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Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story

Titel: Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Omar Nasiri
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halbem Weg, von der Treppe aus, rief er Alis Namen, weil er irgendeine Frage hatte. Ali sah auf und antwortete ihm natürlich. Mir fiel auf, dass auch Tarek aufschaute und zu sprechen begann. Aber dann ging ihm auf, dass nicht er gemeint war, und er wurde sofort still. Er ließ den Kopf wieder sinken, konzentrierte sich aufs Essen und tat so, als sei nichts geschehen.
    Beim nächsten Treffen sagte ich Gilles, dass Tarek auf den Namen Ali reagierte. Er zeigte ein breites Lächeln und lehnte sich in seinem Stuhl zurück.
    „Das ist eine sehr gute Information“, sagte er. „Sehr gut.“Nach einigen Monaten der Zusammenarbeit mit Gilles hatte ich die Nase voll von dieser ganzen Spionage-Scheiße. Ich hatte Gilles mit einer Menge von Informationen versorgt, und er hatte mir oft gesagt, dass ich großartige Arbeit leistete. Deshalb ärgerte es mich, dass ich, egal wie oft wir uns trafen, immer noch die gleiche Prozedur durchlaufen musste wie beim ersten Mal. Jedes Mal folgte ich ihm eine halbe Stunde lang quer durch Brüssel, obwohl wir unweigerlich aufs Neue in einem der Hotels an der Place Rogier landeten. Und jedes Mal fiel mir mindestens einer seiner Gehilfen auf, der sich an meine Fersen heftete.
    Wieder und wieder konfrontierte ich Gilles mit dieser Frage. Ich sagte ihm, ich würde beschattet, und fragte nach dem Grund für diese Maßnahme. Er stritt den Vorwurf stets ab. „Warum sollte ich dich beschatten lassen?“, pflegte er zu fragen.
    Nach fast einjähriger Zusammenarbeit wurde die ganze Angelegenheit vollkommen absurd. Ich folgte Gilles durch eine Unterführung unter der Place Rogier und kam dort an einer Stelle vorbei, an der ein Obdachloser Tag für Tag Zeitungen verkaufte. Ich war Hunderte Male an diesem Ort vorbeigekommen und kannte diesen Obdachlosen, ein- oder zweimal hatte ich ihm sogar eine Zeitung abgekauft. Der Mann war alt und gebrechlich, seine Zähne waren verfault und fielen aus. Aber an jenem Tag saß dort ein anderer Mann. Dieser Typ war im mittleren Alter und ein bisschen fett. Seine Zähne waren bestens gepflegt.
    Als ich mit Gilles in das Hotelzimmer hinaufging, hatte ich einen Lachanfall.
    „Jetzt höre mal“, sagte ich, „willst du mir immer noch erzählen, dass deine Leute mich nicht beschatten? Ich sah den Typ unter der Place Rogier. Das war lächerlich.“
    Endlich knickte Gilles ein. Ein stilles Lächeln erschien auf seinem Gesicht. „O. k., o. k.“, sagte er und musste dabei selbst lachen. „Es stimmt, du hast mich ertappt. Was soll ich dazu sagen?“
     
    Im Lauf dieser Monate verbrachten Gilles und ich Hunderte von Stunden mit Gesprächen. Mit ihm redete ich mehr als mit irgendeinem anderen Menschen. Wir erzählten uns auch kleine Witze, und oft fand ich diesen Mann sympathisch. Ich glaube, dass es ihm umgekehrt manchmal ebenso ging. Doch dann ließ er wieder irgendeine Boshaftigkeit einfließen, nur um zu zeigen, dass er der Chef war. Und ich gab es ihm zurück, nur um zu zeigen, dass dies nicht zutraf.
    Eines Tages legte er einen Stapel Fotos auf den Tisch, die ich mir ansehen sollte. Das tat ich und sah ein Foto von Nabil.
    „Was zum Teufel soll das denn?“, fragte ich und hielt Gilles das Foto vor die Nase. „Du weißt genau, wer das ist. Das ist mein Bruder Nabil. Er hat mit alldem überhaupt nichts zu tun.“
    Gilles zuckte mit den Schultern und entschuldigte sich, aber ein paar Wochen später lag das Foto wieder auf dem Tisch. Diesmal geriet ich in Rage.
    „Nimm das Bild weg“, schrie ich. „Ich habe dir das schon hundertmal gesagt. Nabil hat mit alldem nichts zu tun . Ich will dieses Bild nie wieder sehen.“Ich zitterte vor Wut.
    Gilles zeigte mir das Bild nie wieder. Und ich vergaß meinerseits diese Episode nie. Ich war zur DGSE gegangen, weil ich wusste, dass diese Leute rücksichtslos vorgingen, also war mir klar, dass auch Gilles rücksichtslos sein musste. Wie freundschaftlich unser Umgang sich auch immer entwickeln mochte: Stets war mir bewusst, dass er mich, zusammen mit meinem Bruder und meiner Mutter, den wilden Tieren zum Fraß vorwerfen würde, sobald er von mir alles bekommen hatte, was er wollte.

AIR-FRANCE-FLUG 8969
    Der 24. Dezember 1994 war der Tag, an dem für mich alles anders wurde. An jenem Tag brachten vier Mitglieder der GIA auf der Rollbahn in Algier eine Maschine der Air France in ihre Gewalt.
    Das ganze Jahr über hatte ich viel über die Eskalation des schmutzigen Krieges in Algerien gelesen. Die GIA hatte riesige ländliche

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