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Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story

Titel: Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Omar Nasiri
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und Yasin damals in Brüssel reagiert hatten, als ich ihnen eröffnete, dass ich für die DGSE arbeitete. Mit allem Recht hätten sie mich töten müssen. Es war das zweite Mal, dass ich sie verraten hatte, und sie schuldeten mir keine Vergebung mehr. Doch stattdessen hatten sie nichts gesagt, nichts getan.
    An diesem Abend, durch die leeren Augen von Ibn Sheikh, verstand ich ihre damalige seltsame Reaktion. Amin und Yasin wussten, dass sie in der Falle saßen. Vielleicht trug ich einen Sender, war verwanzt. Vielleicht hatte die Polizei das Auto umstellt, bereit, sie festzunehmen. Zumindest wurden sie beobachtet. Amin und Yasin waren in den Ausbildungslagern gewesen und für Augenblicke wie diesen trainiert. Mir wurde bewusst, dass sie nicht ein Wort meiner Erklärung geglaubt hatten. Sie wussten nur, dass sie Schweigen zu bewahren hatten, denn was sie betraf, so hatte das Verhör bereits begonnen.

GEISTERSTADT
    Wir kamen nach Peschawar und fuhren in Richtung des Flüchtlingslagers. Ich war schockiert, als ich mich umsah: Überall standen Polizisten, und eine Straßensperre folgte der anderen. Als wir uns dem Lager näherten, warf ich Ibn Sheikh einen Blick zu, und er gab mir mit einem Nicken zu verstehen, dass ich dem Patienten die zweite Spritze verabreichen sollte. Der Afrikaner war im Tiefschlaf, als wir uns der letzten Straßensperre näherten.
    Unmittelbar vor der Sperre stiegen Ibn Sheikh und ich aus und gingen zu Fuß hinüber zum arabischen Teil des Lagers. Ich staunte, als wir dort ankamen. Schon zweimal war ich an diesem Ort gewesen, aber diesmal sah alles anders aus. Es war gespenstisch, auf der Straße ließ sich niemand blicken. Ibn Sheikh erklärte mir, dass die meisten Häuser jetzt leer stünden und dass die Polizei nach dem Anschlag auf die ägyptische Botschaft das Lager eine Woche lang umstellt und viele Brüder verhaftet habe. Einige hatten Glück und entkamen über die Grenze nach Afghanistan.
    Ibn Sheikh führte mich zu dem konspirativen Haus zurück, in dem ich bei beiden Aufenthalten in Peschawar gewohnt hatte. Er sagte mir, ich solle zwei Wochen lang hierbleiben und das Haus bewachen. Dann zog er einen kleinen Schlüsselbund aus der Tasche und ging zu drei weiteren Häusern. Er sagte, ich solle einen täglichen Kontrollgang machen, um sicherzugehen, dass sich in diesen Gebäuden kein Unbefugter niederließ. All diese Häuser standen leer, bis auf ein paar Kisten und Koffer. Ibn Sheikh sagte, ich solle diese Sachen in das konspirative Haus schaffen. Ein Bruder werde dann in ein paar Tagen vorbeikommen, um sie abzuholen.
    Dann gingen wir zu einem vierten Haus, das dem konspirativen Haus genau gegenüberlag. Ibn Sheikh öffnete die Tür, und wir schauten hinein. Wir sahen zwei Saudis, die ich aus Khaldan kannte, und einen Pakistani, der nicht älter als fünfzehn war. Wir begrüßten einander, und dann erklärte Ibn Sheikh, dass ich täglich zum Mittag- und Abendessen hierherkommen solle.
    Ibn Sheikh kehrte dann mit mir zu unserem konspirativen Haus zurück. Er ging zu einer der Vorratskammern, griff sich dort ein Pistolenhalfter und eine Makarow und überreichte mir beides. Er sagte, falls irgendetwas schiefgehe, solle ich mich an die Saudis im Nachbarhaus wenden, diese Leute könnten dann über Abu Zubayda den Kontakt zu ihm selbst herstellen. Er lächelte, grüßte mich zum Abschied und ging.
     
    Ibn Sheikh verließ das Haus am Spätnachmittag, und es war Zeit für die salat zum Sonnenuntergang. Ich nahm meine Waschungen vor und ging über die Straße. Auf mein Klingeln öffnete der junge Pakistani die Tür, und ich trat ein.
    Diesmal hatte ich genügend Zeit, um mich umzusehen. Ich erkannte rasch, dass dies das Zuhause einer wohlhabenden Familie gewesen war. Es gab eine Küche mit Mikrowelle und Tiefkühltruhe, und im Wohnzimmer standen ein großes Fernsehgerät und ein Videorekorder. Der Garten hinter dem Haus war durch hohe Mauern vor neugierigen Blicken geschützt. In einer Ecke war ein Gemüsegärtchen angelegt, ein kleiner Fußballrasen war vorhanden, und überall hoppelten Kaninchen herum.
    Wir verrichteten unsere salat und aßen dann gemeinsam zu Abend. Die Saudis sagten, sie seien sehr glücklich, mich wiederzusehen, und berichteten, dass sie das Haus fast drei Monate lang nicht verlassen hätten. Nach dem Essen ging ich zu meinem Quartier zurück. Als ich mich zum Schlafen niederlegte, wurde mir bewusst, dass ich meinen Schlafraum zum ersten Mal seit fast einem Jahr mit niemand

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