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Mein Leben Als Suchmaschine

Mein Leben Als Suchmaschine

Titel: Mein Leben Als Suchmaschine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Evers
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ruckelt plötzlich leicht hin und her. Die Frage ist jetzt wohl geladen. Ein Antworttext wird erstellt. 4-3-2-1, er spricht:
    - AA?
    - Ja, genau, ich brauch die AA, die AAA sind nämlich zu klein.
    - Die AA sind aus.
    - Sind aus?
    - Ja, sind aus, wir hamm nur noch die AAA.
    - Hm. Wann kriegen Sie denn die AA wieder?
    - Oooohh…
    Er verfällt wieder in seine Schweigestarre. Ich fürchte, diesmal ist es ein Systemabsturz. Vermutlich muß das gesamte Antwortprogramm neu geladen und berechnet werden. Warte noch drei Minuten, dann beschließe ich zu gehen. Bin gerade an der Tür, als es plötzlich von hinten ruft:
    - Und die AAA helfen Ihnen nichts?
    - Nein, die sind zu klein.
    Er lacht.
    - Hm. Und wenn Sie vielleicht einfach mehr davon nehmen?
    …
    In diesem Moment brach mein Antwortsystem zusammen. So viel Schlagfertigkeit hätte ich ihm wirklich nicht zugetraut.

Nur wer nichts macht…

    Donnerstagmorgen 10.00 Uhr
    Stehe in der Küche und presse Brötchen aus. In der Zitronenpresse. Bin mir nicht sicher, ob diese Tätigkeit wirklich sinnvoll ist. Überlege, wie es dazu kommen konnte:
    Donnerstagmorgen, 9.29 Uhr. Sitze in der Küche und lese stolz die Zeitung. Habe ich mir verdient. Bin schon draußen gewesen. Kind weggebracht, Zeitung und Brötchen geholt. Im Supermarkt gewesen. Dann zu Hause auch schon wieder Kaffee gekocht, Frühstückstisch gedeckt, Zeitung aufgeschlagen und aber gleich tüchtig losgelesen. Nicht mal halb zehn und schon wieder soviel total unterschiedliche Tätigkeiten auf meinem Kerbholz. Mensch, mensch, mensch, mensch, ich bin aber auch ein Hansdampf in allen Gassen.
    Die Freundin fragt, wie das Wetter draußen ist.
    Sage:
    - Weiß nicht.
    Sie pöbelt:
    - Wie? Weiß nich? Du warst doch schon draußen.
    - Jaaa, aber ich hatte da soviel um die Ohren. Da war keine Zeit, um aufs Wetter zu achten. Außerdem bin ich jetzt schon so lange in Berlin, ich renn nicht mehr jeden Tag mit großen Augen durch die Stadt und muß über alles staunen, vieles ist auch reine Routine geworden. Sie sagt, ich soll mich jetzt mal konzentrieren.
    Schaue auf meine Knie und tue so, als würde ich mich konzentrieren:
    - Ähm, es regnet?
    Sie schüttelt den Kopf.
    Mist. Warum sind dann meine Knie feucht? Sie fragt, ob sonst was war.
    - Wie, ob sonst was war?
    - Na, auf dem Weg, irgendwas Ungewöhnliches.
    - Glaub nicht, wieso?
    - Na weil Kinderladen und Kiosk angerufen haben. Du hast das Kind im Kiosk abgegeben und die Zeitung aus dem Kinderladen mitgenommen.
    Na super, mit diesen ständigen Kritteleien wird sie mir irgendwann noch meine unbestreitbaren Leistungen des Morgens kleinreden. Nur wer nichts macht, macht auch nichts verkehrt. Da sollte sie mal drüber nachdenken. Sie sagt, es sei nicht so schlimm, das Kind habe den Weg vom Kiosk aus auch allein gefunden, nur die Erzieherin hätte gerne, daß ich sie in der Mittagspause mal anrufe und ihr die Zeitung vorlese.
    Na wunderbar. Termine, Termine, Termine.
    Sie fragt, was denn so in der Zeitung drinsteht. Sage:
    - Weiß nicht.
    - Aber Du liest doch schon seit über zehn Minuten in der Zeitung.
    - Echt? Jaa, ja wahrscheinlich schon, aber was hat denn das eine mit dem anderen zu tun? Morgens sind meine Informationsaufnahmekapazitäten noch eher beschränkt. Da sind die DSL-Leitungen zwischen den Synapsen in meinem Hirn noch nicht freigeschaltet. Die verständigen sich morgens eher noch mit zwei Joghurtbechern und ’ner Schnur dazwischen. Da kommt kaum was durch.
    Meine Güte, vielleicht hätte ich mein Studium doch nicht abbrechen sollen. Wenn ich das Studium fertiggemacht hätte, wäre ich jetzt Lehrer. Dann hätt ich’s besser. Dann müßte ich jetzt nicht zu Hause sitzen und knifflige Fragen beantworten. Dann würde ich die Fragen stellen. Das wäre ein Leben. Statt dessen muß ich jetzt hier unter Prüfungsbedingungen rauskriegen, was in dieser verdammten Zeitung steht.
    - Ääähhh, äähh… ah ja, die schreiben hier, gestern war nichts, gar nichts, es ist nichts passiert, den ganzen Tag nicht.
    - Den ganzen Tag nichts?
    - Nee, überhaupt nichts. Die haben sich auch erst gewundert, aber dann eben doch gedacht: Gibt halt so Tage. Da kann man dann gar nichts machen.
    - Ach. Aber es war doch Wahl in diesem Bundesland da im Süden.
    - Oh. Ah ja. Ja, die war natürlich, aber die Ergebnisse waren wohl nicht so, da haben sie dann beschlossen, sie berichten lieber gar nicht drüber, um die Gefühle der Menschen dort nicht zu verletzen.
    - Was war denn mit den

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