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Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story

Titel: Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Omar Nasiri
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verfügt über Informationen darüber, wohin diese Leute anschließend gingen oder wen sie später ihrerseits ausbildeten.
    Etwa zur gleichen Zeit als Nasiri im Frühjahr 1996 Afghanistan verließ, kehrte Bin Laden zurück. Er traf am 19. Mai 1996 mit einer zwölfsitzigen Chartermaschine aus dem Sudan ein. Der pakistanische Geheimdienst ISI hatte dafür gesorgt, dass er eine Landeerlaubnis in Jalalabad erhielt. Der Druck auf seine ehemaligen Gastgeber im Sudan war zu stark geworden, und es war durchgesickert, dass er nicht mehr mit dem Schutz rechnen könne, der ihm in den vergangenen Jahren zuteil geworden war.
    Bin Laden traf zu einem entscheidenden Zeitpunkt ein: Die Taliban kamen jetzt an die Macht. Anfangs hatte er Abstand zu ihnen gehalten, aber im Sommer 1996 waren die Taliban eindeutig auf dem Weg nach oben. In einem möglicherweise vom ISI arrangierten Treffen mit Mullah Omar und weiteren hochrangigen Anführern der Taliban bot Bin Laden seine Unterstützung an, einschließlich der Geldmittel und Kämpfer, die den Sieg dieser Gruppe in den erbitterten internen Auseinandersetzungen zwischen den Mudschahidin sichern sollten.
    Im September eroberten die Taliban Jalalabad. Sie boten Bin Laden und al-Qaida einen sicheren Zufluchtsort, an dem die Planung dramatischerer Aktionen beginnen konnte. Die Taliban hatten nur geringes Interesse an den Ausbildungslagern, und am unwichtigsten waren ihnen die Einrichtungen, über die Araber und andere Ausländer ins Land kamen, aber Bin Laden überredete sie höchstwahrscheinlich dazu, ihm die Lager zu überlassen.
    Nasiri fand nach seiner Rückkehr aus Afghanistan und nach längerer Zeit ohne Kontakt wieder Anschluss an die DGSE und bot seine Dienste für einen neuen Auftrag an. Nach den Razzien im März 1995 und der Serie von Bombenanschlägen im darauffolgenden Sommer hatte das Unterstützer-Umfeld der GIA – einschließlich der Redaktion und des Vertriebs von al-Ansar – die kurze Reise von Frankreich und Belgien nach Großbritannien angetreten. Als Frankreich und Belgien zugriffen, suchten viele Dschihadisten Zuflucht in Londons toleranterem Umfeld. „London war der Brennpunkt“, sagt der belgische Antiterrorexperte Alain Grignard, der davon ausgeht, dass diese Stadt das „Sprungbrett“für den Übergang von der Ära national operierender islamischer Extremisten zum globalen Netzwerk darstellte, dessen Ausgangspunkt im afghanischen Schmelztiegel lag.
    Mitte bis Ende der neunziger Jahre handelte sich die britische Hauptstadt den Beinamen „Londonistan“ein. Sie erhielt ihn von französischen Beamten, die wegen der zunehmenden Präsenz radikaler Islamisten in London und der Untätigkeit der britischen Behörden auf diesem Gebiet erbost waren. London war im Lauf der Geschichte stets eine Heimstatt für Dissidenten gewesen, und seit den achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts wurde es auch zu einer Zuflucht für eine stetig größer werdende Zahl islamischer Extremisten. Sie erhielten Asyl von Beamten, die nur wenig von den Aktivitäten der Menschen verstanden, die sie da ins Land ließen.
    Nasiris Bericht zeigt, dass die Beziehungen zwischen dem französischen und dem britischen Geheimdienst freundschaftlich waren, aber die Franzosen verliehen ihrer Frustration allmählich Ausdruck. Bei Razzien in Frankreich und Belgien war man auf Telefon- und Faxnummern in Großbritannien gestoßen, und die Namen von Verdächtigen wurden weitergegeben. Einige französische Beamte sind der Ansicht, das hinter den Bombenanschlägen von 1995 stehende Netzwerk hätte zerstört, die Attentate verhindert werden können, wenn die Briten mehr getan hätten.
    Nasiri fand schon bald nach seinem Eintreffen in London erneut Kontakt zu al-Ansar, dem jetzt in London produzierten Rundbrief. Rachid Ramda, der sich zuvor in Frankreich und Belgien in GIA-Kreisen bewegt hatte und dabei gesehen worden war, zählte bereits vor Nasiris Ankunft in London zu den Mitarbeitern des Blattes. Der französische Richter Jean-Louis Bruguière, der mit Terrorabwehr befasst war, bat die Briten um die Verhaftung Ramdas, weil dieser in Verbindung mit der Finanzierung der Anschläge auf die Pariser Metro gesucht wurde. Die erste britische Reaktion war negativ und wurde mit der Feststellung begründet, es sei nicht möglich, Ramda zu verhaften, weil er sich im Vereinigten Königreich nichts habe zuschulden kommen lassen, ein Sachverhalt, auf den sich britische Beamte häufiger berufen. Ramda wurde schließlich dennoch

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