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Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story

Titel: Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Omar Nasiri
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FÜHRER
    Obwohl ich regelmäßig mit Khaled die Finsbury-Park-Moschee besuchte, nahm ich doch auch weiterhin an Gebetsveranstaltungen, Predigten und Vorträgen im Four Feathers teil. Tatsächlich ging ich dort viel lieber hin, da Abu Qatadas und Abu Walids Art der Lehre weit klüger und konsequenter war. Sie waren nicht weniger extrem als Abu Hamza, ganz im Gegenteil. Aber ihre Vorgehensweise war ganz anders. Sie sprachen über den Koran, die Sunna und die Hadithen. Sie belehrten ihre Zuhörer über die Gesetze des Dschihad. Und sie sprachen darüber, wie ein Mann zu einem Mudschahid werden konnte.
    Ich wusste aus meiner Zeit in den Lagern, wie verführerisch diese Sprache sein konnte. Ich war mir sicher, dass Abu Qatada und Abu Walid über einen Zugang zum Denken und Handeln ihrer Anhänger verfügten, den Abu Hamza nie erreichen würde. Abu Hamza klang nur gefährlich, Abu Qatada und Abu Walid waren es wirklich.
    Natürlich kannte ich deren Gefährlichkeit noch aus einem anderen Grund: Ich übermittelte ihnen direkte Botschaften von Abu Zubayda und dessen Umgebung in Peschawar. Eines Tages hatte ich sogar Abu Zubayda selbst am Apparat. Er bat mich, Abu Walid etwas von ihm auszurichten.
    „Erzähle ihm, die amana sei nie angekommen. Und bitte ihn, das Buch für die Brüder mitzubringen, wenn er das nächste Mal kommt.“
    Diese Botschaften waren immer so dunkel und verschlüsselt. Aber es war eigentlich gar nicht so wichtig, ob ich sie verstand oder nicht. Das Entscheidende war, dass Botschaften von Männern, die die Ausbildungslager in Afghanistan organisierten und unterhielten, direkt zum Four Feathers geschickt wurden.
     
    Wenigstens dachte ich, dass dies wichtig sei. Daniel und Gilles schienen aber anderer Meinung zu sein, da sie mich kurz nach der Übernahme der Finsbury-Park-Moschee durch Abu Hamza anwiesen, das Four Feathers nicht mehr zu besuchen.
    Ich war verwirrt, und ich war wütend. Ich hatte im Four Feathers schon große Fortschritte gemacht. Ich hatte sowohl Abu Qatada als auch Abu Walid Botschaften aus Peschawar übermittelt. Im Four Feathers verkehrten Leute, die aus den Ausbildungslagern kamen. Und ich hatte dort Ali Touchent entdeckt.
    Abu Hamza war ein Demagoge, ein bellender Hund, nichts weiter. Ich stritt mich mit Daniel und Gilles und versuchte, ihnen zu erklären, dass Abu Qatada viel gefährlicher sei als Abu Hamza, obgleich er ein weniger wildes und radikales Auftreten zeigte. Aber sie wollten mir nicht zuhören und ihren Entschluss auch nicht mehr ändern.
    Ich hatte meine Befehle. Von nun an würde ich nur noch die Finsbury-Park-Moschee besuchen.
     
    Ich weiß bis heute nicht, warum mir Daniel und Gilles verboten, weiterhin im Four Feathers tätig zu sein. Vielleicht arbeitete dort jemand anderes für sie und sie brauchten mich deshalb dort nicht mehr. Vielleicht haben sie sich auch einfach nur getäuscht. Heute weiß ich, dass ich mit Abu Qatada und Abu Walid Recht hatte.
    Abu Qatada ist heute in der ganzen Welt bekannt. Man hat ihn als den geistigen Führer der militanten Islamisten in Europa bezeichnet. Gegenwärtig sitzt er in einem englischen Gefängnis und wartet auf seine Auslieferung nach Jordanien, wo er bereits in Abwesenheit wegen der Planung von Terroranschlägen verurteilt wurde.
    Viele glauben, dass Abu Qatada in London Leute für al-Qaida anwarb. Sicherlich wurden viele der gefährlichsten al-Qaida-Leute von ihm betreut oder beeinflusst. Seine Videos fand man unter anderem in der Wohnung von Mohammed Atta, dem Anführer der Attentäter vom 11. September.
    Jamal Beghal, der später gestand, einen Anschlag auf die amerikanische Botschaft in Paris geplant zu haben, sagte, er sei ursprünglich wegen Abu Qatada zum radikalen Islamismus gekommen. Und in zahlreichen Berichten heißt es, dass die Madrider Bombenattentäter, als sie von der Polizei in ihrer Wohnung umzingelt waren, Abu Qatada im Gefängnis anzurufen versuchten, bevor sie sich selbst in die Luft sprengten.
    Auch Abu Walid hatte Verbindungen zu Beghal und den Madrider Terroristen. Über ihn ist allerdings weit weniger bekannt, da er sich nach Afghanistan abgesetzt hatte und dort verschwand. Niemand scheint zu wissen, wo er sich jetzt aufhält.
    Wir wissen heute, wo sich Abu Zubayda aufhält: Er sitzt im Gefängnis von Guantanamo Bay. Zur Zeit seiner Verhaftung im Jahr 2002 war er die Nummer drei auf Amerikas Liste der meistgesuchten Terroristen, direkt hinter Bin Laden und dessen Stellvertreter Ayman al-Zawahiri.

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