Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story
Geheimdienst ließ diese Person auf Schritt und Tritt überwachen.
Dadurch erfuhr ich nach und nach ein bisschen mehr über die GIA. Ich erfuhr, dass Amin die politischen Aktivitäten der Zelle in Brüssel leitete. Yasin war der Leiter des militärischen Flügels – er war für Waffen- und Munitionsankauf, Logistik und Transport zuständig.
Manchmal sprach ich mit Gilles auch über Politik. Er fragte mich niemals, was ich von diesen Dingen hielt, doch ab und zu teilte ich ihm das auch unaufgefordert mit.
„Du weißt, dass ihr bereits verloren habt“, sagte ich ihm eines Tages.
„Was haben wir verloren?“, fragte er.
„Den Kampf gegen den islamischen Extremismus. Ihr habt den Kampf bereits verloren.“
Gilles war neugierig und fragte mich, warum ich das gesagt hatte. Ich sagte ihm, dass die Muslime überall gegen die Diktatoren rebellierten, unter deren Knute sie lebten. Die Muslime in Tunesien, Marokko, Ägypten, Algerien und im ganzen Nahen und Mittleren Osten wussten, dass die Regime in ihren Heimatländern von Frankreich, Großbritannien oder den USA gestützt wurden. Unter diesen repressiven Regimen leben zu müssen war schlimm genug, noch schlimmer war jedoch zu wissen, dass sie nur Werkzeuge zionistischer und christlicher Nationen waren. Das machte die Muslime wütend und ließ sie den Westen hassen. Und es schürte ihr Misstrauen gegen die Demokratie, weil sie sahen, wie undemokratisch westliche Länder sein konnten, wenn es deren eigenen Interessen diente. Ich sagte Gilles, es werde immer Terroristen geben, solange die westlichen Mächte die muslimische Welt manipulierten.
Gilles sagte niemals etwas, wenn ich mich zu diesen Dingen äußerte. Er lehnte sich nur in seinem Stuhl zurück und hörte mir zu.
Wenn etwas Außergewöhnliches passierte, teilte ich das Gilles mit. Ganz besonders interessierte er sich für Elias, den Mann in London, mit dem Tarek in Sachen al-Ansar Kontakt hatte. Gilles fragte mich ständig nach mehr Informationen über ihn, aber da ich Elias nie gesehen hatte, waren die Sendeprotokolle des Faxgeräts alles, was ich ihm liefern konnte.
Deshalb war ich äußerst interessiert, als ich eines Tages mitbekam, dass sich Yasin, Amin und Hakim über Elias unterhielten. Und als Hakim mich am nächsten Morgen bat, ihn zum Flughafen zu begleiten, um jemanden abzuholen, nahm ich die Gelegenheit wahr.
Am Flughafen lasen wir einen jungen Mann auf. Er sah aus wie Anfang zwanzig und hatte nur einen kleinen Koffer bei sich. Hakim machte uns nicht miteinander bekannt, und ich nahm zwar an, dass dies Elias war, konnte mir dabei aber nicht sicher sein.
Wir nahmen ihn mit zu uns nach Hause und brachten ihn ein paar Stunden später zu einem nördlich von Brüssel gelegenen Parkplatz. Hakim, Yasin und Amin saßen mit uns im Auto, und als wir diesen Parkplatz erreichten, stiegen sie alle zusammen mit dem neuen Mann aus.
„Kann ich mitkommen?“, fragte ich.
„Nein“, sagte Amin. „Du bleibst im Auto.“
Deshalb beobachtete ich sie vom Wagen aus. Die vier standen ein paar Minuten lang beisammen, dann näherte sich ein weiterer Mann dieser Gruppe – ich sah nicht, aus welcher Richtung er kam. Er war kleiner als der Mann, den ich für Elias hielt, und außerdem sehr viel älter, mindestens Ende dreißig. Sein Haar und sein Bart waren kurz geschnitten. Die anderen sahen offensichtlich zu ihm auf. Selbst vom Auto aus fiel mir auf, dass ihm die anderen mit großem Respekt begegneten.
Die fünf unterhielten sich einige Minuten lang, dann übergab der Jüngere dem Älteren den Koffer. Kurz darauf stiegen alle mit Ausnahme des älteren Mannes wieder ins Auto. Wir fuhren den jungen Mann zum Flughafen, wo er eine Maschine nach Stockholm nehmen wollte.
Gilles war höchst aufgeregt, als ich ihm dies berichtete, und wollte mehr über den älteren Mann wissen. Ich konnte ihm nicht viel sagen, war aber in der Lage, eine Beschreibung abzugeben. Gilles war sehr aufgekratzt. Er lächelte viel und sagte schließlich, ich hätte großartige Arbeit geleistet.
Bei einer anderen Gelegenheit war Gilles fast genauso aufgeregt: Ich hatte mitbekommen, dass Tarek noch einen anderen Namen benutzte. Das geschah durch einen Zufall. Ich war zu Hause, und Tarek war ebenfalls da und nahm einige Faxe entgegen. Er blieb zum Abendessen. Auch Nabil war da, mit seinem Freund Ali. Wir drei wollten an jenem Abend gemeinsam ins Kino gehen.
Als wir gegessen hatten, ging Nabil nach oben, um seinen Mantel zu holen. Auf
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