Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story

Titel: Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Omar Nasiri
Vom Netzwerk:
Baker Street beheimateter Jugendklub namens Four Feathers. Laut Nasiri sind die Predigten von Abu Qatada sehr viel gefährlicher als die von Abu Hamza, eben weil sie stringenter argumentierten und sich eher auf die geistliche Vorbereitung zum Handeln konzentrierten, anstatt sich in bloßer Rhetorik zu ergehen. Nasiri glaubt außerdem, dass die Lehren Abu Qatadas nahezu vollständig den Inhalten entsprechen, die er in den afghanischen Ausbildungslagern als Teil des Indoktrinationsprozesses und der auf einheitliches Denken ausgerichteten Disziplinierung der Dschihadisten zu hören bekommen hatte. Dennoch berichtete Nasiri, britische Beamte hätten ihn angewiesen, Abu Qatada zu ignorieren und sich stattdessen auf die Beobachtung von Abu Hamza zu konzentrieren. Der Grund hierfür bleibt unklar. Bei Abu Qatada nimmt man – wie auch bei Abu Hamza – an, dass er Kontakte zum MI5 unterhielt, aber es wird nicht unbedingt deutlich, wer hier wen manipulierte.
    Abu Qatada wurde im Februar 2001 von der Polizei verhört, die in seinem Haus 170 000 Pfund in bar entdeckte, einen Teil davon in einem Umschlag mit der Aufschrift „Für die Mudschahidin in Tschetschenien“. Offiziell lebte er von staatlicher Sozialhilfe. Aber es kam zu keiner Anklage. Abu Qatada floh kurz vor dem Inkrafttreten neuer Gesetze zur Terrorbekämpfung im Dezember 2001 überraschend aus seinem Haus im Westen Londons, ein Vorgang, der den Behörden sehr peinlich war. Bemerkenswerterweise gelang es ihm, fast ein Jahr lang auf freiem Fuß zu bleiben, bis er schließlich in London festgenommen wurde. An diese Verhaftung schloss sich eine Reihe von Gerichtsverfahren an, da die britische Regierung ihn nach Jordanien ausliefern will.
    Die Franzosen, die über Abu Qatadas und Abu Hamzas Aktivitäten gut informiert waren, machten sich Sorgen wegen des potentiellen Einflusses der beiden auf junge Menschen in den Banlieues. Sobald die französischen Geheimdienstbeamten jedoch ihre britischen Kollegen bedrängten, erhielten sie auf ihre Berichte die übliche Antwort, Großbritannien sei ein Land, in dem das Recht auf freie Meinungsäußerung gelte. Die Franzosen sagen, auch von ihnen vorgelegte Beweise der Gefahr hätten vor dem 11. September 2001 kaum zu Konsequenzen geführt. Ihrem Eindruck nach war die britische Entscheidung, nicht einzuschreiten, politisch motiviert: Man neigte nicht zu einem harten Vorgehen gegen muslimische Prediger, weil man als Konsequenz eine Entfremdung auf Seiten der großen muslimischen Bevölkerungsgruppe befürchtete. Es wird auch angenommen, dass die Franzosen die Entführung Abu Hamzas erwogen – eine französische Variante der aktuellen US-Praxis der „extraordinary rendition“(„Sonderüberstellung“). Die DGSE schickte nach Angaben eines ehemaligen Geheimdienstbeamten sogar ein Team nach London, das die Machbarkeit eines solchen Vorhabens einschätzen sollte, und ging dabei wohl von der Prämisse aus, die britischen Sicherheitsdienste könnten möglicherweise einfach wegsehen, aber die Polizei, so lautete die Vermutung, hätte sich wohl weniger entgegenkommend verhalten.
    Britische Beamte behaupten dagegen, sie hätten mit den Franzosen eng zusammengearbeitet, um die Unterstützung und die Geldsammel-Netzwerke der GIA und somit die Quellen des Geldflusses zu ermitteln und in den Griff zu bekommen. Sie führen die rechtlichen Rahmenbedingungen als Problem an. Noch Mitte der neunziger Jahre war eine innerhalb der britischen Grenzen betriebene Verschwörung zur Begehung von Terroranschlägen im Ausland keine Straftat. Deshalb benutzten Gruppen wie die Hamas, die Tamil Tigers und auch die GIA Großbritannien als Operationsbasis. Die Polizei ermittelte nur dann, wenn ein Hinweis vorlag, dass eine Straftat begangen und gegen Gesetze verstoßen worden war. Für die Polizei und die Sicherheitsdienste hatte die Beschaffung von Informationen über diese Gruppen keinen hohen Stellenwert. „Hatten wir einen guten Informationsstand? Das hatte keine Priorität“, sagt ein britischer Beamter, der Mitte der neunziger Jahre für die Beschaffung von Informationen zuständig war. „Warum sollte man sich für die Aktivitäten von Pfadfindern interessieren?“Mit dieser Frage deutet er an, wie die Bedrohung damals eingestuft wurde.
    Britische Terrorabwehrexperten konzentrierten sich nach wie vor auf die Bedrohung, die vom irisch-republikanischen Terror ausging, der islamistische Terrorismus war für sie weniger bedeutend. Und die zuerst genannte

Weitere Kostenlose Bücher