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Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story

Titel: Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Omar Nasiri
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Europa nach sich und führte auch zur Vereitelung eines geplanten Anschlags auf die amerikanische Botschaft in Paris. Beghal gab zunächst zu, von Abu Zubayda rekrutiert worden zu sein, widerrief diese Aussage aber später. Derzeit wartet er in Frankreich auf seinen Prozess.
    Der britische Inlandsgeheimdienst (allgemein bekannt als MI5) und die Polizei unterhielten geheime Kontakte zu Abu Hamza, unmittelbar nachdem dieser 1997 die Moschee übernommen hatte. Sie scheinen ihn aber unterschätzt zu haben. Die Behörden wussten ganz offensichtlich – nicht zuletzt durch Nasiris Informationen und vermutlich auch durch andere Spitzel -, dass Abu Hamza zumindest ein Unruhestifter war, aber sie gingen davon aus, dass er keine britischen Ziele ins Visier nehmen würde und deshalb nicht belangt werden könne. Kritiker der britischen Haltung bewerten dies als Kuhhandel mit den militanten Aktivisten: In Übersee könnt ihr tun, was ihr wollt, und wir werden euch in Ruhe lassen, solange ihr Großbritannien verschont. Die britischen Beamten erwidern auf diesen Vorwurf, dies sei keine förmliche Übereinkunft gewesen, sondern habe sich einfach aus den rechtlichen Rahmenbedingungen ergeben, unter denen sie gearbeitet hätten. Sie hätten niemanden wegen in Übersee begangener Straftaten verfolgen können und hätten stattdessen Einzelpersonen davor gewarnt, in irgendeiner Form das Vereinigte Königreich anzugreifen.
    Die Toleranz der Briten wurde ebenso missbraucht wie die britische Tradition der freien Meinungsäußerung, des Multikulturalismus und das Asylrecht. Die britischen Behörden, bestrebt, das Recht auf freie Meinungsäußerung nicht zu beschneiden, täuschten sich bei ihrer Einschätzung der Hasspredigten, die in Finsbury Park gehalten wurden, ebenso wie bei der Bewertung der sonstigen Aktivitäten, die von dieser Einrichtung ausgingen.
    Neben Frankreich beschwerten sich noch zahlreiche andere Länder über das Geschehen in der Finsbury-Park-Moschee, aber niemand unternahm etwas. Erst im Januar 2003 handelten die britischen Behörden entschlossen. Informationen über eine mögliche Verschwörung zur Produktion des Giftes Ricin führten zu einer frühmorgendlichen Razzia in der Moschee, bei der eine Reihe belastender Indizien gefunden wurde.
    Doch Abu Hamza blieb auf freiem Fuß und predigte auf der Straße vor der Moschee. (Unter den Zuhörern bei diesen Auftritten waren auch einige der Attentäter, die die Anschläge vom 7. Juli 2005 in London verübten.) Die britischen Behörden handelten erst, als die Vereinigten Staaten einen Auslieferungsantrag stellten, der sich auf angebliche Pläne zur Einrichtung eines Ausbildungslagers in Oregon stützte, und zum Teil wohl aus Verlegenheit wegen des amerikanischen Drucks. Abu Hamza wurde im Oktober 2004 wegen Anstiftung zum Mord und anderen Delikten angeklagt und schließlich auch verurteilt.
    Eine andere Schlüsselfigur, die von Nasiri ausspioniert wurde, war Abu Qatada, ein aus Jordanien stammender Palästinenser. Er war 1993 mit einem gefälschten Pass der Vereinigten Arabischen Emirate eingereist. Jordanien bemühte sich, nachdem Abu Qatada in Abwesenheit wegen Terrorismusdelikten verurteilt worden war, um seine Auslieferung, aber die Briten verweigerten dies und stuften ihn 1994 als politischen Flüchtling ein. Abu Qatada war, im Unterschied zu Abu Hamza, ein ernstzunehmender Gelehrter. Er war kein Führer oder Funktionär einer bestimmten Gruppe, sondern eine sehr viel bedeutendere Person: ein Ideologe und geistlicher Mentor.
    Für militante Islamisten ist das Bedürfnis nach religiösen Vorschriften sehr bezeichnend. Viele militante Aktivisten suchten Abu Qatada auf, um von ihm geistliche Führung sowie eine religiöse Rechtfertigung für ihr Handeln zu empfangen. Die Namen der Männer, von denen man annimmt, dass sie bei ihm religiöse Unterweisung erhielten, ergeben ein Verzeichnis militanter Islamisten mit europäischer Operationsbasis. Unter diesen Leuten waren Zacarias Moussaoui, Nizar Trabelsi und Kamal Daoudi. Jamil Beghal ging ursprünglich nach London, um unter Abu Qatadas Anleitung den Islam zu studieren. Aufzeichnungen von Abu Qatadas Predigten fand man auch in der Hamburger Wohnung von Mohammed Atta, dem Anführer der Attentäter vom 11. September. Spaniens leitender Ermittler in Sachen Terrorabwehr bezeichnete Abu Qatada einmal als „geistlichen Führer“der militanten Islamisten in Europa.
    Abu Qatadas Operationsbasis war ein in der Nähe der Londoner

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