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Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story

Titel: Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Omar Nasiri
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ist die Nummer eines Bruders an der Universität hier in Peschawar. Bei ihm kannst du jede Art von Nachricht hinterlassen.“
    Dann notierte er noch zwei Postfachnummern sowie die Nummer eines Bankkontos. Er sagte mir, ich solle Geld auf dieses Konto überweisen, sobald ich mich in Europa niedergelassen habe und ein Gehalt beziehe. Außerdem schrieb er mir eine Funkfrequenz auf. Dies sei die Frequenz, die zur Kommunikation mit und zwischen den Lagern benutzt werde. Mit einer leistungsfähigen Funkausrüstung könne ich auf diesem Weg auch aus Europa kommunizieren.
    Schließlich öffnete er seine Schreibtischschublade und hielt ein Notizbuch hoch. Es waren meine Aufzeichnungen aus Derunta.
    „Das werde ich dir schicken, sobald du dich eingerichtet hast und uns eine sichere Adresse angeben kannst.“Dann redete er darüber, wohin ich mich wenden sollte. Er schien kein bestimmtes Land im Kopf zu haben. Großbritannien, Frankreich, Belgien, Deutschland – in jedem dieser Länder könne ich nützliche Arbeit leisten, meinte er.
    Abu Zubayda stand schließlich auf und öffnete die Tür. Er rief nach Abu Said al-Kurdi, der sich mit den Saudis unterhielt. Dann richtete er das Wort an mich.
    „Abu Said wird dich jetzt in die Stadt mitnehmen, dort müsst ihr ein paar neue Kleidungsstücke für dich kaufen. Ab jetzt musst du wie ein Pakistani aussehen.“
    Abu Said fuhr mit mir nach Peschawar, wo er einen neuen pakistanischen salwar kameez für mich erstand. Dann begleitete er mich zu einem Friseur, wo ich mich rasieren lassen sollte.
    Ich setzte mich in den Friseurstuhl und betrachtete mein Gesicht in dem trüben Spiegel. In den Lagern gab es keine Spiegel, also war dies das erste Mal seit fast einem Jahr, dass ich mein eigenes Gesicht genau besehen konnte. Ich erkannte mich selbst kaum wieder: Mein Bart war fünfzehn Zentimeter lang, und meine Haut war rissig und von der Sonne stark gebräunt.
    Doch das Verblüffendste waren die Ringe unter den Augen. Sie waren so dunkel, dass sie fast wie eine Gesichtsbemalung aussahen. Mir wurde klar, dass ich seit meinem Aufenthalt in der Türkei keine einzige Nacht mehr richtig geschlafen hatte. Das Gebet vor Morgengrauen, die nächtlichen Geländeübungen, der ständige Stress – all das war an meinem Gesicht abzulesen. Diese Augen hatte ich schon viele Male zuvor gesehen, bei Amin und Yasin und auch bei allen Brüdern in den Lagern. Ich hätte mir nicht träumen lassen, dass auch meine eigenen Augen einmal so aussehen könnten.
     
    Als mein Bart abrasiert war, gingen Abu Said und ich zum Quartier zurück. Er führte mich in ein Zimmer, in dem mehrere Schlafsäcke lagen, und auf dem Fußboden dort sah ich den Koffer, den ich damals aus Europa mitgebracht hatte. Ich öffnete ihn, und alles war noch vorhanden: meine Kleider, mein Rasierer, meine Ray-Ban-Sonnenbrille. Es fehlte nur ein einziger Gegenstand: mein Schweizer Armeemesser, das mit dem Kreuz.
     
    Am nächsten Morgen war der Zeitpunkt der Abreise gekommen. Wir verrichteten unsere Gebete, dann versammelten wir uns an der Tür: Abu Said, Ibn Sheikh, Abu Zubayda und ich.
    „Vergiss nicht, dass du mit niemandem sprechen darfst“, mahnte mich Ibn Sheikh. „Es ist nicht sicher.“Ich nickte und lächelte dabei. An diese Art von Befehl hatte ich mich bereits gewöhnt. Dann grüßten mich die drei und wünschten mir eine sichere Ausreise aus Pakistan. Sie sagten, sie würden mich in ihre Gebete aufnehmen, und ich versicherte ihnen dasselbe.
    Ich beugte mich hinunter, nahm die Sonnenbrille aus dem Koffer und setzte sie auf. Ibn Sheikh lachte, als ich mich wieder erhob.
    „Sieh dich nur an“, sagte er herzlich, „du siehst schon aus wie einer von ihnen.“
    Ich lachte mit. Dann wandte ich mich um, öffnete die Tür und ging ins frühe Morgenlicht hinaus.

LONDONISTAN
    HANDELNDE PERSONEN
    Gilles
DGSE-Beamter; Omars Agentenführer in Brüssel
Fatima
Junge Frau, die Omar in Paris kennenlernt
Daniel
Britischer Geheimdienstbeamter; Omars Agentenführer in London
Abu Qatada
Prediger im Jugendklub Four Feathers in London
Abu Walid
Abu Qatadas Stellvertreter im Four Feathers
Khaled
Junger Algerier mit Verbindungen zur GIA; nimmt an Versammlungen im Four Feathers teil und bringt Omar später zur Moschee Finsbury Park
Samir
Junger Algerier mit Verbindungen zur GIA; Freund von Khaled
Abu Hamza
Radikaler Geistlicher in der Moschee Finsbury Park
Scheich
Radikaler Geistlicher; unterstützt Abu Hamza
Omar Bakri
bei einer

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