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Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story

Titel: Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Omar Nasiri
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die Mudschahidin verraten. Die Araber waren wütend, dass sie ihr Leben für die bosnischen Brüder aufs Spiel gesetzt hatten und jetzt von ihnen aus dem Land geworfen oder sogar verhaftet wurden. Einige behaupteten sogar, Bosnier hätten Araber getötet, die zuvor an ihrer Seite gekämpft hätten.
    Aber am meisten beschäftigte diese Araber die Frage der Vergewaltigungen. Die Serben hatten Abertausende bosnischer Frauen vergewaltigt, von denen viele dann schwanger geworden waren. Die bosnischen Männer rührten diese Frauen jetzt nicht mehr an. Sie hassten die Serben so sehr, dass sie sich unmöglich vorstellen konnten, ein Kind aufzuziehen, das zur Hälfte vom Feind stammte. Dagegen waren die Araber der Ansicht, dass es deren Pflicht sei, diese Frauen zu heiraten und diese Kinder zu guten Mudschahidin zu erziehen, die schließlich die Serben abschlachten würden, deren Blut sie teilten.
     
    Einmal kam ich beim Morgenlauf mit einem Araber ins Gespräch, der gerade aus Bosnien zurückgekehrt war. Dabei fielen wir so weit zurück, dass wir am Ende die vor uns laufenden Brüder nicht einmal mehr sehen konnten. Wir entschieden uns, den Rest des Wegs ganz normal zu gehen und uns dabei weiter zu unterhalten. Er erzählte mir, dass er dort auf dem Schlachtfeld etwas ganz Neues gesehen habe. Es sei eine Art Kompass, der mit Hilfe von Satelliten besonders genau funktioniere. Die Araber hätten ihn benutzt, um ihre Zielerfassung zu verbessern. Das klang wirklich hilfreich, und ich fragte ihn, warum er ein solches Gerät nicht mit ins Lager zurückgebracht habe. Er lächelte und meinte, er müsse jetzt nur noch sein Visum bekommen, damit er heimkehren könne, dann würde er uns eines schicken.
    Ich vergaß dieses Gespräch und war deshalb überrascht, als Ibn Sheikh drei Monate später mit einem Paket auf mich zukam, das von dem Araber stammte.
    „Weißt du, was das ist?“, fragte er mich.
    „Ja, natürlich“, antwortete ich. „Ein Araber hat mir alles darüber erzählt. Es heißt GBS.“Ich war sehr zufrieden, einmal etwas zu kennen, von dem Ibn Sheikh noch nichts gehört hatte.
    Ibn Sheikhs Augen funkelten, und er bedankte sich bei mir, dass ich den Araber gebeten hatte, uns ein solches Gerät zu schicken.
    Am nächsten Tag wurde ich äußerst wütend, als ich Abdul Haq mit dem neuen Gerät herumspielen sah. Er hatte die englische Gebrauchsanleitung vor sich liegen und lernte offensichtlich mit deren Hilfe, das Navigationssystem zu bedienen. Ich fand das überhaupt nicht fair. Schließlich war es doch mir zu verdanken, dass wir jetzt ein solches Ding überhaupt besaßen. Deswegen wäre es auch nur gerecht gewesen, wenn ich es als Erster hätte bedienen dürfen.
    Einige Tage später erfuhr ich, warum sich Ibn Sheikh anders entschieden hatte. Das Navigationssystem hieß GPS und nicht GBS. Ibn Sheikh hatte mich geprüft, und ich hatte versagt.
     
    Natürlich gab es im Lager auch viele andere Araber aus Nordafrika und dem ganzen Nahen und Mittleren Osten. Aber die Saudis schienen doch etwas ganz Besonderes zu sein. Aus Saudi-Arabern bestehende Gruppen blieben meist nur für kurze Zeit in Khaldan, ihre Mitglieder waren viel älter – in ihren Vierzigern, manchmal sogar Fünfzigern -, und sie waren alles andere als harte Burschen.
    Es war offensichtlich, dass diese Männer reich waren. Sie waren nicht wie alle anderen hierhergekommen, um zu trainieren. Für sie war das hier eher ein Ferienaufenthalt. Sie mussten nicht an den Morgenläufen teilnehmen. Die meisten verschliefen den gesamten Vormittag und kamen erst am Nachmittag heraus, um ein wenig mit den verschiedenen Schusswaffen herumzuspielen.
    Wir hatten allerdings überhaupt nichts gegen ihre Anwesenheit, ganz im Gegenteil. Wenn sie da waren, war das Essen viel besser. Es waren keine Insekten darin, wie das normalerweise der Fall war. Wir bekamen Butter und Honig zu unserem Brot, was sonst undenkbar war. An einigen Tagen gab es sogar Fleisch.
    Sie waren keine Mudschahidin, aber sie waren immer sehr nett und hilfsbereit. Eines Abends saß ich mit hohem Fieber vor der Moschee und fühlte mich sehr elend, als eine Gruppe von Saudis mich erblickte. Sie setzten sich sofort zu mir und begannen, sich um mich zu kümmern. Jemand holte mir Wasser, die anderen versicherten mir, dass es mir bald bessergehen werde. Plötzlich legte mir einer von ihnen die Hand auf die Stirn. Mit der anderen Hand hielt er seinen Koran offen und fing an, mir daraus vorzulesen. Seine kühle Hand und

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