Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story
Villa mit drei Satellitenschüsseln auf dem Dach. In der unmittelbaren Umgebung gab es keine anderen Häuser. Laurent lenkte den Wagen auf den Kiesweg, der auf das Grundstück führte, und fuhr um das Haus herum. Ich war verblüfft: An dieser Zufahrtsstraße parkten zehn weitere Fahrzeuge. Zehn wunderbare schwarze Autos – sechs BMWs, zwei Mercedes-Modelle, ein Jaguar und ein Porsche.
„Verkaufst du diese Autos?“, fragte ich.
„Nein, die gehören mir.“
Ich konnte es nicht glauben. Monatelang hatte mich Laurent in diesem engen, kleinen Renault durch die Gegend gefahren. Auch seine Kleidung war nichts Besonderes – billige Sachen, einiges davon war sichtlich abgetragen. Beim Anblick der Autos dämmerte mir, dass Laurent zu einem bestimmten Zeitpunkt sehr erfolgreich gewesen war. Aber jetzt war er auf dem absteigenden Ast. Kein bedeutender Waffenhändler würde Geschosse in den kleinen Mengen verkaufen, wie wir sie bestellten: zweitausend oder fünftausend Stück pro Lieferung.
Wir betraten das Haus durch eine Art Foyer, und vor uns lag ein riesiges Wohnzimmer. Ab dem Augenblick, in dem ich eintrat, hatte ich das Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmte. Das Haus roch seltsam, auf eine Art, die ich nicht bestimmen konnte.
Ich sah mich im Wohnzimmer um. Die Einrichtung war teuer, aber unauffällig. Alles war sehr modern, aber auf eine Art, die in einem so eleganten Haus seltsam anmutete. Rechts stand ein riesiges Fernsehgerät, und auf der Couch vor diesem Gerät saß eine Frau. Sie war übergewichtig, vermutlich älter als vierzig. Sie hob die Hand zur Begrüßung, als sie uns hereinkommen hörte, sah aber nicht auf. Sie rauchte eine Crack-Pfeife.
Laurent ging sofort auf die linke Seite des Raums, wo ein langer Tisch stand. Dort war ein Bunsenbrenner aufgestellt. Laurent setzte sich davor und machte sich sofort an die Arbeit. Ich versuchte mit ihm über die Sprengstoffe zu sprechen, aber er war bereits vollständig abgelenkt. Das erste Mal, seit ich ihn kannte, wirkte er unruhig. Seine Hände zitterten. Vor sich hatte er ein Glasröhrchen mit etwas Flüssigkeit, die er über der Flamme erhitzte. Nach ein paar Minuten war die Flüssigkeit verdampft, und er kratzte den weißen Rückstand aus dem Röhrchen und stopfte ihn in eine Pfeife. Ich sah, dass sie viel benutzt worden war, denn die Ränder des Pfeifenkopfs waren geschwärzt und an manchen Stellen rissig. Laurent nahm einen raschen Zug, den er tief inhalierte. Er behielt das Crack einige Sekunden lang in der Lunge und atmete es schließlich wieder aus. Sein Körper entspannte sich sofort.
Kurz darauf erhob er sich und bat mich, ihm in die Küche zu folgen. Er nahm einen Karton vom Boden auf und öffnete ihn. Der Inhalt bestand aus zehn oder fünfzehn tschechischen Maschinenpistolen der Marke Scorpion.
„Willst du ein paar davon kaufen?“, fragte er.
„Ich werde meinen Boss fragen. Aber jetzt würde ich gerne über Sprengstoffe reden.“
Laurent stellte die Schachtel mit einem Schulterzucken ab. „In Ordnung. Welche Farbe willst du haben?“
Ich hatte keine Ahnung, wovon er sprach. „Sag mir einfach, was du hast“, antwortete ich.
Laurent sagte, er könne mir C1, C2 und vielleicht auch C3 besorgen. Ich wusste nicht, wofür diese Bezeichnungen standen, wollte aber nicht, dass Laurent das mitbekam.
„O. k.“, sagte ich. „Ich muss nachfragen, was genau sie haben wollen. Dann melde ich mich wieder.“
Laurent brachte mich in die Stadt zurück, und sobald er mich abgesetzt hatte, rief ich Gilles von einer Telefonzelle aus an und hinterließ eine Nachricht. Er rief sofort zurück, und ich berichtete ihm, was ich erlebt hatte. Gilles klang besorgt und sagte, ich solle wieder anrufen, sobald ich mit Yasin gesprochen hätte.
Dann ging ich nach Hause und berichtete Yasin über meinen Besuch bei Laurent. Er interessierte sich nicht für die Scorpions und sagte, ich solle herausfinden, ob Laurent uns einen anderen Maschinenpistolentyp beschaffen könnte, die TEC-9.
Yasin schien sehr erfreut über die Nachricht, dass Laurent Zugang zu Sprengstoffen hatte und zum Verkauf bereit war.
„Frag ihn beim nächsten Mal, ob er auch Semtex hat. Und finde heraus, ob er uns Zünder besorgen kann.“
Das sagte ich ihm zu. Aber dann geschah etwas Seltsames: Yasin bat mich, ihm zu zeigen, wo Laurent wohnte. Ich war überrascht. Zu diesem Zeitpunkt kaufte ich bereits seit fast einem Jahr bei Laurent ein, und Yasin hatte mir niemals irgendwelche Fragen zu diesem
Weitere Kostenlose Bücher