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Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story

Titel: Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Omar Nasiri
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lernten dabei, unter realen Bedingungen zu kämpfen. Man brachte uns die Bedienung von Funkgeräten und das Morsealphabet bei. Wir lernten, wie wir mit codierten Lichtsignalen Nachrichten übermitteln könnten, und wir bekamen gezeigt, wie man Informationen über die Pläne des Feindes sammeln und falsche Informationen über die eigenen verbreiten könnte. Wir lernten, wie man in Städten und in den Bergen einen Hinterhalt anlegt. Wir lernten, wie wir reagieren sollten, wenn wir unsererseits in einen feindlichen Hinterhalt gerieten. Wie könnte man mehrere Gruppen bei einem gemeinsamen Angriff koordinieren? Wie müsste man sich tarnen, wenn man sich unentdeckt einem Ziel nähern wollte? Wie könnte man den Feind durch Scheinangriffe in die Falle locken? Wir lernten auch die Grundbegriffe des Sanitätswesens kennen, erfuhren, wie wir unseren Brüdern Erste Hilfe leisten konnten und sie, wenn nötig, in geeigneter Weise vom Kampfgebiet wegbringen konnten. Wir lernten, wie man ein Gebäude stürmte und es danach gegen Rückeroberungsversuche verteidigte. Schließlich übten wir sogar Entführungen und Attentate und bekamen beigebracht, jemanden mit bloßen Händen zu töten.
    Die unterschiedlichen Fertigkeiten trainierten wir bei verschiedenen Ausbildern, die zwischen den einzelnen Gruppen hin- und herwechselten. Manchmal verschwanden sie auch für ein paar Wochen, während neue Ausbilder aus anderen Lagern eintrafen und einige Zeit bei uns blieben. Manchmal gingen ganze Gruppen in ein anderes Lager und kamen erst nach einigen Wochen zurück. Wir wussten allerdings nie, wo sie gewesen waren, da es strikt verboten war, irgendwelche Fragen zu stellen.
    Einmal verließ eine Gruppe von sieben Tschetschenen das Lager. Sechs Wochen später kehrten fünf von ihnen zurück, von denen einer am ganzen Körper Verbrennungen hatte. Keiner von ihnen erwähnte mit einem einzigen Wort, was ihnen passiert war, und keiner von uns fragte sie danach. Aber es war ganz offensichtlich: Sie hatten ein fortgeschrittenes Sprengstofftraining absolviert, und zwei von ihnen hatten sich dabei selbst in die Luft gejagt.
    Einige Tage, bevor Abu Bakr und Abu Suhail zu ihrem Auftrag nach Tadschikistan aufbrachen, kehrte Ibn Sheikh ins Lager zurück und brachte nun unserer Gruppe die erfolgreiche Durchführung von Attentaten und Mordanschlägen bei. Die Ausbildung fand auf dem großen Freigelände vor dem Lagereingang statt. Wir errichteten dort ausgefeilte Übungsparcours, in denen wir Situationen simulierten, wie sie uns nach unserer Heimkehr begegnen konnten. So übten wir einmal den Mordanschlag auf jemanden, der in einem Außencafé an einer stark befahrenen Straße saß. Ich fuhr als Sozius auf einem Motorrad, das einer der Tschetschenen steuerte. Als wir uns dem „Café“näherten, fuhr er langsamer, ich sprang ab, lief auf die Zielperson zu, stoppte, feuerte meine Maschinenpistole ab und sprang wieder auf den Beifahrersitz des Motorrads auf, das sich danach mit Höchstgeschwindigkeit vom Tatort entfernte. Es war gar nicht so einfach, das richtige Timing zu finden, und so mussten wir dieses Szenario viele Male üben.
    Noch schwieriger wurde es, wenn sich der Attentäter und die Zielperson bewegten. Quer über den ganzen Platz waren Drähte gespannt, an denen man Zielscheiben von einer Seite zur anderen ziehen konnte. Im Rahmen der Ausbildung versuchten wir, sie aus einem fahrenden Lastwagen oder vom Beifahrersitz eines Motorrads aus zu treffen. Bevor wir aber überhaupt diese Übungen absolvieren durften, brachte uns Ibn Sheikh im Unterrichtsraum bei, wie man alle Variablen berechnen konnte: die Geschwindigkeit des Geschosses, die Entfernung zwischen dem Schützen und dem Ziel und die Geschwindigkeit der beteiligten Fahrzeuge.
    Im Ganzen ergab das eine fast unendliche Zahl von unterschiedlichen Möglichkeiten, die wir alle zu trainieren versuchten. Ich genoss diese Herausforderung und mochte das Gefühl, wenn wir nach zahllosen Versuchen endlich den richtigen Weg gefunden hatten. Außerdem arbeitete ich gern mit den Tschetschenen zusammen, für die ich eine große Bewunderung hegte. Obwohl sie viel jünger waren als ich, waren sie fest entschlossen, so viel zu lernen, wie sie nur konnten.
    Mit der Zeit lernten wir, als Team zu arbeiten. Wir wussten jetzt stets instinktiv, wo die anderen Brüder gerade waren und lernten unsere Bewegungen genau zu koordinieren. Manchmal hatten wir das Gefühl, uns wie ein einziger Körper zu bewegen. Ein

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