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Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story

Titel: Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Omar Nasiri
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gegnerische Soldaten auf engem Raum konzentriert waren.
    Im weiteren Verlauf übten wir das Anlegen von Minenfeldern, eine Tätigkeit, bei der nicht die geringste Nachlässigkeit passieren durfte. Zuerst maßen wir das Minenfeld mit äußerster Genauigkeit aus. Danach verlegten wir die Minen. Einige Tage später kamen wir zurück und mussten sie wieder auffinden und entschärfen. Wir wussten, dass wir unsere Karten sehr genau zeichnen und die Minen genau an den angegebenen Koordinaten platzieren mussten. Wenn hier ein Bruder schlampig gearbeitet hatte, hatte er gute Chancen, von einer Mine zerrissen zu werden, die er selbst verlegt hatte.
     
    Das gesamte Sprengstoff-Training machte mir ungeheuren Spaß. Ich mochte vor allem die erforderliche Präzision und die intensive Konzentration, die einem dabei abverlangt wurde. Immer wieder fesselten mich dieser helle Blitz, der Millisekunden vor der eigentlichen Explosion aufleuchtete, und der gewaltige Lärm, der von den Wänden der Schlucht tausendfach zurückgeworfen wurde.
    Ich werde niemals vergessen, wie Abu Yahya uns zum ersten Mal erlaubte, eine richtige Explosion durchzuführen. Einen ganzen Nachmittag lang bohrten wir auf einem offenen Gelände hinter dem Lager fünfzehn Löcher und füllten sie mit Semtex. Danach verbanden wir sie mit einer Sprengschnur, wie sie Ingenieure für die kontrollierte Sprengung von Gebäuden benutzen. Nachdem wir die Löcher mit Erde aufgefüllt hatten, führte uns Abu Yahya auf den Berg über dieser Stelle.
    Als wir uns alle dort auf einem Felsvorsprung niedergelassen hatten, begann Abu Yahya die Kurbel der Zündmaschine zu drehen, um elektrische Spannung im Kondensator aufzubauen. Danach drückte er den Hebel mit voller Kraft nach unten, um die Sprengschnur zu zünden. Sekunden später gab es einen blauen Blitz. Und dann war da noch ein weiterer Blitz und dann noch einer, fünfzehn hintereinander, nur Bruchteile von Sekunden voneinander getrennt. Es sah aus, als ob Blitze aus dem Boden emporschlagen würden. Und dann war deutlich das Bumm-Bumm-Bumm zu hören, als das Semtex detonierte. Fünfzehn Donnerschläge durchtosten die gesamte Schlucht. Es war faszinierend.
     
    Im weiteren Verlauf unserer Sprengstoffausbildung bekamen wir den Auftrag, ein praktisches Problem zu lösen, das das ganze Lager betraf. Es hatte zuvor mehrere Tage lang heftig geregnet. Dadurch hatten sich einige Felsbrocken vom Berg gelöst und waren direkt vor dem Lagereingang in den Fluss gestürzt. Dort wirkten sie jetzt wie ein natürlicher Damm, hinter dem sich das Wasser aufstaute.
    Abu Hamam ging mit uns an diesem Tag hinaus, um dieses Hindernis mit TNT zu beseitigen. Neben die Felsbrocken legten wir fünfundzwanzig Kilogramm TNT, mehr Sprengstoff, als wir jemals zuvor hochgejagt hatten. Es war auch weit mehr, als in diesem Falle nötig gewesen wäre, aber Abu Hamam wollte uns einmal eine wirkliche Sprengung miterleben lassen.
    Zur Vorbereitung der Explosion drückten wir den Zünder in eine kleine Menge Semtex, die wir dann auf dem TNT anbrachten. Dann schlossen wir den Zünder an ein Elektrokabel an, das wir etwa dreißig Meter bis zu einem flussaufwärts liegenden Felsen ausrollten, hinter dem wir uns dann alle versammelten. Abu Hamam erinnerte uns daran, dass wir unsere Ohren nicht bedecken sollten. Wir müssten lernen, dem Lärm dieser Explosionen auf dem Schlachtfeld zu trotzen. Dann befahl er uns, das Zündkabel an die Batterie anzuschließen. Er stellte noch einmal sicher, dass sich niemand in der Nähe des TNTs aufhielt und ordnete dann die Sprengung an.
    Ein Tschetschene drehte die Kurbel, um den Kondensator der Zündmaschine aufzuladen. Wir hielten alle den Atem an. Die anderen genossen diese Sprengungen fast so sehr wie ich, und das hier würde die größte werden, die wir jemals gesehen hatten. Nach ein paar Sekunden drückte der Tschetschene den Hebel nach unten.
    Und dann... nichts. Keine Explosion. Wir standen alle völlig verdattert auf und schauten nach, was eigentlich passiert war. Das TNT war immer noch da. Abu Hamam überprüfte die Kabel und die Batterien in der Zündmaschine. Alles war in Ordnung. Dieses Mal betätigte er selbst die Kurbel. Wir gingen wieder hinter unserem Felsen in Deckung und warteten auf den großen Knall. Abu Hamam drückte den Hebel nach unten und... wieder geschah nichts.
    Jetzt schaute auch er verblüfft drein. Dann stand er auf und schaute uns an: „Also, wer von euch will zum schahid werden?“, fragte er

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