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Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story

Titel: Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Omar Nasiri
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Bank erst Geld abheben, bevor ich bezahlen könne, und er gab mir ein Zimmer.
    Mein nächster Weg führte mich zum französischen Konsulat. Dort ging ich nach demselben Muster vor wie beim letzten Mal in Istanbul, als ich ebenfalls den Kontakt zu Gilles herstellen musste. Dem Wachmann an der Tür erzählte ich, dass ich französischer Staatsbürger sei und meinen Pass verloren hätte. Ich ging zum selben Büro wie damals und traf dort auf denselben Mann. Diesmal wirkte er sehr überrascht, als er mich kommen sah. Er lotste mich in eine Ecke des Raumes und fragte diskret nach einer Telefonnummer, unter der ich erreichbar sei.
    Zwei Stunden später rief mich Gilles im Hotel an.
    „Wie geht es dir?“, fragte er. „Wie war die Reise?“Die Worte sollten freundlich klingen, aber die Stimme war voller Zweifel.
    „Danke, es geht mir gut. Die Reise war großartig. Allerdings ein bisschen lang.“Ich redete, als hätte ich gerade ein paar Urlaubswochen hinter mir. „Mir ist das Geld ausgegangen.“
    „Hast du gar kein Geld mehr?“
    „Nur noch etwa zehn Dollar.“
    „Das kann ich regeln. Ich rufe dich in einer halben Stunde wieder an.“
    Beim nächsten Anruf sagte er, Geld sei bereits auf dem Weg. Und er fügte hinzu, er sei im Augenblick noch beschäftigt, werde aber in drei Tagen nach Istanbul kommen.
    „In der Zwischenzeit solltest Du ein bisschen schlafen. Ruh dich aus.“
    Eine Stunde später rief mich der Rezeptionist an, um mir mitzuteilen, dass ein Päckchen für mich angekommen sei. Ich ging nach unten, und er übergab mir einen Umschlag. Er enthielt mehrere hundert Dollar.
    An jenem Abend genoss ich also auf der Galatabrücke den Sonnenuntergang, speiste vorzüglich – es gab Lammfleisch und Fisch – und trank dazu türkischen Wein. Ich fühlte mich ganz obenauf. Niemand hatte an mich geglaubt, niemand hatte gedacht, dass ich irgendetwas anzubieten hätte. Die DGSE war kurz davor gewesen, mich ins Gefängnis zu werfen und zu verleugnen. Dann versuchte sie es mit Geld, damit ich endlich verschwand. Aber jetzt war ich wieder da, eben erst aus den afghanischen Ausbildungslagern zurückgekehrt, mit jeder Menge Informationen im Gepäck. Diesmal würden sie nicht versuchen, mich loszuwerden. Diesmal brauchten sie mich.
     
    Ich schlief sechzehn Stunden durch, und nach dem Aufwachen ging ich in einen Hamam. Dem Mann an der Tür sagte ich, für ein wirklich gründliches Bad würde ich den doppelten Preis bezahlen. Er wies auf einen der Bediensteten, der mich zur Umkleidekabine führte. Dort zog ich mich aus und ging in den Schwitzraum, in dem mich dichter, heißer Dampf erwartete.
    Als mein Betreuer meine Haut dann mit einem groben Schwamm bearbeitete, ging mir auf, dass ich ihm den zehnfachen Preis hätte bieten sollen. Dies war mein erstes richtiges Bad seit meiner Ankunft in Pakistan. Natürlich hatten wir uns in Khaldan im Fluss und in Derunta im See gewaschen, aber während meiner gesamten Zeit in den Lagern war ich niemals auch nur annähernd sauber.
    Mein Betreuer brauchte mehr als eine Stunde, um meinen Körper vollständig abzuschrubben. Ich starrte auf das Wasser, das im Abfluss verschwand, es war eine dicke, schwarze Brühe.
     
    Nach dem Besuch des Hamam war ich erschöpft, ging ins Hotel zurück und schlief nochmals ein paar Stunden. Dann machte ich einen Stadtspaziergang und fand dabei ein Restaurant mit Blick auf die Ataköy-Marina.
    Ich bestellte meine erste Flasche Wein, zündete mir eine Zigarette an und dachte darüber nach, wie leicht es mir gefallen war, meine Rolle als Mudschahid abzulegen – es war ebenso leicht gewesen wie die Annahme dieser Rolle. Während meiner letzten Tage in Pakistan hatte ich wieder mit dem Rauchen angefangen, um zu beweisen, dass ich kein arabischer Extremist war. Natürlich war ich kein arabischer Extremist. Ich war Europäer.
    Hier in Istanbul gewöhnte ich mich schnell wieder an den westlichen Lebensstil. An den Wein, das Essen, die sauberen Bettlaken. Seit dem Augenblick meiner Ankunft hatte ich ferngesehen – CNN, BBC, alles, was die Apparate hergaben. Ich merkte, wie sehr mich die Lager ausgehungert hatten. Über das Radio hatten wir nur Informationsschnipsel mitbekommen, und wenn wir, was selten genug geschah, eine Zeitung in die Hand bekamen, war sie mehrere Wochen alt. In den Lagern hatten wir die Zeit nur am Weg der Sonne über das Firmament und am langsamen Wechsel der Jahreszeiten abgelesen. Wir lebten in unserer eigenen Welt.
    Zuerst stellte ich mir

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