Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story
auf den Straßen Marokkos Haschisch verkauft. Ich wusste, wie man Käufer fand, und verstand mich auch darauf, Verkäufer aufzuspüren. Seit meinen Jahren mit Édouard wusste ich auch viel über Schusswaffen und die dazugehörige Munition. Ich wusste, wie das Material aussah und wie viel die einzelnen Bestandteile kosten durften. Und ganz gewiss wusste ich, wie man Geld verdiente: Wenn es mir gelang, die Geschosse für sehr viel weniger Geld zu beschaffen als meine Auftraggeber selbst, konnte ich dabei meinen Schnitt machen.
Ich sah sie an, ohne dabei zu lächeln. „Ich meine es ernst. Ich denke, ich kann die Geschosse beschaffen. Was wollt ihr haben?“Sie hörten auf zu lachen, waren aber immer noch sichtlich misstrauisch.
Yasin beendete das Schweigen. „AK-47. Kaliber 7,62 x 39.“
Ich nickte. „Wir zahlen zehn fünfzig“, ergänzte er.
Sie hofften auf einen sehr günstigen Preis, und ich war besorgt, dass bei dieser Vorgabe für mich nichts mehr abfallen würde.
„Warum zehn fünfzig?“, wollte ich wissen. „Wenn ich welche für elf auftreiben kann, spart ihr immer noch zwei Francs.“
„Wir wollen nicht so viel bezahlen. Das können wir uns nicht leisten.“
„In Ordnung“, sagte ich. „Ich werde tun, was ich kann.“
Natürlich glaubten sie mir nicht. Sie lächelten nur.
LAURENT
Ich hatte keine Ahnung, wie ich Geschosse für Kalaschnikow-Gewehre auftreiben könnte. Als ich an diesem Abend zu Bett ging, dachte ich an Hakim und daran, wie er in Marokko das Notizbuch mit all meinen Kontaktadressen verbrannt hatte. Wenn ich doch bloß die Namen dieser beiden Deutschen gehabt hätte! Von denen hätte ich alles bekommen können, was Amin und Yasin haben wollten, und noch mehr dazu! Aber so ist das Leben nun mal.
Am nächsten Abend ging ich in die Stadt, nach Schaerbeek, einem sehr dicht besiedelten Teil Brüssels, der mehrheitlich von Türken und Nordafrikanern bewohnt wird. Dorthin gehen die Männer in Brüssel, wenn sie auf der Suche nach Prostituierten und Drogen sind.
Ich setzte mich in ein Café an einer belebten Straße und bestellte etwas zu trinken. Dort saß ich mindestens eine Stunde lang und beobachtete die Passanten, wie ich das schon in Marokko getan hatte. Dort hatte ich jedoch nach Käufern Ausschau gehalten. Hier war ich auf der Suche nach einem Verkäufer. Und früh genug entdeckte ich einen – einen jungen Araber auf der anderen Straßenseite. Er war eine sehr auffällige Erscheinung, trug einen nagelneuen Nike-Trainingsanzug und erhielt ständig Anrufe auf seinem Mobiltelefon. Ich beobachtete ihn eine Weile. Manchmal hielt ein Auto direkt vor ihm, dann fuhr er mit seiner riesigen Kawasaki davon, und das Auto folgte ihm. Aber er kam stets zurück.
Ich war diesem Typus schon früher begegnet und spürte instinktiv, dass dies der Mann war, der mir meine Geschosse besorgen würde. Aber mir war auch klar, dass dies nicht sein Hauptgeschäftsfeld war und dass ich mir, wenn ich ihn direkt um so etwas anging, ein klares Nein einhandeln würde. Offensichtlich verdiente dieser Kerl eine Menge Geld mit dem Verkauf von Drogen, und er würde dieses Geschäft keineswegs ohne Not aufs Spiel setzen. Also war ich vorsichtig.
Ich ging über die Straße, auf den jungen Mann zu. „Assallamu Alaykum.“
„Wa Alaykum Assallam“, antwortete er. „Was wollen Sie?“
Ich gab ihm ein Zeichen, mir zu folgen. Als wir zusammen die Straße hinuntergingen, richteten wir den Blick nach vorn.
„Ich möchte Sie etwas fragen“, sagte ich, „aber ich möchte nicht, dass Sie mir sofort antworten. Hören Sie mir einfach nur zu und sagen Sie nichts.“Er sagte nichts. Nach einer Pause fuhr ich fort: „Ich brauche Kugeln. Kugeln für Kalaschnikows.“
Er blieb stehen und wandte sich mir zu. Er war nervös. „Sie wollen...“, hob er an.
Ich schnitt ihm das Wort ab und sah ihm direkt in die Augen. „Ich meine es ernst. Ich will nicht, dass Sie mir sofort antworten. Hören Sie nur zu und denken Sie darüber nach. Ich komme ein andermal wieder, und wenn Sie das nicht machen wollen, ist das in Ordnung. Aber jetzt hören Sie mir einfach nur zu.“
Er nickte.
„Ich brauche Kalaschnikow-Geschosse“, fuhr ich fort. „Ich weiß, dass Sie so etwas nicht verkaufen, aber vielleicht kennen Sie jemanden, der auf diesem Gebiet arbeitet. Ich brauche viele Geschosse. Ich werde sie nicht für einen Bankraub oder etwas Ähnliches benutzen. Sie werden rasch aus Europa weggeschafft werden, das verspreche ich
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