Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story
mich, immer noch lächelnd. „Wärst du fähig, ihm genau hier auf dem Platz den Kopf abzuschneiden?“
Mein Herz blieb stehen. Ich begann, mich zu fragen, ob er das tatsächlich tun werde, ob ich tatsächlich jemandem den Kopf abschlagen müsse, um zu beweisen, dass ich ein echter Mudschahid sei. Ich dachte: Was zum Teufel tue ich hier? Aber ich antwortete auf die einzig mögliche Weise:
„Natürlich, Abu Bakr. Natürlich.“
SPRENGSTOFFE
In meiner nächsten Ausbildungsphase ging es um Sprengstoffe. Dieses Mal war unser Ausbilder Abu Yahya, der aus dem Jemen stammte. Dieser Teil unseres Trainings dauerte etwa zwei Wochen. Wie bei den Schusswaffen war es sowohl theoretisch als auch praktisch. Zuerst lernten wir im Unterrichtsraum alles über die wichtigsten Sprengstoffe – TNT, Dynamit und alle Plastiksprengstoffe: C1, C2, C3, C4 und Semtex. So erfuhren wir zum Beispiel, dass die Amerikaner zu verhindern suchten, dass die Mudschahidin in Afghanistan an Semtex gelangten, da es so gefährlich war. Im Gegensatz zu anderen Sprengstoffen ist dieses kaum aufzuspüren.
Wir prägten uns die Beschaffenheit und das Aussehen aller Sprengstoffe ein und lernten diese nach ihrem Geruch und Geschmack zu identifizieren, indem wir ein winziges Stück auf die Zunge legten. Einige, wie zum Beispiel Dynamit, schmeckten wegen des in ihnen enthaltenen Glyzerins richtig süß.
Darüber hinaus lernten wir die verschiedenen Arten von Landminen kennen und erfuhren, welche Sprengstoffe sie enthielten. Man brachte uns bei, eine Mine scharf zu machen und dann wieder zu entschärfen, ein ganzes Minenfeld anzulegen oder eine Mine zu einer Sprengfalle umzuwandeln, so dass jeder, der sie entschärfen wollte, sofort in die Luft gesprengt würde.
Als Nächstes kamen dann die verschiedenen Arten von Granaten an die Reihe. Wir erfuhren, welche man in den unterschiedlichen Kampfsituationen verwenden musste. Abu Yahya brachte uns bei, wann wir Zeitzünder an ihnen anbringen sollten und wann wir sie beim Aufschlag explodieren lassen sollten.
Dann lernten wir die verschiedenen Zünder kennen, wobei Abu Yahya uns immer wieder an deren Gefährlichkeit erinnerte. Wir sollten sie mit äußerster Sorgfalt behandeln, damit sie nicht in unserer Hand und in unser Gesicht explodierten.
Überhaupt verbrachten wir viel Zeit damit, uns alle Sicherheitsvorschriften einzuprägen. Wir rechneten auf der Grundlage der benutzten Sprengstoffmenge die Größe der Explosionszone aus, was natürlich auch festlegte, welchen Sicherheitsabstand wir selbst einhalten mussten. Abu Yahya erklärte uns auch, dass wir Gesundheitsprobleme bekommen und unsere Zeugungsfähigkeit verlieren konnten, wenn wir zu lange mit bestimmten Sprengstoffsorten in Kontakt waren.
In einem größeren Maßstab brachte er uns Chemie und Physik der Sprengstoffe bei. Wir lernten den Unterschied zwischen nicht-brisanten und brisanten Sprengstoffen und wie man die Wirkung einer Bombe auf der Grundlage ihrer Detonationsgeschwindigkeit berechnen konnte. Wir erfuhren die chemische Zusammensetzung jeder Sprengstoffsorte und die Reaktionen, die sich bei deren Detonation abspielten. Abu Yahya erklärte uns vor allem, welche Verletzungen sie beim Opfer je nach dessen Entfernung vom Ort der Explosion verursachten.
Wie Abu Suhail in seiner Schusswaffenausbildung stellte uns Abu Yahya auch Waffen vor, über die wir bisher im Lager nicht verfügten, denen wir aber später einmal begegnen konnten. Eines Tages erzählte er uns sogar alles Wissenswerte über Atomexplosionen.
Da es im Lager einen ungeheuren Minenvorrat gab, übten wir manchmal auch mit echten, scharfen Minen, damit wir deren Wirkung und Kraft einmal aus der Nähe erleben konnten. Wir begannen mit Panzerminen, die im Allgemeinen mit TNT gefüllt waren. Diese gegen gepanzerte Fahrzeuge eingesetzte Minenart explodierte immer vom Boden aus nach oben, während die Antipersonenminen, je nach Sorte, unterschiedlichen Explosionsrichtungen folgten. So explodierten die normalen Tretminen ebenfalls von unten nach oben. Darüber hinaus gab es noch die sogenannten Springminen, die im Boden vergraben und mit einem Stolperdraht verbunden wurden. Wenn diese Minen ausgelöst wurden, sprangen sie bis auf Brust- und Kopfhöhe hoch, um erst dort zu explodieren und dabei mit unglaublicher Wucht Schrapnelle in die nähere und weitere Umgebung zu schleudern. Diese Waffe war sehr gut zur Abwehr eines Angriffs von Infanterieeinheiten geeignet, bei dem zahlreiche
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