Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story

Titel: Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Omar Nasiri
Vom Netzwerk:
Bett des Flusses voran.
    Die Steine waren so scharf, dass einige Brüder blutüberströmt waren, als sie aus dem Fluss stiegen. Gefragt, was sie da täten, erklärten sie mir, dass dies Abu Bakrs Strafe für sie sei, weil sie am Abend zuvor ihre Gewehre nicht richtig gereinigt hätten.
    Plötzlich verstand ich auch, warum Abdul Kerim an dem Tag, an dem er sein Gewehr mit Sandpapier gereinigt hatte, so wütend auf Abu Bakr gewesen war. Als ob das Kriechen durch einen eiskalten Fluss nicht schon schlimm genug gewesen wäre, strafte Abu Bakr seine Rekruten noch mehr, indem er ihnen das Reinigen ihrer Gewehre an diesem Tag zusätzlich erschwerte. Jeder von ihnen würde alles Wasser aus dem Innern seiner Waffe entfernen und dann deren gesamten Mechanismus wieder neu einölen müssen. Das würde viele Stunden dauern. Abu Bakr war knallhart.
     
    Einmal verschwand er für mehrere Tage. Als ich einen Ausbilder fragte, wo er sei, teilte mir dieser mit, dass er krank sei. Daraufhin beschloss ich, ihn in der Hütte aufzusuchen, in der er zusammen mit einigen anderen Ausbildern wohnte. Ich wollte sehen, ob ich etwas für ihn tun konnte.
    Er sah wirklich schrecklich aus. Er lag ausgestreckt auf seinem Bett, hatte die Augen geschlossen und konnte sich kaum rühren. Er hatte sich mit Malaria angesteckt, die in den Lagern sehr häufig auftrat, da es hier vor Moskitos nur so wimmelte.
    Ich setzte mich neben sein Bett.
    „Sallamu Alaykum“, sagte ich. „Ich wusste bis jetzt nicht, dass du krank bist. Wie fühlst du dich?“
    „Gut, Bruder“, antwortete er. „Mir geht es gut.“Aber er stöhnte und bewegte seinen Kopf unruhig hin und her, als er das sagte.
    Neben ihm auf dem Boden lag eine Spritze, die mit irgendeiner Flüssigkeit gefüllt war. Ich hob sie auf.
    „Wofür ist das, Abu Bakr?“
    „Eine Medizin“, antwortete er. „Eigentlich sollte jemand vorbeikommen und sie mir injizieren. Könntest du nicht einmal den Doktor darum bitten?“Mit „Doktor“meinte er einen Araber, der die kleine Krankenstation im Lager leitete.
    „Das kann ich selbst tun“, bot ich ihm an. Ich hatte so viel Zeit in belgischen Krankenhäusern zugebracht und dabei so viele Medikamente und Schmerzmittel gespritzt bekommen, dass ich genau wusste, was hier zu tun war.
    Er schaute mich dankbar an. „Du weißt, wie das geht?“
    Ich nickte, und er signalisierte mir sein Einverständnis. Ich nahm also die Spritze in die Hand, fand eine Arterie und injizierte ihm sehr schnell die Medizin. Er schaute mich erstaunt an, als ich ihm mitteilte, dass das Ganze schon vorbei sei. Dann lächelte er.
    „Bruder, ich habe schon so viele Spritzen bekommen, seitdem ich in Afghanistan bin“, sagte er mir. „Aber dies war das erste Mal, dass es nicht wehgetan hat. Danke.“
    Es machte mich sehr glücklich, dass ich ihm hatte helfen können.
    Als ich aufstand, um zu gehen, schaute ich mich noch einmal im ganzen Raum um. Dabei entdeckte ich etwas wirklich Ungewöhnliches: ein riesengroßes Scharfschützengewehr. Ich wusste von Abu Suhail zwar alles über solche Scharfschützengewehre, aber ich hatte im Lager bisher nie eines gesehen. Ich wollte es unbedingt ausprobieren.
    Abu Bakr muss wohl meinen begeisterten Blick bemerkt haben. „Bruder, es tut mir leid“, sagte er. „Aber das da stammt aus Amerika. Dafür haben wir nicht die richtigen Patronen.“
     
    Einmal saß ich neben einigen anderen Brüdern vor der Moschee. Dabei erzählte uns Abu Bakr, dass er in einigen Tagen zusammen mit Abu Suhail und einer Gruppe von Tadschiken, die er gerade ausgebildet hatte, zu einer Spezialmission aufbrechen werde. In seiner Abwesenheit werde Ibn Sheikh hierherkommen und ihn vertreten.
    Plötzlich schaute Abu Bakr mich an und fragte mit einem freundlichen Lächeln: „Willst du mit uns kommen?“
    Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich nahm an, dass er nur Spaß machte, da ich nicht mit den Tadschiken trainiert hatte und auch nichts über ihre Mission wusste.
    „Sicher“, stotterte ich.
    Abu Bakr lächelte immer noch. „Wenn du mit uns kommst“, fuhr er fort, „könntest du dann einem russischen Soldaten den Kopf abschneiden?“
    „Natürlich“, antwortete ich mit fester Stimme. Ich hatte das in den Filmen gesehen und wusste, dass das die richtige Antwort war. Und ich wusste auch, dass ich das nicht tun musste, denn mir war jetzt klar, dass Abu Bakr mich nur testen wollte.
    „Und wenn ich einen russischen Soldaten mit zurück ins Lager bringe?“, fragte er

Weitere Kostenlose Bücher