall zusammen hin (wenn es sich nicht um geschäftliche Verpflichtungen handelte): Konzerte, Theateraufführungen, Holofilme, Vernissagen und Festlichkeiten der Oberen Zehntausend. Bei letzteren war häufig Harry Boffo als Vertreter des Studios anwesend, um uns zu Besuch weilenden Würdenträgern, Politikern und anderen bedeutenden Persönlichkeiten vorzustellen, wodurch wir Gelegenheit erhielten, unsere Kundenliste zu erweitern. Ja, wir hatten eine gute, herrliche, phantastische – nein, die beste! – Zeit.
    Nein. Roland tauchte nicht als Spielverderber aus der Versenkung auf, und was die Hochaquarier betraf, wußte ich, sie hatten irgendwo auf der Insel ihre Zentrale, aber was interessierte mich das. Meine mehr als erfreulichen Lebensumstände brachten mich zu der Ansicht, daß die Lebensphilosophie des Chefs doch funktionierte, und zwar so gut, daß ich der Hilfe der Aquarier nicht mehr bedurfte. Was nicht heißen sollte, daß alles perfekt war. Eva und ich hatten unsere gelegentlichen Differenzen, doch ich konnte mich immer mit einer Spritztour nach Paris, Moskau, Brasilia, New Sydney, Tokio, Peking und einem halben Dutzend weiterer mondäner Orte trösten. Manchmal reiste ich allein, dann nahm ich Annette als meine Zofe mit und gönnte mir einen ganztägigen Einkaufsbummel, oder ich folgte der Einladung eines meiner vornehmen Abonnenten * , in welchem Fall ich bis zu einer Woche fort blieb und nur in den besten Hotels logierte. (Ich hätte auch zum Mond oder Mars fliegen können, aber der interplanetare Zoll war berüchtigt für seine scharfen Kontrollen, besonders was entlaufene P9 betraf, also verzichtete ich lieber.) Da wir gerade von Abonnenten sprechen, einige waren so liebestrunken, daß sie mich zur offiziellen Mätresse erheben wollten, was ich mir höflich verbat. Es gab zwei, die sich sogar zu einem Heiratsantrag verstiegen, der erste aus Liebe, der zweite aus politischen Erwägungen. Meine bedauernde Ablehnung von Antrag Nummer eins vernichtete den armen Mann, ein sehr mächtiges und einflußreiches Vorstandsmitglied von Sensei Inc. und zu jener Zeit Repräsentant der Firma beim TWAC-Sicherheitsrat. Ich spreche von dem zukünftigen CEO, Frank Hirojones, ein Name, der nicht nur ein interessantes Amalgam aus amerikanischen und japanischen Elementen ist, sondern gewiß auch von besonderem Interesse für die Finanz- und Wirtschaftsexperten unter meinen Lesern, bedenkt man die hervorragende Rolle, die seine Firma in letzter Zeit auf der interplanetaren Bühne gespielt hat. Überrascht es Sie zu erfahren, daß er – inkognito – jede Woche vom TWAC-Orbiter nach Malibu zu jetten pflegte für einen verzauberten Nachmittag in meinen Armen? Erinnern Sie sich an seinen Selbstmordversuch im Malibu Cove Hotel, der in den Nachrichten als eine versehentliche Überdosis von Beruhigungsmitteln dargestellt wurde? Nun, der Grund dafür war ich. Armer Mann. Doch mit der Zeit kam er darüber hinweg und fuhr sogar fort, mich wie üblich zu besuchen, pedantisch bis zum letzten, auch

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