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Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story

Titel: Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Omar Nasiri
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anderen Muslimen: Beide hatten ihre Jeans umgeschlagen, so dass sie nur bis knapp über die Knöchel reichten, und sie trugen Skimützen, obwohl es draußen warm war.
    Ich stellte mich als Imam vor, und sie nannten mir ihre Namen. Der Größere hieß Khaled, der andere Samir. Wir begannen eine Unterhaltung, und ich merkte gleich, dass sie eher Algerier als Frankoalgerier waren, weil sie ein schreckliches Französisch sprachen. Wir unterhielten uns die meiste Zeit auf Arabisch.
    „Woher kommst du?“, fragte Khaled.
    „Aus Marokko.“
    Er lächelte. „Nein, ich meine, woher du jetzt gekommen bist.“
    Ich machte eine kurze Pause und antwortete dann: „Aus Belgien.“
    „Oh, ich kenne eine Menge Leute in Belgien“. Er klang erfreut. „Warum bist du weggegangen?“
    Innerhalb von Sekundenbruchteilen ging ich meine Optionen durch. Ich konnte ihm von Amin und Yasin erzählen. Es war ziemlich wahrscheinlich, dass mich so etwas in den Augen dieser Männer sofort glaubwürdig machen würde, wie damals bei Ibn Sheikh in Peschawar. Es bestand natürlich auch die – wenn auch geringe – Möglichkeit, dass sie mit Amin und Yasin gesprochen hatten und so herausbekamen, wer ich war. Das schien mir aber eher unwahrscheinlich, also ging ich das Wagnis ein.
    „Ich ging, weil ich gehen musste“, erklärte ich. „Kennt ihr die Brüder Amin und Yasin?“
    „Ja, natürlich!“Khaled wirkte überrascht.
    „Ich arbeitete mit ihnen zusammen für al-Ansar . Die Polizei war hinter mir her, als die Razzien anfingen, deshalb musste ich das Land verlassen.“
    Khaled und Samir zeigten kein Misstrauen. Sie schienen sich einfach nur darüber zu freuen, dass sie mich getroffen hatten. In diesem Augenblick wusste ich, dass wir Freunde werden würden.
     
    An jenem Tag sah ich Abu Hamza zum ersten Mal. Dieser Mann bot einen sehr seltsamen Anblick – er hatte nur ein Auge und keine Hände. Seine rechte Hand war durch eine merkwürdige Prothese ersetzt, die in einen silbernen Haken auslief. Er sah wie ein Pirat aus. Ich starrte ihn einige Augenblicke lang an, und dann fiel es mir ein: Das war der Bruder, von dem mir Assad Allah erzählt hatte. Der, der sich bei der Herstellung von Nitroglyzerin die Hände zerfetzt hatte. Ich war verblüfft. Und meine Verblüffung wuchs noch, als ich Abu Hamza sprechen hörte. Er wusste nicht das Geringste über Theologie, was bei einem Mann, der die afghanischen Ausbildungslager durchlaufen hatte, merkwürdig anmutete. Er war sehr laut und sehr leidenschaftlich, aber mir kam er auch sehr dumm vor. Er versuchte das Vorgehen der GIA mit Hilfe von Begriffen des islamischen Rechts zu verteidigen, aber es wurde sehr deutlich, dass er von dem Thema, über das er sich verbreitete, keine Ahnung hatte. Auch Abu Qatada und Abu Walid erkannten das – sie nahmen jedes Argument auseinander, das er vorbrachte. Omar Bakri Mohammed drückte sich verständlicher aus, und er unterstützte Abu Hamza bei der Erläuterung seiner Gedanken.
    Aus dieser Versammlung ging ich mit einer klaren Erkenntnis heraus: Abu Qatada war ein wirklicher Gelehrter, und Abu Hamza war einfach nur ein Demagoge.
     
    Daniel und Gilles waren sehr zufrieden mit meinem Bericht über die Diskussion mit Abu Hamza. Als ich schilderte, was Assad Allah über Abu Hamza erzählt hatte, waren sie überrascht und amüsiert zugleich. Sie sagten, Abu Hamza behaupte nach wie vor, er habe seine Hände an der Front in Afghanistan beim Entschärfen einer Landmine verloren.
    Daniel und Gilles interessierten sich sehr stark für Khaled und Samir, und das Interesse nahm noch zu, als ich ihnen sagte, dass die beiden Amin und Yasin kannten. Amin und Yasin waren natürlich Decknamen, die in keiner Zeitung auftauchten. Deshalb wussten Daniel und Gilles so gut wie ich, dass Khaled und Samir über gute Verbindungen zur GIA verfügen mussten. Sie wiesen mich an, engere Kontakte zu beiden Männern zu knüpfen.
    Eines Freitags erschien ich zu meinem routinemäßigen Treffen mit Daniel und Gilles, aber nur Daniel war gekommen. Im Aufzug, der uns zu unserem Zimmer brachte, sagte er mir, er habe Gilles gebeten, diesmal nicht zu kommen. Ich war überrascht – Gilles kam sonst immer zu unseren Treffen.
    Als wir das Zimmer betraten, war der Tisch für ein sehr gepflegtes Mittagessen bereits gedeckt. Ich konnte mir keinen Reim darauf machen und bat Daniel um eine Erklärung.
    „Wir hatten keinen guten Einstieg miteinander“, sagte er. „Ich glaube, es ist Zeit für einen

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