Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story
mit seinem gesunden Auge an. „Kannst du mich nach der salat in meinem Büro aufsuchen?“
„Natürlich“, antwortete ich.
Nach dem Ende des Gebets wartete ich vor dem kleinen Büro im Erdgeschoss auf ihn. Bald näherte sich Abu Hamza mit einem kleinen Jungen an seiner Seite. Er winkte mich mit seinem Haken herbei, und der Junge öffnete die Bürotür. Drinnen setzten wir uns auf den Boden und Abu Hamza bat den Jungen, uns Tee zu bringen.
Danach fragte er mich, in welchen Lagern ich gewesen sei. Meine Antworten schienen ihn sehr zu interessieren. Dann beugte ich mich ganz leicht nach vorne. „Ich bin dort jemandem begegnet, den du kennst“, sagte ich leise.
Abu Hamza runzelte nur ganz leicht die Stirn.
„Einer meiner Ausbilder war Assad Allah“, erzählte ich ihm. „Er hat mir von dem Nitroglyzerin erzählt und wie du deine Hände verloren hast.“
Abu Hamza schaute sofort weg. „Bruder“, flüsterte er und blickte mich dabei immer noch nicht an, „bitte erzähle diese Geschichte niemandem weiter.“
Er schien erleichtert, als ich ihm das zusicherte. Bald darauf kam der Junge mit dem Tee zurück. Wir saßen einige Augenblicke da, und dann stand Abu Hamza auf, um zu signalisieren, dass das Gespräch beendet war.
Als ich hinausging, sprach er mich noch einmal an. „ Alhamdulillah, dass Gott dich uns gesandt hat. Eines Tages werden wir deine Hilfe und dein Wissen benötigen.“
Daniel und Gilles hatten vor ihrem Abschied nicht mehr viel über das Sprengstoff-Notizbuch erzählt. Ich war neugierig, was aus ihm geworden war. Nach einigen Monaten fragte ich Mark danach.
„Da musst du Alexandre fragen“, sagte er. „Die Franzosen haben es immer noch.“Ich spürte eine gewisse Verärgerung in seiner Stimme. Mir war von Anfang an aufgefallen, dass die Beziehung zwischen den französischen und englischen Geheimdiensten nicht ganz reibungslos verlief. Daniel hatte mir noch kurz vor seinem Weggang erzählt, dass die beiden Länder noch niemals gemeinsam einen Agenten auf diese Weise geführt hätten. Alles schien auch jetzt noch nicht glattzugehen. Es sollte noch mehrere Monate dauern, bis die Franzosen den Briten das Notizbuch aushändigten.
Später erzählte mir dann Mark, dass der britische Geheimdienst alle Formeln überprüft und getestet habe. Er erzählte mir, dass sie über deren Ausgereiftheit und Raffinesse höchst erstaunt gewesen seien. „Weißt du“, sagte er, „unsere Spezialisten haben mir gegenüber sogar zugegeben, dass selbst sie aus diesem Notizbuch noch einiges lernen konnten.“
VERÄNDERUNGEN
In den folgenden Monaten gab es Enttäuschungen, aber auch Erfolge. Mit der Hilfe von Khaled und Samir wurde mein Verhältnis zu Abu Hamza immer enger. Wir hielten uns nach dem Freitagsgebet in seinem Büro auf, und ich konnte beobachten, wie er und seine Gefolgsleute die großen Mengen an Bargeld zählten, die sie zuvor als zakat eingesammelt hatten. Ich bezweifelte sehr, dass sie an die Armen weitergeleitet wurden.
Einmal bat mich Abu Hamza um einen Gefallen. Ich sollte ihm ein zusätzliches Telefon und ein Faxgerät für sein Büro kaufen. Die Geheimdienste kamen dieser Bitte natürlich mehr als freudig nach.
Jeder, ob nun Mark, Alexandre oder Penny, drängte mich ständig, meine Verbindungen zu Khaled weiter zu vertiefen. Als dieser mich einmal zu sich nach Hause eingeladen hatte, forderten sie mich auf, ihn im Gegenzug zu mir einzuladen. Ich weigerte mich kategorisch. Ich wollte nicht, dass er wusste, wo ich wohnte.
Trotzdem konnte er uns ungewollt viele Informationen verschaffen. Einmal konnte er sein Mobiltelefon nicht mehr finden und bat mich, ihm meines zu leihen. Ich gab ihm das Handy, das mir die Geheimdienste zur Verfügung gestellt hatten, und er rief damit eine Nummer in Algerien an. Er lieh es sich danach noch mehrere Male aus, um damit Anrufe nach Algerien und alle möglichen europäischen Länder zu tätigen. Den Geheimdiensten gelang es, sie alle aufzuzeichnen.
Allerdings durfte ich, was Khaled anging, nicht mehr unternehmen. Nicht, dass ich persönlich Angst gehabt hätte. Vielmehr ließen meine Dienste mich nicht die Dinge tun, die mir einen wirklichen Zugang zu seinen Kreisen verschafft hätten. So erzählte mir Khaled eines Tages, dass Abu Hamza ein Kampftraining für ein paar Brüder angesetzt habe, und schlug mir vor, dass ich mitkommen und ihnen einige der Fertigkeiten beibringen solle, die ich mir in den Lagern angeeignet hätte.
Als ich Mark und
Weitere Kostenlose Bücher