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Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story

Titel: Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Omar Nasiri
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und ich fragte mich, ob ich deswegen so verwirrt gewesen war. Was Daniel und Gilles mir erzählten, wirkte, so gesehen, allmählich plausibler. Wenn es zutraf, hatte ich den Geheimdiensten einen Riesenerfolg ermöglicht.
    „Was werdet ihr jetzt tun?“, fragte ich.
    „Unsere Leute sind ihm auf den Fersen“, sagte Daniel zuversichtlich. „Diesmal kriegen wir ihn.“
    Beim nächsten Treffen fragte ich Daniel und Gilles, ob Ali Touchent inzwischen verhaftet sei. Die beiden sahen sich schweigend an.
    „Also, was war los?“, hakte ich nach.
    Schließlich antwortete Daniel: „Wir haben seine Spur verloren.“
    „Was?“Ich konnte nicht glauben, was ich da hörte. Ich sah zu Gilles hinüber und sah, dass er innerlich kochte. „Wie konntet ihr ihn nur verlieren?“
    Daniel zuckte mit den Schultern und schaute betreten drein. „Er saß in einem Café. Unsere Leute hatten ihn im Auge. Und dann verschwand er irgendwie.“
    Wieder sah ich zu Gilles hinüber, aber er starrte nur auf den Tisch. Dann wanderte mein Blick zurück zu Daniel, aber ich begriff, dass es hier nichts mehr zu sagen gab. Ich verschwende hier nur meine Zeit, dachte ich. Die Briten haben keine Ahnung von dem, was sie tun.
     
    Wenige Wochen später ging in der Pariser Metro eine weitere Bombe hoch. Die Details waren alle wohlvertraut. Wie schon bei dem Attentat, das noch in meine Zeit in Khaldan fiel, wurde auch dieser Sprengsatz zur Hauptverkehrszeit in einem Vorortzug platziert. Die Bombe selbst – eine mit Sprengstoff und Nägeln gefüllte Gasflasche – war von gleicher Bauart.
    Die Explosion tötete zwei Menschen und verletzte fast hundert weitere. Die Behörden in ganz Europa starteten eine intensive Fahndung nach Touchent. Zu diesem Zeitpunkt war er der Verhaftung schon öfter entgangen, während der Razzien in Brüssel und dann mehrmals nach den Pariser Bombenanschlägen in jenem Sommer. Und er sollte auch diesmal entkommen.
    Die algerischen Behörden teilten im Februar 1998 mit, Touchent sei neun Monate zuvor in Algier getötet worden. Die Franzosen forderten Fingerabdrücke an, und als diese eintrafen, bestätigte die französische Polizei, dass sie den Abdrücken aus dem eigenen Archiv entsprachen. Als die Franzosen noch im selben Monat Dutzende mutmaßlicher GIA-Mitglieder wegen angeblicher Beteiligung an den Bombenattentaten von 1995 vor Gericht stellten, wurde Ali Touchent dennoch in Abwesenheit verurteilt. Die französische Justiz war von seinem Tod nicht überzeugt.
    Einige der Angeklagten behaupteten im Verlauf des Prozesses, Ali Touchent sei überhaupt kein GIA-Mitglied. Sie sagten, sie seien von ihm an der Nase herumgeführt worden, und in Wirklichkeit sei er ein vom algerischen Militärgeheimdienst lancierter agent provocateur . Diese Gerüchte sind bis zum heutigen Tag im Umlauf. In der Sache Ali Touchent scheint es keine Gewissheiten zu geben.

ÜBERNAHME
    Khaled war überhaupt nicht glücklich darüber, dass Abu Qatada mit der GIA gebrochen hatte. Er tauchte zwar immer noch ab und zu im Four Feathers auf, beschwerte sich aber ständig, dass Abu Qatada die Brüder in Algerien betrogen habe. Er erzählte mir auch, dass er in letzter Zeit einige Versammlungen von Abu Hamza besucht habe. An einem Freitag schlug er mir dann vor, ihn in der folgenden Woche zur Finsbury-Park-Moschee zu begleiten, in der Abu Hamza nun regelmäßig predigte.
    Ich hatte zuvor noch nie von dieser Finsbury-Park-Moschee gehört, aber als ich gegenüber Daniel und Gilles diesen Namen erwähnte, spitzten beide die Ohren. Also fuhr ich am darauffolgenden Freitag mit der U-Bahn zur angegebenen Adresse, um mich dort mit Khaled und Samir zu treffen.
    Die Moschee war ein sehr seltsames, modernes Gebäude. Ich wartete einige Minuten, bis die anderen eintrafen, dann gingen wir gemeinsam hinein. Khaled führte uns zwei Treppen hoch. Dann traten wir auf eine Empore hinaus und sahen unter uns eine große Halle, die mit wenigstens zweihundert Männern gefüllt war.
    Ich hatte eigentlich etwas ganz anderes erwartet. Nach den Reaktionen von Daniel und Gilles hatte ich angenommen, einen Saal voller Extremisten vorzufinden. Aber die meisten Männer, die ich hier erblickte, sahen ganz anders aus. Dies waren einfach Einwanderer aus Pakistan, Indien, Nordafrika und dem Nahen und Mittleren Osten, nichts anderes. Einige trugen einen salwar kameez, konnten aber Afghanen sein; ich war mir nicht sicher. Die meisten waren offensichtlich in diese Moschee gekommen, um ihr

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