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Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story

Titel: Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Omar Nasiri
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die auf die Fähre wollen, und Sie stehen im Weg.“
    Ich sah zu ihm auf und lächelte. „Es tut mir leid, aber der Motor rührt sich nicht. Ich kann das Auto nicht bewegen.“
    „Dann müssen wir es abschleppen lassen.“
    „Auf die Fähre?“
    „Nein, in eine Werkstatt. Sie müssen es reparieren lassen, bevor Sie auf die Fähre können.“
    „Und wenn ich es auf die Fähre schiebe?“
    Er hob die Augenbrauen und besah sich das Auto. Als ich ausstieg, sah ich, was er meinte. Der Wagen war so schwer mit Teppichen und Kartons beladen, dass das Chassis fast den Boden streifte.
    Ich sah mich um und überlegte, wie ich diese Sache in Gang bringen konnte. Ich begegnete dem Blick eines Marokkaners, der an der Zufahrt zur Fähre stand. Er trug Zivilkleidung, stand dort aber mit drei anderen Männern zusammen, von denen zwei Funkgeräte am Gürtel trugen. Er hatte beobachtet, wie ich mit dem Polizisten sprach.
    Ich sah den Polizisten an. „Geben Sie mir einen Augenblick Zeit. Ich besorge ein paar Leute, die mir schieben helfen.“
    Ich ging zu den Männern an der Einfahrt hinüber. Ich wusste, wer diese Typen waren. In meiner Zeit in Marokko hatte ich viele von ihnen gesehen. Manchmal taten sie so, als seien sie Zollbeamte oder irgendwelche Seeleute, aber sie taten überhaupt nichts. Ich wusste, dass sie Physiognomen waren: Sie waren darauf spezialisiert, unter den Leuten, die an Bord der Fähre gingen, die verdächtigen Gesichter ausfindig zu machen.
    Ich ging mit einem Lächeln auf sie zu und breitete dabei die Arme aus, um zu zeigen, wie hilflos ich war. „Bitte entschuldigen Sie“, sagte ich auf Französisch. „Es tut mir sehr leid, Sie zu belästigen. Aber ich will meine Familie besuchen, und eben ist mein Auto kaputtgegangen.“Ich wies auf mein Auto in der Warteschlange. „Ich habe das Auto gekauft, weil ich dachte, ich könnte es in Marokko verkaufen und damit etwas Geld verdienen, aber auf dem Weg von Brüssel hierher habe ich so viel Geld für Reparaturen ausgegeben, dass ich nichts mehr übrig habe. Ich muss nur noch auf die Fähre kommen, drüben wird mich mein Bruder mit einem Abschleppwagen abholen.“
    Die Männer zeigten Verständnis. Ich wusste, dass ich sie in der Tasche hatte, und setzte mein breitestes Lächeln auf.
    „Gibt es irgendeine Chance, dass Sie es vielleicht mit mir auf die Fähre schieben könnten?“
    Die Männer sahen einander kurz an, einer zuckte mit den Schultern und wandte sich dann wieder mir zu.
    „Klar, wir können Ihnen helfen.“
    Drei der Männer gingen mit mir zum Audi zurück. Es brauchte sehr viel Kraft, aber schließlich schafften wir es, das Auto – das mit Sprengstoff, Waffen, Munition und geschmuggelten Devisen beladen war – auf die Fähre zu schieben. Die ganze Zeit musste ich dabei in mich hineinlachen. Jahrelang hatte mir die marokkanische Polizei schwer zugesetzt, also schien es jetzt nur angemessen, dass sie mir in dieser Situation half.
     
    Als das Auto an Bord war, ging ich an Deck. Die Fähre legte ab, und ich setzte mich und rauchte eine Zigarette. Ich bestellte einen Whisky und ließ noch einen zweiten folgen. Ich wusste, dass überall an Bord Polizisten in Zivil waren, die alles und jeden beobachteten. Denen wollte ich zeigen, dass ich kein Extremist war. Nur ein ganz normaler Mensch, der nach Hause fuhr, um seine Familie zu besuchen.
    Und außerdem brauchte ich jetzt wirklich einen Drink.

TANGER
    Nach dem Anlegen in Tanger wartete ich, bis alle Autos losgefahren waren. Den Audi allein vom Schiff zu schaffen war ausgeschlossen. Ich sah mich im Laderaum um und entdeckte dabei die Männer wieder, die mir in Algeciras geholfen hatten. Ich ging zu ihnen hin und fragte sie, ob sie mir noch einmal beim Schieben helfen könnten. Diesmal gaben sie sich distanzierter – sie waren jetzt wieder in Marokko, wo sie wirkliche Macht ausüben konnten -, aber einer von ihnen bot mir an, ein paar Hafenarbeiter für mich aufzutreiben, die mir helfen würden, das Auto über die Laderampe und vom Schiff zu schieben.
    Als ich den Zollbereich erreichte, war ich verblüfft. Überall wimmelte es von Polizei. Die marokkanischen Polizisten waren alle bewaffnet und nahmen jedes einzelne Auto genau unter die Lupe. Selbst die Touristen aus dem Westen, die sonst meist nur durchgewinkt wurden, mussten jetzt anhalten. Die Polizei sah sich alles, was in den Autos mitgeführt wurde, Stück für Stück ganz genau an. Ich sah, wie ein Polizist von einer britischen Frau verlangte, ihr

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