Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story
mit Sturheit zu tun hatte. Es kam überhaupt nicht in Frage, dass ich Gilles meine Fahrtroute durchgab, während ich mit einem Auto, das mit Sprengstoff vollgepackt war, quer durch Frankreich fuhr. Ich traute ihm nicht, und wenn er wollte, konnte er mich einfach von der Polizei anhalten und das Auto auseinandernehmen lassen, und ich würde den Rest meines Lebens im Gefängnis verbringen. Wenn er der marokkanischen Polizei einen Tipp gab, würde alles noch schlimmer werden.
„Ausgeschlossen“, sagte ich. „Ich sage dir nicht, wo ich bin. Ich rufe dich an, wenn ich angekommen bin und der Handel abgewickelt ist.“
Gilles war aufgebracht: „Wenn wir nicht wissen, wo du bist, können wir dir auch nicht helfen, wenn du in Schwierigkeiten gerätst.“
„Das Risiko nehme ich auf mich.“
In der folgenden Nacht fuhren wir gegen drei Uhr los, um das Auto abzuholen. Hakim brachte mich zur Garage. Bei unserer Ankunft wartete bereits der Fahrer auf uns. Er hieß Jamal. Ich hatte ihn zuvor ein paar Mal bei uns im Haus gesehen. Er trug einen langen Bart, war sehr still und schien die meiste Zeit im Koran zu lesen.
Das Auto war bereit. Es war ein grüner Audi. Hinten war noch ein Anhänger befestigt, und der Rücksitz des Wagens war mit allen möglichen Dingen beladen, mit Teppichen, großen Kartons, Elektrogeräten. Wir sollten wie zwei Immigranten aussehen, die nach Marokko zurückfuhren, um ihre Verwandten zu besuchen. Bevor wir abfuhren, gab mir Hakim noch die Nummer eines Mobiltelefons. Er sagte, unter dieser Nummer solle ich Yasin anrufen, sobald ich Marokko erreicht hatte. Er würde mir dann sagen, wo mein Kontaktmann auf mich wartete.
Wir verließen Brüssel in Richtung Paris. Jamal saß am Steuer. Wir waren noch nicht weit gekommen, als das Auto Ärger machte. Die Motortemperatur stieg, und ich sah, wie Jamal nervös auf den Temperaturanzeiger schaute. Etwa zwanzig Kilometer hinter Lille hielten wir an und sahen nach. Aus dem Kühler spritzte kochendes Wasser. Ich hatte eine Wasserflasche im Auto und schüttete den Inhalt nach, um den Motor zu kühlen.
Wir kamen nur ein paar Kilometer weit, dann gab das Auto ein schreckliches Geräusch von sich. Ich sah zu Jamal hinüber, er hatte panische Angst. Er sagte nichts, aber ich sah, dass sich seine Lippen unglaublich schnell bewegten. Er betete.
Ich sagte Jamal, er solle auf dem Standstreifen anhalten. Dann stieg ich aus, ging zu Fuß bis zur nächsten Ausfahrt und fand schließlich in einem kleinen Dorf eine Telefonzelle, aus der ich den Reparaturdienst anrief. Was blieb mir anderes übrig? Wir mussten den Wagen von der Straße herunterbringen. Ich ging zum Auto zurück, sagte Jamal, was vor sich ging, und ihm war fast schlecht vor Angst. Er sagte nichts und betete nur.
Wenig später erschien ein Abschleppwagen und nahm den Audi an den Haken. Jamal und ich saßen im Audi, während wir abgeschleppt wurden. Wir fuhren ein paar Kilometer zu einem kleinen Dorf, wo der Fahrer unser Auto vor einer Reparaturwerkstatt abstellte.
Ich hatte keine Ahnung, wie wir das Auto wieder in Ordnung bringen konnten. Mit dem Motor stimmte etwas nicht, und ich war mir ziemlich sicher, was es war: Der Mechaniker in Brüssel hatte jeden freien Zentimeter mit Geld und Material zugestopft. Ich ging davon aus, dass er auch unten an den Flüssigkeitsbehältern Dinge untergebracht hatte, was die Überhitzung des Motors erklären würde. Aber wie konnten wir das Auto wieder in Ordnung bringen, ohne dass jemand entdeckte, was in ihm versteckt war?
Der Motor qualmte, als der Mechaniker in der Werkstatt die Haube öffnete. Er schaute sich alles genau an, jedes einzelne Teil. Ich musste ihn meinerseits mit Adleraugen beobachten, um sicherzugehen, dass er die Schmuggelware nicht fand. Er fragte mich mehrmals, ob ich mich im Büro nicht irgendwo hinsetzen wolle, aber ich lehnte ab. Jamal stand die ganze Zeit neben mir und betete still vor sich hin.
Mir kam es vor, als würde diese Prozedur Stunden dauern. Schließlich sah der Mechaniker auf und machte die Motorhaube zu. Er wandte sich mir zu.
„Ich kann nichts machen. Der Motor ist völlig hinüber. Sie müssen ihn auswechseln. Für morgen kann ich Ihnen einen Lastwagen besorgen, wenn Sie möchten, der das Auto nach Brüssel zurückbringt.“
Wir ließen den Wagen über Nacht in der Werkstatt, weil wir keinen anderen Abstellplatz hatten. Ich musste Jamal regelrecht von dort wegziehen. Ich glaube, er hätte im Auto übernachtet, wenn das nur
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