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Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story

Titel: Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Omar Nasiri
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zurückgeben werden. Legen Sie sich einfach irgendeine Ausrede zurecht.“
    Bei dieser Unterhaltung erfuhr ich eine Menge über Gilles. Ich erkannte, dass er in der DGSE etwas zu sagen haben musste, denn er bot mir das Geld an, ohne irgendjemanden vorher fragen zu müssen. Ich wusste, dass er es beschaffen würde. Er würde mir nicht ankündigen, die 25 000 Francs beizubringen, wenn er das nicht fertigbringen könnte.
    Ich begriff außerdem, dass Gilles mehr über mich wusste, als er vorgab. Um den möglichen Wert meiner Informationen einschätzen zu können, musste er noch andere Dinge gewusst haben. Aber er wollte nicht einfach nur die Informationen, die ich der DGSE jetzt gleich geben konnte – er wollte, dass ich ihm in Zukunft noch mehr Material beschaffte.
    Er wollte mich zu einem Spion machen.
    Und so wurde ich zu einem Spion im Dienst der französischen DGSE. Zu guter Letzt saß ich in der Falle. Sie wussten, wer ich war, sie kannten meine Familie, sie wussten, wo ich wohnte. Als Spion würde ich zumindest eine gewisse Macht über sie haben. Ich willigte nicht ein, weil ich gegen die GIA kämpfen wollte. Dieses Motiv würde später dazukommen. Bei diesem ersten Treffen spielte es noch keine Rolle. Mein einziges Ziel war zunächst wirklich, mich und meine Familie zu schützen.
    Doch zunächst musste ich mich noch um etwas anderes kümmern. „Ich muss telefonieren“, sagte ich zu Gilles.
    „Wen rufen Sie an?“
    „Das kann ich Ihnen nicht sagen.“
    „Wir müssen es aber wissen“, sagte Gilles mit fester Stimme.
    Ich gab nach. „Ich muss meinen Bruder anrufen. Ich habe ihm gesagt, dass er alle Waffen in den Kanal werfen solle, wenn ich ihn bis um eins nicht anrufe.“
    Gilles’ Augenbrauen hoben sich. „Warum haben Sie das zu ihm gesagt?“
    „Weil ich nicht wusste, was Sie tun würden. Sie hätten mich auch einfach verhaften können. Und dann hätten Sie dieses ganze Zeug in unserem Haus gefunden und mich zusammen mit den anderen ins Gefängnis gesteckt.“
    Gilles lächelte. „Das war sehr umsichtig.“
    Gilles und ich würden einander niemals vorbehaltlos vertrauen – nicht einmal annähernd -, aber langsam schmolz das Eis.
    Gilles ging mit mir zur Telefonzelle auf die Straße hinaus, und von dort rief ich meinen Bruder an und sagte ihm, er solle die Waffen lassen, wo sie waren. Dann gingen wir ins Hotelzimmer zurück, und Gilles schickte den Leibwächter fort. Er schrieb eine Telefonnummer auf ein Stück Papier, gab es mir und sagte, ich solle diese Nummer wählen, wenn ich Kontakt zu ihm aufnehmen müsse. Ich solle eine Nachricht hinterlassen, sagen, wo ich sei, und er würde mich dann sofort zurückrufen.
    Schließlich griff Gilles in seine Manteltasche und zog einen Umschlag heraus, den er mir übergab.
    „Ich besorge Ihnen das Geld für diese Leute bis nächste Woche“, sagte er. „Das hier ist erst mal für Sie bestimmt.“
    Ich schob den Umschlag sofort wieder in seine Richtung. „Ich will das nicht. Ich will Ihr Geld nicht. Ich habe nur um Schutz gebeten.“Ich meinte das ernst. Ich war willens, Gilles und der DGSE Informationen zu beschaffen, aber ich wollte mich niemals ihrer Kontrolle unterwerfen. Wenn ich für diese Leute arbeitete, musste das zu meinen eigenen Bedingungen geschehen.
    Gilles sah mich befremdet an, als ich ihm dies erklärte. Aber dann antwortete er in ruhigem Tonfall: „Keine Sorge. Dies ist kein Arbeitslohn. Ich bin der Ansicht, Sie sollten es nehmen, und zwar als Gegenleistung für die Informationen, die Sie uns bis jetzt gegeben haben. Ich weiß doch, dass Sie Geld brauchen.“
    Also nahm ich es.
     
    Hakim öffnete mir die Tür, als ich an jenem Nachmittag nach Hause kam. Ich sah ihm fest in die Augen. „Bruder, was ich getan habe, tut mir sehr leid. Ich nahm das Geld, und ich bereue es zutiefst. Ich habe vor Gott von ganzem Herzen bereut, und ich habe zu ihm gebetet, dass du und die anderen Brüder mir vergeben mögt.“
    Ich fühlte mich schrecklich. Hakim hatte schreckliche Dinge getan. Er hatte sogar davon gesprochen, mich umzubringen. Aber er war dennoch mein Bruder. Ich hasste es, ihn anzulügen, ich hasste die Vorstellung, ihn künftig auszuspionieren. Aber zu diesem Zeitpunkt hatte ich keine andere Wahl.
    „Ich schäme mich für das, was ich getan habe“, fuhr ich fort. „Ich werde das Geld irgendwie wiederbeschaffen. Gib mir nur ein paar Tage Zeit. Ich will zu Gott zurückkehren.“
    Hakim starrte mich einen Augenblick lang an. Ich sah, dass er

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