Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story

Titel: Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Omar Nasiri
Vom Netzwerk:
anderem teilte.
     
    Die folgenden beiden Wochen verbrachte ich in Peschawar. Meine erste Aufgabe war, die Kisten und Koffer zu durchsuchen, bevor jemand kam, um sie abzuholen. Ich wollte nachsehen, ob da irgendetwas war, von dem ich Gilles bei unserem ersten Wiedersehen berichten konnte. Ich wartete bis zum Einbruch der Dunkelheit, dann durchsuchte ich jedes einzelne Gepäckstück mit Hilfe meiner Taschenlampe. Aber ich fand nichts Interessantes, das meiste waren Kleider und andere persönliche Habseligkeiten.
    Ich verbrachte viel Zeit in Gesellschaft der Saudis. Wir spielten im Garten Badminton und sahen uns gemeinsam Videofilme an. Sie hatten einen Riesenvorrat an Videos, die meisten davon waren Lehrfilme. Es waren Filme über Kidnapping, Überwachungstechniken und Bombenbau. Und eine Menge Propagandavideos: Kämpfe der GIA, die Ermordung von Anwar al-Sadat, das Attentat von 1983 auf das US-Hauptquartier in Beirut.
    Einmal fragte ich den pakistanischen Jungen, ob der Ägypter in der Gegend sei, der Mann mit den Prothesen. Der Junge nickte, und ich fragte ihn, ob er diesen Mann um ein paar weitere Filme zum Thema Sprengstoff bitten könne. Er rannte aus dem Haus und kehrte nach einer halben Stunde mit fünf Ausbildungsvideos zurück, die allesamt detaillierte Hinweise zur Herstellung hochexplosiver Sprengstoffe enthielten.
     
    Jeden Tag köpften wir zwei Kaninchen, die wir zum Abendessen verspeisten. Ich hoffte dabei, dass sie nicht – wie ihre Artgenossen in Derunta – als Versuchstiere für Gifte oder sonstige Chemikalien verwendet worden waren. Dessen konnte ich mir allerdings nicht sicher sein, denn bei einem Erkundungsgang durchs Haus entdeckte ich eines Tages auf dem Fußboden eines Hinterzimmers ein silberfarbenes Pulver. Ich befühlte es mit dem Finger – es war Aluminiumpulver, wie wir es in Derunta beim Bombenbau verwendet hatten. Einige Tage später entdeckte ich in der Garage eines der anderen Häuser geringe Spuren von Ammoniumnitrat, das in Verbindung mit Dieselöl zu ANFO wird.
    Offensichtlich war alles – oder nahezu alles – aufgeräumt und gründlich gereinigt worden, bevor die Polizei kam. Aber vor diesem Zeitpunkt, so dachte ich mir, musste das gesamte Araberlager ein einziges riesiges Waffenlaboratorium gewesen sein.
     
    Eines Tages erschien der pakistanische Junge an meiner Tür. Er sagte, wir müssten alle weg, denn keiner von uns sei in diesem Lager noch sicher. Ich packte rasch meine Sachen zusammen und verließ mit ihm das Haus. Die Saudis warteten draußen schon, und wir vier verließen zu Fuß das Lager in Richtung Hauptstraße.
    Wir nahmen einen Bus nach Peschawar und stiegen anschließend in einen zweiten Bus um, der uns wieder stadtauswärts brachte, in eine bescheiden wirkende Wohngegend, die mir unbekannt war. Dort stiegen wir aus und gingen zu einem großen Haus, wo der pakistanische Junge die Klingel nach einem bestimmten Code betätigte. Die Tür ging auf, und vor uns stand Abu Said al-Kurdi, der Bruder, der mich über die Grenze und nach Derunta gebracht hatte. Er bat uns herein und geleitete uns in den rückwärtigen Teil des Hauses. Dort führte er uns in einen Raum, der wie ein Büro eingerichtet war. Auf dem Schreibtisch stand ein Laptop, und es lagen dort mehrere Pässe.
    Abu Zubayda und Ibn Sheikh saßen auf Stühlen in der hinteren Raumhälfte, und sie erhoben sich, um uns zu begrüßen. Dann gab Ibn Sheikh den anderen das Zeichen, zu gehen, damit Abu Zubayda mit mir alleine sprechen konnte.
    „Abu Imam, du wirst morgen nach Islamabad gehen. Ich schreibe dir den Namen eines Bruders an der Universität auf, der dir helfen wird, deine Papiere in Ordnung zu bringen. Du musst das Land sofort verlassen, jeder weitere Aufenthalt ist zu gefährlich für dich. Sie könnten dich jederzeit verhaften, und mit einem abgelaufenen Visum werden sie dich ins Gefängnis werfen.“Er machte eine kurze Pause. „Und dort kommst du nicht wieder heraus.“
    Er gab mir Geld für mein Flugticket und händigte mir meinen Pass wieder aus. Ich hatte ihn seit einem Jahr nicht mehr in den Händen gehabt, seit ich ihn an meinem ersten Tag in Khaldan bei Abu Bakr abgegeben hatte. Dann schrieb Abu Zubayda drei Telefonnummern auf ein Stück Papier.
    „Die ersten beiden sind die Nummern meiner Mobiltelefone. Du kannst diese Nummern benutzen, sobald du in Europa angekommen bist. Du erreichst mich Freitag morgens. Die dritte Nummer benutzt du erst, nachdem du die beiden anderen versucht hast. Es

Weitere Kostenlose Bücher