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Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story

Titel: Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Omar Nasiri
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besorgt. Ich war ein Mörder, genauso wie sie.
    Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich genommen, was immer ich bekommen konnte. Beide Seiten hatten mich zuweilen ernährt, denn ich nahm Geld von Gilles an und strich bei den Geschäften mit Laurent immer noch meinen eigenen Anteil ein. Aber jetzt beschloss ich, mit meiner ganzen Kraft gegen die GIA zu kämpfen. Diese Morde waren falsch. Das war meine Überzeugung als Mensch und als Muslim. Ob ich nun zur Moschee ging oder nicht, fünfmal täglich die salat sprach oder nicht: Ich war Muslim und glaubte an Gott. Diese Grausamkeiten, die Ermordung unschuldiger Menschen – das war nicht der Islam, den ich kannte. Ich konnte nicht länger wegsehen.
    Alles war anders geworden.

SEMTEX
    Beim nächsten Treffen sagte ich Gilles, wie sehr mich diese Flugzeugentführung aufgewühlt hatte. Ich erzählte ihm, was ich über die GIA gelesen hatte und dass ich nicht verstehen könne, warum Hakim und die anderen nicht begriffen, welche Perversion des Islam diese Gruppe verkörperte. Ich sagte ihm, dass ich ernsthaften Anteil am Kampf gegen die GIA haben wollte, dass ich mehr für die DGSE tun wollte als bloß die kleinen Aufträge, die ich bis dahin erledigt hatte.
    Gilles nickte und hörte mir zu, sagte aber nicht viel dazu. Einige Wochen später ließ er mich jedoch wissen, er habe mir bei dieser Unterhaltung geglaubt und sehe, dass sich in mir eine wirkliche Veränderung vollzogen habe. Doch zu jenem Zeitpunkt schien ihn am allermeisten das Tonband zu interessieren, das Amin und Yasin in unser Haus gebracht hatten. Er fragte mich, ob ich ihm eine Kopie besorgen könne, aber das ging nicht, weil sie das Band wieder mitgenommen hatten. Er fragte, wann wir das Band gehört hätten, und ich antwortete, das sei weniger als 48 Stunden nach dem Ende der Entführung gewesen. Das schien Gilles sehr zu überraschen.
    Er war noch überraschter, als ich ihm berichtete, dass mir Yasin einige Tage nach der Flugzeugentführung den Auftrag gegeben hatte, bei Laurent Sprengstoff zu kaufen. Ich fragte Yasin, was er denn haben wolle, weil ich mich mit Sprengstoffen überhaupt nicht auskannte. Er wollte Plastiksprengstoff haben, und ich sollte herausfinden, was uns Laurent von diesem Material beschaffen konnte.
    Gilles wirkte sehr angespannt, als ich ihm davon erzählte. „Du musst dich mit Laurent treffen“, sagte er. Ich antwortete, für den übernächsten Tag sei bereits ein Termin vereinbart.
    „Rufe mich sofort an, wenn dieses Treffen beendet ist. Ich will ganz genau wissen, was er dir erzählt.“
    Gilles war besser über Laurent informiert als ich selbst. Er wusste schon vor unserem ersten Treffen über ihn Bescheid. Doch mit den Sprengstoffen hatten wir Neuland betreten, und ich sah, dass Gilles besorgt war.
     
    Ich wusste nicht, ob Laurent Sprengstoffe anzubieten hatte oder nicht. Bei unserem Treffen sprach ich das Thema vorsichtig an.
    „Laurent“, sagte ich, „ich weiß nicht, ob du überhaupt mit diesem Zeug handelst, und wenn nicht, dann vergiss einfach meine Frage. Aber ich möchte einige Sprengstoffe kaufen.“
    Laurent war sichtlich überrascht. „Wofür brauchst du das?“
    „Das kann ich dir nicht sagen.“Aber ich wusste, was er meinte. Es gibt eine Menge verschiedener Arten von Sprengstoffen. Vielleicht brauchte ich nur eine Substanz, mit der sich eine Tür oder der Tresorraum einer Bank aufbrechen ließ. Aber vielleicht brauchte ich etwas Wirkungsvolleres – um eine Botschaft oder ein Flugzeug in die Luft zu jagen. Sollte das zutreffen, würde die Spur der Sprengstoffe eventuell bis zu ihm zurückverfolgt werden. Er war klug genug, um zu wissen, dass es sich nicht lohnte, seine Zukunft für ein Geschäft aufs Spiel zu setzen, das ihm nicht mehr als ein paar Tausend Francs einbrachte. Natürlich würde Laurent nichts von alledem zugeben, aber ich wusste um diese Zusammenhänge.
    „Laurent, ich gebe dir mein Wort. Nichts von dieser Lieferung wird in Europa bleiben.“Ich schaute Laurent in die Augen, als ich das sagte, und wir beide hielten einige Sekunden lang dem Blick des anderen stand.
    „In Ordnung“, sagte er schließlich. „Gehen wir zu mir nach Hause, dort können wir über diese Sache reden.“
    Das war neu. Ich war noch nie bei Laurent zu Hause gewesen. Wir fuhren aus der Stadt hinaus, etwa eine halbe Stunde lang, auf der Autobahn in Richtung Lüttich. Wir waren auf dem Land, als wir die Autobahn verließen. Nach einigen Kilometern hielten wir vor einer großen

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