Mein Leben als Stuntboy
kommen?«
Ich möchte meinen Einsatz nicht verpassen, aber für Frank muss ich es einfach schaffen.
»Wann braucht ihr mich hier?«, frage ich Tony.
Er schaut auf die Uhr im nächstliegenden Wagen. (Wahrscheinlich, weil Aliens keine Armbanduhren tragen.) »Deine Szene ist in drei Stunden dran.«
»Bis dahin bin ich wieder da!« Ich greife mir Ronnie und sage, es gäbe einen Notfall und dass er mich dringend fahren muss.
»Hoo, hoo!«, macht Tony. »Du kannst jetzt nicht einfach so abhauen.«
In dem ganzen Chaos hab ich totalvergessen, dass ich die Perücke und die Mädchen-Jogginghose anhab, die ich für die nächste Szene brauche.
»Tut mir leid, aber ein Freund braucht dringend Hilfe«, erkläre ich Tony. »Ich bin ganz schnell wieder da, versprochen.«
Tony überlegt kurz. »Okay, ich melde dich bei der Drehleitung ab. Aber lass mich nicht hängen, ja?«
Gerade als ich loslaufen will, steht Tanya wieder neben mir. »Bist du gerade beschäftigt?«, fragt sie. »Ich hab jetzt ein paar Stunden Drehpause. Wollen wir in meinem Wagen eine DVD zusammen gucken?«
Das ist mit Abstand das geilste Angebot, das ich je bekommen habe. Eine Sekunde lang versuche ich, mich selbst davon zu überzeugen, dass Matt und Carly Frank auch ohne mich retten können. Dass jeder normal tickende Typ Tanyas Angebot auf derStelle und ohne zu zögern annehmen würde. Aber der Gedanke verschwindet, so schnell er gekommen ist. Ich bin für Frank verantwortlich. Ich muss ihn zurückholen.
überzeugen
»Sorry, muss leider weg«, sage ich zu Tanya. »Irgendein Vollidiot hat meinen Affen geklaut.«
»Wenn du dir keinen Film mit mir anschauen willst, kannst du das auch einfach sagen«, erwidert sie, »anstatt dir so eine hirnrissige Ausrede auszudenken.«
»Das ist aber hundertprozentig die Wahrheit.« Auf einmal fällt mir auf, dass wir mit den rosa Jogginghosen, den gleichen Turnschuhen und den langen dunklen Haaren wie zwei durchgeknallte Zwillinge aussehen. »Willst du mit?«
Sie ruft einem Typen, der gerade die Regieassistentin am Walkie Talkie hat, zu, dass sie mal kurz wegmuss.»Aber um zwei musst du zurück sein«, sagt er.
Gemeinsam schleifen wir unseren Chauffeur Ronnie zu seinem Auto.
Chauffeur
Genau wie im Film
Während wir aus verschiedenen Richtungen zur Lagerhalle brausen, simst mir Matt immer wieder Anweisungen, wie wir fahren müssen. Obwohl wir es eilig haben, achtet Ronnie darauf, kein Tempolimit zu überschreiten. Kurz vor dem Ziel simse ich Matt ein letztes Mal, und er schreibt zurück, dass sie auch gleich da sind.
Das ist offenbar mehr Action, als Ronnie verkraften kann, denn er wirkt erleichtert, als ich vorschlage, dass er im Auto wartet.
Dann renne ich rein. »Hallo!«, schreie ich durch das Lager. »Ist da jemand?«
Als er meine Stimme hört, fängt Frank zu kreischen an.
»Gib mir meinen Affen zurück. Das ist weder ein Spielzeug noch ein Haustier – er ist ein Wildtier und er kann beißen.« Der letzte Satz hätte genausogut von meiner Mutter sein können.
Ich entdecke Prompty genau in dem Moment, als er die Tür an Franks Käfig aufmachen will. »Joe kommt auch gleich«, sagt er. »Der findet den kleinen Scheißer hier bestimmt genauso toll.«
»Nicht!«, schreie ich.
»Er mag mich, das sehe ich doch«, sagt Prompty. »Außerdem trage ich lange Ärmel, da kann er mir nichts anhaben.«
»Affenzähne dringen durch alles durch, da ist ein langer Ärmel gar nichts«, sage ich. »Spinnst du vielleicht? Was, wenn er dich ins Gesichtbeißt? Willst du für den Rest deines Lebens entstellt sein?«
entstellt
Ich schaue mich nach Promptys Vater um, in der Hoffnung, dass der seinen Sohn zur Vernunft bringen kann.
»Hier ist keiner, der dir helfen könnte«, sagt Prompty. »Die haben heute alle eine Versammlung im anderen Lagerhaus.«
Tanya, die bisher hinter mir gestanden hat, tritt jetzt nach vorn. »Das ist also Frank?«, fragt sie.
Prompty reißt so entsetzt die Augen auf, wie ein Schauspielprofi es auch nicht besser hinkriegen könnte. »Bist du Tanya Billings?«
Die Frage hat Tanya bestimmt schon tausend Mal gestellt bekommen, aber sie nickt und lächelt, als wäre es das erste Mal. »Ja. Nett, dich kennenzulernen.«
Als Prompty auf sie zukommt, lässter die Käfigtür los. Frank springt aus dem Käfig und an Prompty vorbei.
»Halt ihn auf!«, rufe ich. »Er darf nicht abhauen!«
Ich stürze mich auf den Käfig, aber Frank ist da längst auf der anderen Seite des Lagers.
»Du bist so was
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