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Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story

Titel: Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Omar Nasiri
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verhaftet, wehrte sich jedoch zum wachsenden Ärger der Franzosen zehn Jahre lang gegen seine Auslieferung an Frankreich. Sein Fall wurde zum Symbol für die Spannungen zwischen den beiden Ländern in Fragen der Terrorbekämpfung. Erst im Dezember 2005 übergaben ihn die Briten schließlich in französischen Gewahrsam. Im März 2006 wurde Ramda in Paris wegen seiner Beteiligung an den Bombenanschlägen Mitte der neunziger Jahre verurteilt, wogegen er jedoch Berufung einlegte.
    Nasiri wurde in London vom französischen und britischen Geheimdienst gemeinsam geführt und erhielt den Auftrag, die radikale islamistische Szene zu infiltrieren. Er brauchte nicht lange, um Zugang zur Moschee Finsbury Park in Nordlondon zu finden, und das in einem entscheidenden Augenblick in der Geschichte dieser Einrichtung. Eben erst war ein neuer Prediger eingetroffen, ein aufstrebender Mann namens Abu Hamza. Ihm fehlten ein Auge und beide Hände – eine Hand war durch einen Haken ersetzt worden. Der Ägypter hatte sich in den afghanischen Lagern aufgehalten, und es war ihm gelungen, seine extremistischen Ansichten vor den Vorstandsmitgliedern zu verbergen, die ihn zum Prediger in Finsbury Park ernannten. Doch schon bald kam es zu Spannungen zwischen Abu Hamzas zum größten Teil aus Nordafrika stammenden Anhängern und der alten Garde in dieser Moschee, die mehrheitlich der pakistanischen und bengalischen Bevölkerungsgruppe entstammte. Aus den Spannungen wurden schon bald offene Einschüchterungen, und es wurde klar, dass eine neue, jüngere und radikalere Gruppe die Moschee übernahm.
    Abu Hamza und seine Anhänger machten die Finsbury-Park-Moschee zum wichtigsten europäischen Zufluchtsort und zur Netzwerkstelle für Aktivisten des internationalen Dschihad. Zeitweise übernachteten bis zu zweihundert Menschen im Untergeschoss des Gebäudes. Unter denjenigen, die sich dieser Anlaufstelle bedienten, waren Zacarias Moussaoui, der ehemalige Profifußballer Nizar Trabelsi und der französische Konvertit Jérôme Courtailler. Letztere wurden wegen der Planung von Anschlägen auf amerikanische Ziele in Europa verurteilt. Ein Bericht aus jüngerer Zeit schätzt die Zahl der Männer aus dem Umfeld dieser Moschee, die bei Terroraktionen und Angriffen von Aufständischen in mehr als einem Dutzend Konflikten im Ausland ums Leben kamen, auf bis zu fünfzig.
    Abu Hamza bezeichnete sich anfangs als geistlicher Berater der GIA und Redakteur von al-Ansar . Um das Jahr 1997 war die GIA jedoch wegen ihrer extremen Gewaltausübung selbst in islamistischen Kreisen zunehmend umstritten. Die Massaker an Zivilisten ließen Dschihadisten fragen, ob die GIA außer Kontrolle geraten sei, und es kam zu Abspaltungen. Nasiri war ein unmittelbarer Augenzeuge der Debatten unter den europäischen Islamisten über die Frage, ob man sich der GIA weiter zugehörig fühlen oder sich von ihr trennen sollte. Abu Hamza distanzierte sich im Oktober 1997 von den Aktivitäten der GIA, wie auch andere ehemalige Anhänger im Lauf der Zeit.
    Abu Hamza hielt Predigten, die von Hass geprägt waren und zur Gewalt aufriefen und auf zahllose junge Männer eine nachhaltige Wirkung ausübten. Er steigerte seine Glaubwürdigkeit mit Hilfe von Gerüchten darüber, wie er wohl sein Auge und seine Hände als Kämpfer im Dschihad verloren habe. Nasiri kannte die wahre Geschichte: Seine Verletzungen waren die Folge eines Sprengstoffunfalls in einem Ausbildungslager. Als er Abu Hamza daran erinnerte, bat ihn der Prediger, diese Sache geheim zu halten, damit sein Ansehen nicht leide.
    Die Moschee fungierte als zentrale Anwerbestelle für mit al-Qaida verbündete Gruppen. Von dort wurden Einzelpersonen nach Afghanistan geschickt und mit Flugzeugtickets, Geld und Empfehlungsschreiben von Abu Hamza ausgestattet. Jérôme Courtailler behauptete, eine Referenz von Abu Hamza habe ihm in Khaldan Zutritt verschafft, außerdem habe er von ihm 2000 Dollar Spesen erhalten. Man nimmt an, dass US-Ermittler auch über Informationen verfügen, aus denen hervorgeht, dass Abu Hamza die Ausbildungslager in Afghanistan direkt finanzierte, einschließlich des Lagers Derunta und der Arbeit von al-Masri. Einige der effizientesten Werber von Dschihadisten bedienten sich der Moschee, um Ausschau nach neuen Rekruten zu halten. Einer der wichtigsten war ein Algerier namens Jamil Beghal. Er zog 1997 von Paris nach London um und wurde schließlich in Dubai verhaftet. Seine Festnahme zog eine Verhaftungswelle quer durch

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